Unsere Information: Aus dem Lexikon der Kunst




Einige Stilepochen der europäischen Kunst

Römische Kunst

Die römische Kunst entfaltete sich etwa vom 5. Jahrhundert v. Chr. bis zum 5. Jahrhundert n. Chr. und wurde lange Zeit unter dem Aspekt ihrer Abhängigkeit von der griechischen bewertet. In der Tat verdankt sich etwa die heutige Kenntnis der griechischen Skulptur in hohem Maße der Tatsache, dass wichtige Werke der griechischen Bronzegießer - die wegen des hohen Materialwertes längst wieder eingeschmolzen waren - als römische Marmorkopien überliefert worden sind. Dennoch hat die Kunst des Römischen Reiches in Malerei, Skulptur und vor allem in der Architektur auch neue Wege beschritten. So ermöglichte z. B. der Einsatz von Zement in der römischen Architektur erstmals weitgespannte Kuppeln (Pantheon). Ausgebildet wurden in Rom und seinen Provinzen auch bereits die meisten Bautypen, die vom frühen Christentum für seine Sakralarchitektur übernommen wurden: Zentralbau, Basilika und mehrschiffige Halle. Zeitgenössische Beschreibungen von Kunst und Kunsttheorie lieferten zum Beispiel der Schriftsteller Plinius der Ältere und der Architekt Vitruv.

Kunst des Mittelalters

Vorromanik und Romanik

Die Romanik ist die Kunst der west- und mitteleuropä­ischen Feudalgesellschaft in der Zeit vom 11. Jahrhundert bis Anfang des 13. Jahrhunderts. Kulturträger sind die Feu­dalherren. Die Bezeichnung Romanik will sagen, dass die Kunst des frühen Mittelalters die Kunst des alten Roms fortsetzt. Romanisch bedeutet also „von Rom abhängig oder mit Rom verwandt“.

Als sich Karl der Große im Jahr 800 in Rom zum Kaiser krönen lässt, begründet er nicht nur eine bis ins 16. Jahrhundert dauernde politische Praxis, sondern erneuert auch ästhetisch eine europäische Tradition. Seine Rückkehr an die in der Völkerwanderungszeit zu einem Dorf geschrumpfte römische Ex-Metropole lässt sich zum einen als die erste nachantike Anknüpfung an die große Zeit des Römischen Reiches lesen, weshalb die Kunstproduktion unter Karl auch karolingische Renaissance genannt wird. Zweitens verbindet sich das Kaisertum eng mit der fortan wichtigsten Macht, die auch die meisten Bauten und Bilder produzieren wird: der römisch-katholischen Kirche.

Man unterscheidet bei der Vorromanik zwischen der merowingischen Kunst, die sich wie ihre Vorgänger noch der keltischen Kultur zurechnen lässt, und der karolingischen Kunst, die bereits den Reichtum und die Vielfalt eines Stils entfaltet, der sich dank der Machtausdehnung Karls in ganz Mitteleuropa verbreitet. In der Malerei ragen Werke der Buchmalerei und der Wandmalerei hervor, eine Reihe von illustrierten Handschriften ordnet man einer Hofschule Karls des Großen zu. In der Architektur wird etwa mit der Aachener Pfalzkappelle versucht, die Tempelbauformen der römischen Kaiserzeit zu reaktivieren.

Die den Karolingern nachfolgenden Ottonen führen die qualitätvolle Buchmalerei fort (z. B. die Reichenauer Malerschule) und sorgen, wie die darauffolgenden Salier und Staufer für viele neue Kirchenbauten u. a. in den Gebieten der Expansion nach Osten. Die Romanik zeichnet sich, v. a. im Vergleich zur nachfolgenden Gotik, durch ihre feste Bauweise und einen wehrhaften Charakter aus. Kirchen mussten oftmals noch die Funktion von Burgen erfüllen (Wehrkirche), große Fenster waren technisch noch nicht möglich und aus Sicherheitsgründen nicht erwünscht. Dagegen stand ein hoher Bedarf an Mauerfläche für die Wandmalerei. Weiterer Schmuck waren zweifarbige Bänderungen der Pfeiler und Gewölbegurte, sowie Skulpturen an Portalen und Lettnern. Wichtige romanische Bauten sind z. B. der Speyerer Dom, die Abtei von Cluny. Bedeutende skulpturale Kunstwerke sind außerdem aus Bronze erhalten, u. a. die Hildesheimer Bernwardssäule. Dem Kunsthandwerk kommt der aufblühende Reliquienhandel zugute, der die Nachfrage nach prächtigen Reliquiaren erzeugt sowie die liturgischen Erfordernisse der Kirche (Tabernakel, Vortragekreuze, Messkelche, bestickte liturgische Gewänder, Radleuchter etc.).

In der Baukunst lassen die weltlichen Fürsten feste Burgen mit Türmen und starken Mauern errichten (z. B. die Wartburg bei Eisenach). Im Kirchenbau herrscht der Typ der Basilika (eine hohe weite Halle) vor, viereckige Türme werden oft in den oberen Teilen achteckig fortgesetzt, an Fenstern und Türen werden Rundbogen ver­wendet. Der Rundbogen ist das Hauptmerkmal des romani­schen Stils. Die bildenden Künste zeigen sehr einfache sti­lisierte Formen und erzählenden Inhalt. In der Malerei werden nur kräftige Grundfarben verwendet. Die schönen kirchlichen Geräte zeigen, wie hoch das Kunstgewerbe der Romanik entwickelt war. In der Mitte des 12. Jahrhunderts wird die Romanik zuerst in Frankreich und später in den an­deren europäischen Ländern von der Gotik abgelöst.

Die Gotik ist die zweite große Stilepoche der mittelalter­lichen Kunst in Europa von der Mitte des 12. Jahrhunderts bis in das 15. Jahrhundert hinein. Kulturträger ist die Kir­che.

