I. Im Althochdeutschen (770-1050)




Etwas später (im 8. – 11. Jh.) erfolgt die Verschiebung des germ. stimmlosen Reibelautes þ zum hochdeutschen stimmhaften Verschlusslaut d. Diese Verschiebung setzte sich im ganzen deutschen Sprachgebiet durch. Dieser Vorgang ist ebenso wie die zweite LV in den südlichen Mundarten entstanden und erstreckte sich vom Süden nach dem Norden.

germ. þ > ahd. d (eine kompensatorische Erscheinung)

got. þ ankjan, e. th ink ahd. d enken

got. air þ a as. ertha ahd. er d a

2. Anfang des IX. Jh. erfolgt der Wegfall des anlautenden h vor l, r, n, w:

hl > l got. hl aupan ahd. l oufan

hn > n got. hn eiwan ahd. hn igan > n igan

hr > r got. hr ains ahd. hr eini > r eini

hw > w got. hw at ahd. hw az > w az

Dieser Prozess begann im Süden Deutschlands um 800 und setzte sich auf dem ganzen hochdeutschen Gebiet durch.

 

Anfang des VIII. Jh.

w [ŭ] im Anlaut vor den Sonoren r, l > [-]

wr > r got. wr eitan, e. write ahd. r izzan

w l > l got. wl itz ahd. ant l izzi

II. Im Mittelhochdeutschen (1050-1350)

1. Im Mhd. verlieren die stimmhaften Verschlusslaute b, d, g, v im Auslaut ihren Stimmton. Dieser Prozess vollzieht sich im Übergang vom Ahd. zum Mhd.. Er wird im Mhd. durch veränderte Schreibung sichtbar. Man nennt diese Erscheinung Auslautverhärtung. Die Konsonanten b, d, g, v werden ebenfalls stimmlos, wenn ihnen ein stimmloser Konsonant folgt.

Auslautverhärtungsgesetz:

Nom. ni t - Gen. ni d es, Nom. ho f – Gen. ho v es

Inf. nei g en, gelou b en – Prät. nei c te, gelou p te

In der nhd. Orthographie hat man diese lautrichtige Bezeichnung zugunsten der Stammschreibung wieder aufgegeben.

 

2. Das Phonem []. Das Althochdeutsche besaß keinen Laut [∫]

a). Die Entwicklung dieses Phonems beginntim 11. Jh. aus der Konsonantenverbindung sk. Seit dieser Zeit erscheint die Schreibung sch, die im 12. Jh. allgemeine Verbreitung bekommt. Man vermutet, dass der Laut k in der Verbindung sk zuerst dem vorausgehenden s assimiliert wurde, um dann später mit ihm zu verschmelzen.

ahd. sk oni mhd. sch œne

ahd. sc uld mhd. sch uld

b). Seit dem 13. Jh. wird [s] zu [∫] im Wortanlaut vor l, m, n, w. Für die Bezeichnung des [∫] wurde die bereits vorhandene Schreibung sch benutzt. Im Mhd. wird der Laut [∫] zwar gesprochen, aber erst später in der Schrift gekennzeichnet.

ahd. sl afan [sl] mhd. sl afen [∫l] nhd. sch afen [∫l]

ahd. sm erzo [sm] mhd. sm erze [∫m] nhd. Schmerz [∫m]

ahd. sn eo [sn] mhd. sne [∫n] nhd. Schnee [∫n]

ahd. sw arz [sw] mhd. swarz [∫w] nhd. schwarz [∫w]

c). In einigen Wörtern wird Ende des 13. Jh. auch rs zu rsch. Im Schriftbild wird dieser Laut erst im Spätmittelhochdeutschen sichtbar:

ahd. ki rs a [rs] mhd. ki rs e [r∫] nhd. Ki rsch e [r∫]

ahd. herison [ris] mhd. hersen [r∫] nhd. herrschen [r∫]

d). Etwas später entwickelte sich das[∫] auch vor p, und t, obwohl es in der Schreibung unbezeichnet blieb:

ahd. spati [sp] mhd. spæte [sp > ∫p ] nhd. spät [∫p ]

ahd. starc [st] mhd. stark [st > ∫t ] nhd. stark [∫t ]