Mit der Entwicklung eines neuen Baustils zu Beginn des 12. Jahrhunderts in Frankreich wird eine Epoche eingeleitet, die unter dem nachträglich gewählten und ursprünglich abwertend gemeinten Begriff Gotik bis zum Ende des Mittelalters die Kunst des Abendlandes prägen wird. Am deutlichsten zeichnen sich die Merkmale der Gotik im Kirchenbau ab. Die Entwicklung der Bautechnik ermög­lichte es, massive Mauern durch einen hohen senkrecht gegliederten Bau zu ersetzen. Der Rundbogen der Romanik wurde durch den Spitzbogen abgelöst. Die Bauwerke erwecken durch die Betonung des Senkrechten, Leichten den Eindruck, als seien sie nicht aus schwerem massiven Stein erbaut. Dieser Eindruck wird noch durch hohe Türme, reiche Ornamente, viele hohe Fenster und Glasmalerei unterstützt.

Durch die Entdeckung, dass sich das Gewicht von Baulasten, insbesondere Decken, durch Strebebogen von der Wand weg nach außen verlagern lässt, wurden große Fensterflächen möglich, die die gotische Kathedrale zum lichtdurchfluteten Baukörper werden ließen. Im damals deutschsprachigen Raum sind besonders zu nennen das Freiburger Münster, das Straßburger Münster, der Kölner Dom und der Prager Veitsdom. Das erste Bauwerk in Deutschland nach dem gotischen Plan war der Magdeburger Dom, begonnen 1209. In der Plastik und in der Malerei werden die Gestalten schlank dargestellt.

Die Entwicklung der Malerei verdankte einem kriminellen Akt ihren größten Impuls: die Venezianer bringen von ihrer Plünderung Konstantinopels im Rahmen des vierten Kreuzzuges von 1204 einen neuen Bildtyp in den Westen. Die Ikone ist ein mobiles Tafelbild und wird bald als wichtigster Träger für Malerei triumphieren, wo bisher nur auf Wände - ob als Fresko oder Glasmalerei auf den größer gewordenen Fensterflächen - und in Handschriften gemalt wurde. In Italien, wo die Ikone zuerst eintrifft, entwickelt sich auch zuerst eine westliche Maltradition, die mit Duccio einen ersten großen Maler hervorbringt und mit dem ersten Anwender der Perspektive, Giotto di Bondone, die Flächigkeit, die Bedeutungsperspektive und die Naturferne des Mittelalters schon wieder zu überwinden versucht.

Die Skulptur entfaltet sich wie in der Romanik vor allem an den Fassaden und Portalen der großen Kirchenbauten, nördlich der Alpen aber vor allem in einer Spezialform des Flügelaltares, dem Schnitzaltar. Besonders im süddeutschen Raum entstehen in der Spätgotik Spitzenwerke in den Werkstätten von Tilman Riemenschneider, Veit Stoß und den Erhards aus Ulm.

 

Die Renaissance („Wiedergeburt") ist eine Kulturepoche der frühbürgerlichen Entwicklung vom 15. bis 16. Jahrhun­dert in einer Reihe west- und mitteleuropäischer Länder. Kulturträger ist das Bürgertum. Ausgehend von den Städten Italiens, in denen das Bürgertum damals wirtschaftlich sehr schnell aufstieg, kamen überall Wissenschaft, Kunst und Literatur zu höchster Blüte. Im Gegensatz zur herrschenden religiösen Weltanschauung entwickelten sich verschiedene neue philosophische Anschauungen. Inhalt der Renaissan­cekultur war der Humanismus, der die mittelalterlichen Zustände überwinden, die Herrschaft der kirchlichen Lehre beseitigen, dem Menschen und dem menschlichen Geist freie Entwicklungsmöglichkeiten geben wollte. In der Kunst lehnte sich die Renaissance an die Antikean, richtete sich aber nach der realen Welt, in deren Mittelpunkt der Mensch in seiner Kraft und Schönheit steht. Renaissance

Mit der Emanzipation der Kaufleute und Seefahrer in den italienischen Stadtstaaten und Fürstentümern wie Florenz (Toskana), Mantua, Urbino, Genua und Venedig entsteht ein neues Publikum für Kunst jenseits kirchlicher oder feudaler Auftraggeber, das dank internationalem Handel kulturelle Einflüsse verschiedenster Kunstzentren aufnehmen kann. Zugleich befördern zufällige und gezielte Funde antiker Kunstwerke vor allem in Rom eine neue Sicht auf den Menschen und sein gestaltetes Ebenbild. Die Renaissance nimmt im Italien des 14. Jahrhunderts ihren Anfang und erreicht dort im 15. und 16. Jahrhundert ihren Höhepunkt. In den anderen europäischen Ländern zieht die neue Kunst ab ca. 1500 endgültig ein. Sowohl in der Architektur wie in der Bildhauerei nimmt man sich die Antike unmittelbar zum Vorbild: Proportionen, klassische Säulenordnungen, Bauformen wie der Portikus, die Ädikula werden übernommen und mit anderen Elementen (Kuppeln) kombiniert. Die Künstler befreien sich aus den zünftischen Berufsorganisationen des Mittelalters, werden selbstbewusst, signieren ihre Werke und stellen sich selbst dar. Die immer gekonterte Anwendung der Zentralperspektive (deren erste mathematisch korrekte Übertragung ins Bild 1426 Masaccio in seinem Dreifaltigkeitsfresko in Santa Maria Novella in Florenz gelungen sein soll) ermöglicht immer naturnähere Darstellungen.

Die Malerei erhielt neue höhere Pracht durch die Erfindung der Freskotechnik und die Anwendung von Ölfarben. Die realistische Landschaft zog in die Kunstwerke ein, die Graphik entstand. Die Ar­chitektur betonte, im Gegensatz zur Gotik, die waagerechte Linie. Die Schönheit des menschlichen Körpers wie auch die der Natur wurden wieder entdeckt, so bei den Italienern Botticelli, Leonardo da Vinci, Michelangelo, Raffael, Tizian und Veronese. Die erste Hälfte des 16. Jahrhunderts brachte der deutschen Kunst in der Zeit der Bauernkriege, der Reformation und der Entfaltung des Humanismus die Blüte der Renaissance im Schaffen von Lucas Cranach dem Älteren, Albrecht Dürer und Hans Holbein. Diese waren mit den kämpferischen Ideen ihrer Zeit eng verbunden. Das Ende der Renaissance wurde im wesentlichen durch den Sieg der Gegenreformation in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts bestimmt.

Der Barock ist eine Stilepoche der europäischen Kunst von etwa 1600 bis 1750. Kulturträger sind kirchliche und weltliche Fürsten. »Der Barock folgte der Renaissance und löste in der bildenden Kunst ihre klaren klassischen Formen durch unruhige Bewegungen aller Formen ab, die nicht Ausdruck von Harmonie sind, sondern von Kraft. Seine Hauptaufgabe bestand darin, den Reichtum und die Macht der absolutistischen Herrschaft und der katholischen Kirche im Zeitalter der Gegenreformation zur Schau zu stellen.. Der Barock ist stark durch die Phantasie gekennzeichnet, die von der Bewunderung der großen Maler des 16. Jahrhunderts ausging. Es entsprang dem noch immer bleibenden Interesse am Studium der klassischen Antike. In diesem Sinne brach der Barock nicht mit der Renaissance, sondern entwickelte ihn zu einer dynamischeren, künstlerischen Auffassung weiter, in der für den Künstler jede Komposition möglich war; und der hielt sich mehr an die Vermutung als an das formale Gleichgewicht. Der barocke Stil breitete sich über ganz Europa aus.

Hochbegabte Baumeister, Künstler und Handwerker gestal­teten eindrucksvolle Kunstwerke von lebendiger Fülle. Be­stimmende Aufgabe eines barocken Innenraumes ist es, Il­lusionen zu erzeugen. Dazu dienen doppelte Ausführungen von Säulen und Türmen (an kirchlichen und weltlichen Bauten) sowie große Deckengemälde. Sie sollen Pracht und Reich­tum entfalten und Macht symbolisieren. In der Plastik werden geschwungeneBewegungen zum bestimmenden Darstellungsmotiv. Die Barockmalerei gestaltet dramati­sche Szenen oft zu biblischen Themen. Die Maler bedienen sich gern starker Lichtgegensätze (hell-dunkel). Das bedeu­tendste Bauwerk des deutschen Barocks ist der Dresdener Zwinger.

Das Rokoko ist eine Stilrichtung der europäischen Kunst in der Zeit von etwa 1720 bis 1770, die dem Barock folgte. Es handelt sich im Wesentlichen um einen Dekorationsstil. Er schuf für das exklusive Leben der absolutistischen Ge­sellschaft in ihrer Endzeit eine spielerisch freundliche At­mosphäre. Alles Große, Schwere, Überreiche des Barocks wurde ins Kleine, Leichte, Feine umgewandelt. Die Klein­plastik und das Kleinbildwerk (besonders als Pastellmalerei) sind typische Beispiele dieser spielerischen Haltung.

Der Übergang vom Barock zum Rokoko (franz. Rocaille-Muschel) ist fließend, weswegen das Rokoko auch als Spätbarock bezeichnet wird. Sein Ursprung findet sich im Lebensgefühl des französischen Adels im 18. Jahrhundert. Durch Schäferspiele, Hirtenszenen, opulente Fest, Kostümbälle, Picknicks und Konzerte erzeugte der Adel die Illusion eines unbeschwerten, natürlichen Lebens. Die Sehnsucht nach einem idealisierten Landleben manifestierte sich in Lustschlösschen, Pavillons und dazugehörigen, gestalteten Parkanlagen. Die Frivolität und das spielerische Vergnügen findet sich auch als perfekte Illusion in den raffiniert verfeinerten Motiven des Rokokos wieder. Helle, luftige Farbtöne werden verwendet, die Arbeiten sind übertrieben dekoriert, so auch die Verzierungen von Möbeln und Alltagsgegenständen.

 

Der Klassizismus (1770—1830) ist eine Kunstrichtung, die sich an die antike (klassische, vorbildliche) Kunst anlehnt und in einzelnen Werken diese oft nur nachahmt. Klassizismus ist in der Kunstgeschichte ein Name für eine Stilepoche, in der die Nachahmung des klassischen Altertums (vorrangig die griechische Antike, der griechische Tempelbau) zum Programm erhoben wird. Die Abgrenzung dieser Epoche ist nicht einfach.

Hauptsächlich aber wird als "Klassizismus" eine Epoche der gesamten Kunstgeschichte im späten 18. Jahrhundert und frühen 19. Jahrhundert (etwa zwischen 1770 und 1830) bezeichnet, welche die (vor allem griechische) Klassik zu erneuern versuchte. Als ihr geistiger Begründer im deutschsprachigen Raum gilt Johann Joachim Winckelmann.

Der Klas­sizismus war eine Bewegung des aufsteigenden Bürgertums, die sich besonders gegen die vom Absolutismus beeinflussten Stilrichtungen des Barocks und des Rokokos richtete. Die Künstler waren bestrebt, zu klassischen Formen zurückzu­kehren, bauten nach einfachen, klaren Plänen, in geraden, nicht mehr geschwungenen Linien, verwendeten Bauelemente der griechischen Architektur (z. B. das Brandenburger Tor in Berlin). An erster Stelle standen nun Bauten, die der Bil­dung des Bürgertums dienten: Theater, Museen, Universi­täten, Bibliotheken. Für die Malerei waren ein klarer Auf­bau und kühle Farben charakteristisch. Die Bewegung durfte nur in der Form, niemals (wie im Barock und Rokoko) in der Farbe liegen. Die Maler suchten in ihren Landschaften die reine, unverdorbene Natur darzustellen.