3. Um die Mitte des 13. Jh. wird s im Wortanlaut und im Inlaut vor Vokalen stimmhaft: [s] > [z]. Dieser Wandel fand aber keinen besonderen Ausdruck in der Schreibung.

ahd. s in [ s in] > mhd. s in [zin]

4. Im Ahd. und zu Beginn des Mhd. war w ein bilabialer Halbvokal (билабиальный/губно-губной). Im 13 Jh. entwickelt er sich zum labiodentalen (лабиодентальный/губно-зубной) stimmhaften Geräuschlaut (шумный согласный).

XIII. Jh.: [u] > [v]

ahd. Nom. seo – Gen. se w es [se u es]

mhd. Nom. se – Gen. se w es [se w es]

5. Die Verbindung qu.: Ahd. que wird im Mhd. zu ko, ahd. qui – zum mhd. ku

Ahd. queman – mhd. komen

6. Der Laut t wird nach den Nasalen zu d:

ahd. binten – mhd. binden „binden“

III. Im Frühneuhochdeutschen (1350-1650)

1. Im Ahd. und im Mhd. wurde das faringale h (Hauchlaut = глухой придыхательный звук) sowohl im Wortanlaut als auch im Silbenanlaut zwischen den Vokalen gesprochen. Seit Beginn des Fnhd. verstummt das h nach einem Vokal. Es bleibt in der Schrift als Dehnungszeichen bestehen.

ahd. se h an [h] mhd. se h en [h] fnhd. se h en[-]

ho h i [h] hœ h e [h] Hö h e[-]

Dehnungszeichen: mhd. sêr - fnhd. Se h r

2. Im Fnhd. wird die Konsonantenverbindung hs [hs] zu chs [ks] durch eine Zwischenstufe [hs] > [chs] > [ks]. In der Schreibung - chs.

mhd. hs [hs] > fnhd. chs [ks]

mhd. wahsen [hs] > fnhd. wachsen [ks]

3. a).w verschwindet im Inlaut zwischen zwei Vokalen (im Fnhd.)

mhd. fro uwe > fnhd. Fra u(e)

mhd. ni uwe fnhd. ne u(e)

w[v] - b). w wird vokalisiert im Auslaut (im Ahd. / Mhd.)

got. sai w s > ahd. se o > mhd. se e

a+w wird zum Diphthong au: mhd. pfawe > fnhd. Pfau ( павлин ); grawer > grauer

c). w in Verbindung mit l und r wird zu b: lw > lb, rw > rb (im Fnhd.)

mhd. swa lw e > fnhd. Schwa lb e

va rw e Fa rb e

4. Beim Übergang vom Mhd. zum Fnhd. und besonders im Fnhd.tritt häufig der Prozess der Assimilation von Konsonanten auf: mb > mm, mp > mm

mhd. stu mb er/stu mp > fnhd. stu mm

zi mb er > Zi mm er

5. s mhd. gla s, hu s (i.-e.) /

s [s] da z, u z (<t, 2Lvg) >

z fnhd. Gla s, Hau s, da s, au s

Es erfolgt im Fnhd. der Zusammenfall der Phoneme s (indoeuropäischer Herkunft ) und z ( entstanden infolge der 2. LV). Sie werden nicht nur gleich ausgesprochen, sondern auch gleich geschrieben.

6. [n] +[g] > [ŋ] mhd. sa nc, kra nc > fnhd. sa ng [ŋ]

vgl. An/gabe, ein/gießen

7. [t]+[∫] > [t∫] ahd. diutisk [-sk]> mhd. diutisch [dy ti] > fnhd. deutsch [dǿy t]



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