 

Das Biedermeier war ein Kunststil, der in Deutschland etwa in den Jahren zwischen 1815 und 1848 sehr verbreitet war. Im Biedermeierstil fanden die Ruhe und Bequemlich­keit des engen, nach außen abgeschlossenen Daseins des deutschen Bürgertums dieser Zeit ihren künstlerischen Aus­druck. Biedermeier war ursprünglich der Name einer erfun­denen Gestalt des deutschen Bürgers. Am deutlichsten war diese Stilrichtung in der Innenarchitektur und in der Mö­belkunst vertreten. Die Formen der Antike wurden zur Einrichtung einer gewöhnlichen „guten Stube" umgewan­delt: gemütlich, schlicht und kleinbürgerlich. Die Maler des Biedermeiers entdeckten die eigene Heimat, die Freuden des alltäglichen Lebens, die Märchenwelt der deutschen Volkskunst. Sie stellten das kleinbürgerliche Leben oft mit humorvollen Zügen dar und gestalteten es als Idylle.

 

Romantik (1790-1840)

Romantik bezeichnet eine kulturgeschichtliche Epoche, die vom Ende des 18. Jahrhunderts bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dauerte und sich insbesondere auf den Gebieten der bildenden Kunst (1790-1840), der Literatur (1795-1848) und der Musik äußerte.

Im heutigen, allgemeinen Sprachgebrauch bezeichnet der Begriff Romantik mit dem Adjektiv romantisch die Eigenschaft einer Sache oder eines Ereignisses, Menschen mit Liebe und Sehnsucht zu erfüllen, so etwa in den Wortverbindungen "romantische Liebe", "romantische Musik" oder "ein romantischer Brief.

Man unterscheidet zwischen Frühromantik (ca. 1795-1804), Hochromantik (ca. 1804-1815) und Spätromantik (ca. 1815-1848). In der Hochromantik unterscheidet man zwischen dem Heidelberger Kreis und dem Berliner Kreis.

Allerdings verliefen diese Phasen nicht in allen Kultursparten synchron; die Spätromantik in der Musik zieht sich beispielsweise bis zum Anfang des 20. Jahrhunderts hin (Gustav Mahler, Richard Strauß).

Die Grundthemen der Romantik sind Gefühl, Leidenschaft, Individualität und individuelles Erleben sowie Seele; vor allem die psychisch gequälte Seele. Romantik entstand als Reaktion auf das Monopol der vernunftgerichteten Philosophie der Aufklärung und auf die Strenge des durch die Antike inspirierten Klassizismus. Im Vordergrund stehen Empfindungen wie Sehnsucht, Mysterium und Geheimnis. Dem in die Zukunft gerichteten Rationalismus und Optimismus der Aufklärung werden eine Rückgriff auf das Individuelle und Numinose gegenüber gestellt. Diese Charakteristika sind bezeichnend für die romantische Kunst und für die entsprechende Lebenseinstellung.

 

Die europäische Kunst der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts und des 20. Jahrhunderts

 

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts ahmte man in der Baukunst fast nur vergangene Stile nach. Dagegen traten am Ende des Jahrhunderts einzelne Architekten und Künst­ler auf, die moderne technische Errungenschaften ausnutzen wollten. Ihr Bemühen galt neuen Konstruktionsmöglichkeiten und lief vor allem darauf hinaus, Zweckbauten in Stahl und Glas zu entwickeln. Mit dem 20. Jahrhundert begann sich das Technisch-Konstruktive in der Baukunst immer mehr durchzusetzen. Häufiger wurden dabei industriell erzeugte Bauteile verwendet. In den 20er Jahren bemühte sich in Deutschland das Bauhaus (eine von dem Architekten W. Gropius 1919 in Weimar gegründete Kunstschule, die für die moderne Architektur der ganzen Welt neue Wege zeigte), in der industriellen Bauweise sowohl der funktionellen und wirtschaftlichen als auch der künstlerischen Seite Rechnung zu tragen. Heute prägt das industrielle Bauen als Ausdruck der gewaltigen Veränderungen der ökonomischen und technischen Möglichkeiten immer mehr das Gesicht der modernen Baukunst. In der Malerei tauchte bereits in­nerhalb des Klassizismus der moderne Realismus mit seinen Forderungen nach Farbe und Fülle, nach Leben und Bewe­gung auf. Es erwies sich, dass die „großen" Motive, nach denen die bildende Kunst zu allen Zeiten und in der ganzen Welt stets gesucht hatte, direkt vor den Fenstern des Ateliers zu finden sind. Die bewusste Wendung zur Wirklichkeits­darstellung und der Bruch mit den idealisierenden und su­bjektiven phantasievollen Schöpfungen der Romantik stehen in Zusammenhang mit der industriell-technischen Entwick­lung des Kapitalismus im 19. Jahrhundert und mit der ge­sellschaftspolitischen Bewegung. Die äußerst komplizierten Prozesse der gesellschaftlichen Entwicklung des 19. und 20. Jahrhunderts und die Vielfalt ihrer Widerspiegelungen in der Kunst ließen eine Formenwelt entstehen, die keine ein­heitliche Stilepoche darstellt. Deshalb kann nur von einzel­nen Richtungen (Schulen) und von einzelnen Persönlich­keiten die Rede sein.

Der Impressionismus (Impression = Eindruck) ist in der Malerei eine Richtung, die sich im letzten Viertel des 19. Jahrhunderts in Frankreich entwickelte und sich von dort auf andere Länder ausbreitete. Sie entstand als Gegenreak­tion zu den alten akademischen Kunstlehren und der dunkeltönigen Ateliermalerei. Die Impressionisten gingen hin­aus in die Natur und malten die Gegenstände nicht nach gelernten akademischen Regeln, sondern wie sie ihnen im Augenblick des Gemaltwerdens vom Eindruck her erschienen. Durch diese neue Art des Sehens und Malens gelangen ihnen ausgezeichnete Darstellungen der Bewegung. Ebenso erfassten sie damit im Gegensatz zur bisherigen Ateliermalerei die Farbenpracht des Lichtes. Sie eroberten für die Entwicklung der Malerei wertvolle neue Erkenntnisse in der farbigen Ge­staltung der Atmosphäre. Dunkle Farben wurden vermieden, ihre Werke erreichten hohe Leuchtkraft. Die bedeutendsten Meister des Impressionismus in Frankreich sind Eduard Manet, Claude Monet, Auguste Renoir. Die deutschen Hauptmeister sind Max Slevogt, Max Liebermann und Lovis Corinth.

Der Jugendstil war eine Stilrichtung, die von 1895 bis 1905 ihre Blüte erlebte. Er setzte sich besonders auf dem Gebiet der Innenarchitektur, der Buchkunst und des Kunst-gewerbes durch. Der Jugendstil wandte sich sowohl gegen die Nachahmung der Kunststile vergangener Epoche als auch gegen die Pracht, wie sie für die Zeit des Kaiserreiches typisch war. Die Ornamente des Jugendstils stellen eine echte schöpferische Leistung dar.

Der Expressionismus („Ausdruckskunst") ist eine kleinbürgerliche Richtung in der Kunst zu Beginn des 20. Jahrhunderts. Er entstand als Protestbewegung gegen menschli- ches Leid und Elend, gegen Rohheit und Gewalt, aber auch gegen die Ausdrucksmöglichkeiten des Naturalismus. Alles Schöne und Harmonische erschien den Expressionisten falsch und verräterisch im Vergleich zur grausamen Wirk­lichkeit des Imperialismus. Die Maler und Bildhauer suchten dabei in gewaltigen Formen und flächenhafter, aber starker Farbigkeit nach neuen Ausdrucksmöglichkeiten für ihren Protest. Die Beschränktheit ihrer kleinbürgerlichen Stellung erlaubte es jedoch den Expressionisten nicht, die wahren gesellschaftlichen Ursachen der Zustände zu erkennen, gegen die sie mit ihrer Kunst eigentlich protestieren wollten.

Der Formalismus. Im Gegensatz zur schöpferischen Methode des Realismus steht die Methode des Formalismus mit all ihren Richtungen. Diese Methode in der Kunst ist die Wi­derspiegelung des Verfalls der bürgerlichen Gesellschaft und ihrer Ideologie im Imperialismus. Die Formalisten verzichten auf eine wahrheitsgetreue gegenständliche Dar­stellung der Wirklichkeit und zerstören, indem sie von künst­lerischer Freiheit reden, die Zusammenhänge und tatsächlichen Erscheinungsformen der Wirklichkeit, vor allem das humanistische Menschenbild. Die bildende Kunst wird zum Formenspiel. Der Formalismus leugnet das nationale Kulturerbe und tritt zugleich gegen alle realistischen Ten­denzen in der bildenden Kunst auf. Volksfeindlichkeit der abstrakten Kunst drückt sich vor allem darin aus, dass sie die gesellschaftliche Aufgabe der Kunst, Erkenntnisse und

Ideale zu vermitteln, verneint und zu behaupten sucht, dass nur wenige Auserwählte sie verstehen können.

Der Realismus [zu lateinisch lat. realis: die Sache betreffend; res: Sache, Ding] bezeichnet in der Kunstgeschichte eine Mitte des 19. Jahrhunderts in Europa einsetzende neue Kunstauffassung, die sich gegen die historisierenden und idealisierenden Darstellungen des Klassizismus und der Romantik wandte. Insbesondere die Maler suchten ihre Sujets nunmehr ausschließlich in der fassbaren Welt. In Frankreich trat die sogenannte Schule von Barbizon um 1850 für eine Landschaftsmalerei ein, die im Freien entstand; der französische Maler Gustave Courbet, der den Begriff "Realismus" als Stilphase innerhalb der europäischen Kunst des 19. Jahrhunderts 1855 prägte, als dieser auf der Pariser Weltausstellung über dem Pavillon mit seinen Werken die programmatischen Worte "Le realism G. Courbet" anbrachte, propagierte in den 1860er Jahren eine Kunst, die sich aus sichtbaren Dingen zusammensetzen und nicht in der Vorstellung entstehen solle. Die Künstler fanden ihre Sujets insbesondere auch in den neuen Errungenschaften ihrer Zeit; so basierte das Gemälde „Das Eisenwalzwerk“ (1872-1875) von Adolph Menzel auf intensiven und in zahlreichen Skizzen und Studien festgehaltenen Recherche in einer schlesischen Eisenhütte. Wichtige Vertreter des Realismus im 19. Jahrhundert waren unter anderen auch Honore Daumier (1808-1879), Jean-Francois Millet (1814-1875) oder Ilja Repin (1844-1930).

 

 

Übungen zum Wortschatz und zum Text „Unsere Informa­tion"

1. Lesen Sie den Text „Unsere Information". Finden Sie Antworten auf die folgenden Fragen:

 

1. Wie entwickelten sich im Laufe der Jahrhunderte verschiedene Kunststile?

2. Wann erreichte jeder Stil seinen Höhepunkt?

 

2. Bestimmen Sie die Bedeutung der folgenden Wörter und Wortverbindungen ohne Wörterbuch und nennen Sie ihre russischen Äquivalente:

1. kräftige Grundfarben;

2. die Stilepoche der europä­ischen Kunst;

3. das bestimmende Darstellungsmotiv;

4. das nach außen abgeschlossene Dasein;

5. das Kleinbildwerk;

6. die dunkel tönige Ateliermalerei;

7. das humanistische Menschenbild;

8. die Kulturschaffenden

9.qualitätvolle Buchmalerei

10. karolingische Renaissance

11. der Typ der Basilika

12. Lustschlösschen

13. Innenarchitektur

 

3. Lesen Sie die folgenden Fremd- bzw. Lehnwörter vor:

 

die Romanik, die Gotik, die Renaissance, die Antike, der Barock, das Rokoko, der Realismus, der Absolutismus, absolutistisch, der Klassizismus, klassizistisch, der Impres­sionismus, impressionistisch, der Expressionismus, expres­sionistisch, der Humanismus, humanistisch, das Atelier, das Symbol, der Humor, humorvoll, exklusiv, tendenziös

4. Antworten Sie auf die folgenden Fragen. Beachten Sie dabei die Rektion:

 

1. Was hat der Klassizismus nachgeahmt?

2. Woran lehnt sich die Gotik an?

3. Worauf lief das Bemühen einzelner Architekten Anfang des 20. Jahrhunderts hinaus?

4. Wie hat man die antiken Formen im 19. Jahrhundert umgewan­delt?

5. Welcher Farben bedienten sich die Impressionisten?

6. Zu welchem Symbol wurde das bekannte Bild von Picasso „Die Taube"?

7. Sind die architektonischen Bauten manchmal mit der Musik zu vergleichen?

8. Welcher Kunststil wurde von dem Biedermeier abgelöst?

 

5. Stellen Sie Fragen zu den folgenden Sätzen, gebrauchen Sie dabei die in den Klammern angegebenen Wörter:

 

1. Die Romanik wurde von der zweiten großen Stilepoche, der Gotik, Mitte des 12. Jahrhunderts abgelöst. (wovon?)

2. Der Formalismus trat gegen alle realistischen Tendenzen in der bildenden Kunst auf. (wogegen?)

3. Die Renaissance lehnte sich an die Antike an. (woran?)

4. Die schweren und prachtvollen Züge des Barocks wurden in der Rokoko-Epo­che in die Kleinbildwerke umgewandelt. (wie?)

5. Ein her­vorragender Künstler würde nie andere Künstler nachahmen. (was?)

6. Die hervorragendsten Werke jeder Epoche werden bis in die kommenden Jahrhunderte hinein bewundert. (bis wann?)

 

6. Fragen Sie einen von Ihren Kommilitonen, ob:

 

1. jeder Kunststil zu seiner Zeit fortschrittlich war;

2. zahlreiche Prospekte die Kunstwerke besser zu verstehen helfen;

3. jede Art der Baukunst aufs engste mit der Bau­technik verbunden ist;

4. auch heute in der Baukunst ver­schiedene Bauteile aus Stahl und Glas verwendet werden;

5. in dem Klassizismus die antike Kunst wiederholt und oft nur nachgeahmt worden ist;

6. sich der Jugendstil beson­ders auf dem Gebiet der Innenarchitektur durchgesetzt hat;

7. der Expressionismus als Protestbewegung gegen Rohheit und Gewalt entstand;

8. der Realismus die Vielfalt der Stile und Formen voraussetzt;

 

7. Erfinden Sie Situationen. Gebrauchen Sie dabei die folgenden Wörter und Wortverbindungen:

 

A. 1. ablösen; 2. bis in die Gegenwart hinein; 3. Begabung für etw. haben; 4. hervorragend; 5. etw. zu seinem Nutzen verwenden; 6. sich abzeichnen (die Möglichkeit); 7. bei j-m den Eindruck erwecken; 8. hinauslaufen auf А

 

В. 1. den Ruhm genießen; 2. die Tatsache leugnen; 3. sich anlehnen; 4. in aller Pracht; 5. eine Reklame ausführen; 6. vergleichen; 7. das Publikum erobern; 8. zum Symbol werden

 

SPRECHÜBUNGEN ZUM THEMA

 

1. Erklären Sie die Bedeutung der folgenden Begriffe. Verwenden Sie dabei die in

den Klammern angegebenen Wörter und Wortverbindungen:

 

1. Die Sprache der Kunst (die Wirklichkeit darstellen, erklären, verändern, nicht zufällig); 2. Der gesellschaftliche Auftrag (Rechnung tragen, bewusst machen, zum Bedürfnis werden);

3. Den Künstler in die „Freiheit" entlassen (die Kunst als Selbstzweck, Ideale verkörpern lassen, die Funktion der Künste);

4. Die von der Kultur ferngehaltene Masse (die Kunst um der Kunst willen, wenige Auserwählte, die höhere Bedeutung beimessen, überwinden);

5. Kunst ist ein Spiegel (wiedergeben, widerspiegeln, entdecken)

 

 

2. Gestalten Sie einen Bericht nach dem folgenden Plan:

 

Baukunst und Baumeister.

1. Stile in der Baukunst. Stile und die Geschichte. Ver­gleichen Sie Gotik und Biedermeierstil, Romanik und Klas­sizismus, Barock und Rokoko. Sprechen Sie von ihren Merk­malen.

2. Jeder Stil hat seine Schönheit — begründen Sie diese These, führen Sie Beispiele aus der Baukunst an.

3. Sprechen Sie über die Baumeister verschiedener Epo­chen (Schlüter, Knobelsdorff, Schinkel, Gropius u.a.); nennen Sie Bauwerke, die von ihnen geschaffen wurden.

3. Kommentieren Sie die folgenden Auszüge:

1. Sich auf der Höhe der Zeit halten

Der Künstler muss sich auf der Höhe der Zeit halten, wenn er seiner Zeit etwas zu sagen haben will und wenn ihn die kommenden Zeiten nicht vergessen sollen. Nie hat ein Künst­ler die Anerkennung kommender Zeiten gefunden, der nicht über seine Zeit etwas Bindendes ausgesagt hätte.

2. Gibt es zeitlose Kunst?

Ein neuer Inhalt bedingt eine neue Form, sagt man. Da­mit ist meiner Meinung nach noch nicht viel gesagt. Die sogenannten neuen Formen der sogenannten Moderne beweisen, dass es nicht auf irgendeinen neuen Inhalt ankommt, sondern auf einen ganz bestimmten. Zeitlose Kunst hat es nie gegeben. Je tiefer die Kunst in den Geist ihrer Zeit eindrang, um so größer und bedeutender ist sie für alle Zeiten.

3. Die Freiheit der Kunst

Die Freiheit der Kunst ist nicht von der Freiheit der schaffenden Menschen zu trennen. Sie, die Kunst, erkämpft gerade dann ihre Freiheit, wo sie Waffe gegen die Unterdrückung und Ausbeutung des Menschen und Werkzeug für den Bau einer besseren, humanistischen Welt ist. Jene andere „freie Kunst" ist in Wahrheit eine eingesperrte Kunst, der Willkür der Reaktion und der Künstler ausgesetzt.

5. Form und Stoff

Herr K. betrachtete ein Gemälde, das einigen Gegenstän­den eine sehr eigenwillige Form verlieh. Er sagte: „Einigen Künstlern geht es, wenn sie die Welt betrachten, wie vielen Philosophen. Bei der Bemühung um die Form geht der Stoff verloren. Ich arbeitete einmal bei einem Gärtner. Er hän­digte mir eine Gartenschere aus und ließ mich einen Lor­beerbaum beschneiden. Der Baum stand in einem Topf und wurde zu Festlichkeiten ausgeliehen. Dazu musste er die Form einer Kugel haben. Ich begann sogleich mit dem Ab­schneiden der wilden Triebe, aber wie sehr ich mich auch mühte, die Kugelform zu erreichen, es wollte mir lange nicht gelingen. Einmal hatte ich auf der einen, einmal auf der anderen Seite zu viel weggestutzt. Als es endlich eine Kugel geworden war, war die Kugel sehr klein. Der Gärtner sagte enttäuscht: „Gut, das ist die Kugel, aber wo ist der Lorbeer?"

(von Bertolt Brecht)

6. Was ist ein Künstler?

Was, glauben Sie denn, ist ein Künstler? Ein Schwachsin­niger, der nur Augen hat, wenn er Maler ist, nur Ohren, wenn er Musiker ist, gar nur eine Lyra für alle Lagen des Herzens, wenn er Dichter ist, oder gar nur Muskeln, wenn er Boxer ist? Ganz im Gegenteil! Er ist gleichzeitig ein politisches Wesen, das ständig im Bewusstsein der zerstörerischen, bren­nenden oder beglückenden Weltereignisse lebt und sich ganz und gar nach ihrem Bilde formt. Wie könnte man kein In­teresse an den anderen Menschen nehmen und sich in elfen­beinerner Gleichgültigkeit von einem Leben absondern, das einem so überreich entgegengebracht wird? Nein, die Malerei ist nicht erfunden, um Wohnungen auszuschmücken! Sie ist eine Waffe zum Angriff und zur Verteidigung gegen den

Feind.

(von Pablo Pikasso)

4. Behandeln Sie die folgenden Themen:

 

1. Hervorragende deutsche Maler, Graphiker, Bildhauer des Mittelalters: Riemenschneider, Dürer, Cranach. Die Be­deutung ihrer Werke (Altarwerke, Madonnen, Bildnisse) für die Entwicklung der deutschen Kunst in den nachfol­genden Jahrhunderten.

 

2. Hervorragende deutsche Baumeister: Schlüter, Knobelsdorff (Schlösser und Gärten in Berlin und das Schloss San­ssouci in Potsdam), Schinkel (Neue Wache, Altes Museum), die Bedeutung ihrer Baukunst für heute.

 

3. Hervorragende Bildhauer Deutschlands: Schadow (die Quadriga auf dem Brandenburger Tor), Cremer (Denkmäler für die Opfer des Faschismus in Buchenwald, Auschwitz, Mauthausen). Verschiedene Epochen — verschiedene Auf­gaben.

 

4. Hervorragende Maler Deutschlands des 19.— 20. Jahr­hunderts: Menzel, Nagel. Ihre künstlerischen Motive.

 

5. Bedeutende Graphiker des 20. Jahrhunderts: Zille, Kollwitz, Hans und Lea Grundig — Vertreter der realistischen Kunst.

 

6. Aufgaben der gegenwärtigen Kunst.

 

7. Der Auftrag des Künstlers und seine Auftraggeber in verschiedenen Zeitperioden.

 

8. Die äußerst wichtige Funktion der Künste, das gesellschaftliche Leben bewusst und die bewusste Teilnahme an ihm zum Bedürfnis zu machen.

 

9. Berichten Sie zum Thema „Die Kunst" anhand des fol­genden Bildes:

„Gefällt Ihnen dieses „Werk" wirklich? Da sind Sie wohl ein Verwandter des Künstlers!“

 

5. Lesen Sie den Text! Drücken Sie Ihre Meinung dazu!

Intensismus

(Aus einem unveröffentlichten Kunsthandbuch für reichgewordene Leute)

 

Verschwenden Sie nicht viel Zeit an die Kunst! Setzen Sie sich kurzerhand an die Spitze der Kenner! Ich gebe Ihnen dafür zwei Regeln.

Erklären Sie ein Bild, das Ihnen nicht ge­fällt oder das Sie nicht verstehen, unter allen Umständen für veraltet. Fügen Sie nichts hinzu, was darauf schließen lässt, ob Sie es für zweites oder zwanzigstes Jahrhundert, für ein Aquarell oder einen Holzschnitt ge­halten haben. Denn darüber lässt sich strei­ten.

Zweitens, behaupten Sie, wenn man Sie nach den Gründen dieses Urteils fragt, die Malerei der Zukunft sei der Intensismus. Und wenn man Sie fragt, was das sei, ver­weigern Sie die Antwort und sagen, das ver­stände sich von selbst.

So macht man es nämlich immer. So hat es der Impressionismus gemacht und der Expressionismus. Ich sage Ihnen natürlich nicht, was diese beiden Worte bedeuten; das geht Sie glücklicherweise nichts mehr an. Und wenn ich Ihnen über den Intensismus etwas mehr andeute, so geschieht es nicht, um Ihnen eine Vorstellung von ihm zu geben - denn wenn die Anhänger einer Bewegung eine klare Vorstellung von ihr hätten, so würde das jeden Schwung lähmen -, son­dern weil Sie das Gefühl empfangen sollen, dass diese kommende Kunst die Malerei Ih­rer Nerven, Ihres Willens, Ihrer Vitalität sein wird; diesen Beschluss müssen Sie bewahren, alles übrige vergessen.

Man hat früher größere Bilder gemalt als heute. Das kam davon, dass damals die Wohnungen größer waren. Sie sehen, wie einfach die Kunstregeln sind.

Als man in Burgen wohnte, bedeckte man ganze Wände mit einem Bild. Später, als man ein Haus bewohnte, hatten die Bilder nur noch die Größe von höchstens 1,50 mal 2 Metern. Heute können selbst schwere Leute nur Wohnungen von ein paar Zim­mern kaufen, die halb so hoch sind, als sie früher waren, und die Bilder haben demge­mäß ein Format von bloß 1:0,8 Metern; und wenn, was vorauszusehen ist, die Bautätig­keit in Europa noch lange stockt, so werden die Bilder noch kleiner werden.

Sie sind aber im Verhältnis nicht billiger geworden. Daraus folgt, dass der Grund und Boden des Bildes teurer, die Bodenrente per Quadratzentimeter Bildleinwand größer ge­worden ist und die gleiche geistige Rentabi­lität eine intensivere Bewirtschaftung der Leinwand verlangt. Dies ist die eine Wurzel des Intensismus.

Als zweites verlangt ihn die psychische Energie. Betrachten Sie eine Landschaft, so finden Sie gewöhnlich ein Drittel, wenn nicht die Hälfte des Bildes von Luft oder Wasser bedeckt. Solche Bilder sind gewisser­maßen Brachland. Überdies ist nicht zu be­streiten, daß schon ein Quadratzentimeter, blau bestrichen oder gar mit einer Anmer­kung versehen, vollauf genügt, um uns wis­sen zu lassen, dass Himmel oder Wasser be­absichtigt sei; jeder Mensch weiß, wie sie aussehen, etwas Neues ist daran nicht zu zeigen, es handelt sich einfach um eine Ver­schwendung durch gewohnheitsmäßigen Schlendrian. Das gleiche finden Sie natürlich auch, wenn Sie ein Portrait betrachten. Der Maler füllt nicht das ganze Bild mit Ihnen aus, sondern erspart sich einen Hintergrund, der mindestens die Hälfte ausmacht.

Er könnte ja beispielsweise Sie zweimal malen oder Sie und dahinter Ihren Konkurrenten malen, wie Sie ihm den Fuß auf den Nacken setzen, den großen Tag, wo alle Ef­fekten in die Höhe sprangen, oder den schwarzen Tag, wo alles schief lag. Scheuen Sie sich nicht vor solchen Forderungen; al­len wahrhaft ursprünglichen Epochen der Kunst waren sie ganz natürlich. Denken Sie daran, dass man mehrere Bilder ineinander malen kann; aber ich will nicht vorgreifen, diese Kunst entwickelt sich bereits von selbst. Halten Sie also bloß still an dem Wunsch fest, dass sich die Malerei bald wie­der Rennpferden, Jagdbildern, Automobi­len, Flugzeugen und allem, was Sie wirklich schön finden, zuwenden möge, und verlan­gen Sie vorläufig, dass mit den unausgenützten Geistflächen Schluss gemacht werde.

Intensivstes Leben im kleinsten Bildteil, nervöse Fläche, Einleitung der siegreichen Energie des modernen Lebens in den Bilderrahmen: das ist der Intensismus! Wenn Sie irgendetwas sehen, das schon dahin weist, dann sagen Sie nichts als: Aber das ist ja in­tens! Wenn Ihnen das schwer fällt, so neh­men Sie immer Ihre Frau Gemahlin mit, die wird es treffen.

 

Robert Musil. Glossen und Geschichten

 

 

QUELLENVERZEICHNIS

1. Deutsch für Fortgeschrittene. Ein Lese- und Übungsbuch für Ausländer. - VEB Verlag Enzyklopädie Leipzig.- 1986. – 267 S.

 

2. Dewekin W.N. Beljakowa L.D. Deutsch für Kunsthochschulen. – Moskwa, 1994. – 262 S.

 

3.Zwischen den Pausen. Herausgegeben von Zusa Marlok, Roland Schmidt, Goethe-Institut. – 247 S.

 

4.Schischkina I., Paramonowa I. DEUTSCH. IV. Studienjahr. – Moskwa, 1990.- 249 S.

 

5.Volker Gebhardt. Kunstgeschichte. Deutsche Kunst.-DUMONT.- Köln. 2002. – 163 S.

 

 

INHALT

 

 

ПРЕДИСЛОВИЕ

TEXT I: Begegnung mit der Kunst

Übungen zum Text

Aufgaben zur freien Konversation

 

TEXT II: Vom rechten Verhältnis zur Kunst

Übungen zum Text

Aufgaben zur freien Konversation

 

TEXT III: Künstlerische Maßstäbe

Übungen zum Text

Aufgaben zur freien Konversation

 

TEXT IV: Unsere Information: Aus dem Lexikon der Kunst

Übungen zum Text

Aufgaben zur freien Konversation

 

SPRECHÜBUNGEN ZUM THEMA

QUELLENVERZEICHNIS

 



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Дата создания страницы: 2016-08-20 Нарушение авторских прав и Нарушение персональных данных


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