KAPITEL I. WAS IST TOLERANZ? DIE ENTWICKLUNGS DES BEGRIFFS UND DER TOLERANZIDEE. TOLERANZ UND SPRACHWISSENSCHAFT




МИНОБРНАУКИ РОССИЙСКОЙ ФЕДЕРАЦИИ

Федеральное государственное бюджетное образовательное учреждение

Высшего профессионального образования

«Иркутский государственный лингвистический университет»

Институт межкультурной коммуникации

Факультет перевода и переводоведения

Кафедра американистики

 

ТОЛЕРАНТНОСТЬ И СРЕДСТВА ЕЕ ОТРАЖЕНИЯ В СОВРЕМЕННОМ НЕМЕЦКОМ ЯЗЫКЕ

Курсовая работа

 

 

Выполнил:

студент группы РВА1-10-01

факультета перевода и переводоведения

специальности

032301.65 «Регионоведение»

Зенюк Р. В.

 

Научный руководитель:

Солсоев И. Н.,

старший преподаватель

 

Иркутск 2012

INHALT

Einleitung    
Kapitel I. Was ist Toleranz? Die Entwicklung des Begriffs und der Toleranzidee. Toleranz und Sprachwissenschaft    
Kapitel II. Praktische Analyse der Ergebnisse von Umfragen über das Toleranzniveau in Russland und in Deutschland    
Schluss  
Literaturverzeichnis    
Nachweis der Belege  
Anhang 1. Liste der Befragten  
Anhang 2. Fragebogen  

 

 

EINLEITUNG

Es ist unbestritten, dass wir in einer hoch entwickelten multikulturellen Gesellschaft leben. Im Unterschied zu alten Zeiten, ist es heutzutage vielmehr wichtiger geworden, erfolgreich in der Kommunikation sein zu können.

Die Kommunikation, also zwischenmenschlicher Verkehr mithilfe der Sprache und ihrer Zeichen, ist einer der wichtigsten Bedürfnisse eines Individuums. Sie sei ein Instrument, das uns hilft, jede beliebige Aufgabe erfüllen zu können, und dadurch jedes beliebige Ziel zu erreichen, anders gesagt, steht die Kommunikation am Anfang jeder Tätigkeit. Wenn irgendwas von unserer Seite gut getan sein sollte, dann schaffen wir das „mit Rat und Tat“.

Die Kommunikation von heute ist sehr kompliziert: sie besteht aus verschiedenen Akten (Lokution, Proposition, Illokution, Perlokution), kann mittelbar (Telefonieren, Chatten) oder unmittelbar sein und kann individueller-, gruppen- oder frontalerweise durchgeführt werden. Aber jede Art der Kommunikation verlangt danach, dass ihre Teilnehmer, Sprecher und Hörer, bestimmten Regeln folgen, und das geht nicht nur die Grammatik der Sprache, sondern auch seinen Gebrauch an. Diese Regeln beantworten die Frage „Wie, wann, wo und wem soll ich das sagen, damit dieses Gespräch nicht zu einem großen Krach kommt und meine Kommunikation erfolgreich wird“. Anders gesagt, wir müssen uns auf die Wünsche und Bevorzugungen von unserem Gesprächspartner einstellen. Dabei ist sein psychophysischer Zustand auch wichtig: die Körperschmerzen und starken Emotionen beeinflussen jede Tätigkeit, inklusive unserer Kommunikation. Davon geht aus, dass man verschiedene subjektive Faktoren berücksichtigen muss, die für seinen Gesprächspartner momentan hochwertig sind. Wenn die Sache sich klappt, dann wird die Kommunikation erfolgreicher.

Aber was passiert, wenn die Werte von unserem Partner gegen unsere eigene eingestellt sind? Vermuten wir, dass ein der Gesprächspartner erkältet ist. Starkes Fieber stört ihm dabei, dem Anderen aufmerksam zuzuhören. Der Erkältete braucht momentan sich zu erholen und zu verheilen, d.h. er hat bestimmte Bevorzugungen. Falls der andere Gesprächspartner sie nicht berücksichtigt, z.B. lässt den Erkälteten hart arbeiten, dann verlieren die Beiden ihre Verständigung untereinander, was schließlich zum Fiasko führt. Eine rein unangenehme Situation. Die Fähigkeit, solche Situationen vermeiden zu können, ist Toleranz.

Heute ist die Toleranz mehr als nur ein Wort geworden. Überall wird es davon gesprochen, besonders in Bezug auf interkulturelle Kommunikation: In moderner Welt, wo sich jede Person mithilfe Internets weltweit unterhalten kann, wo es zahlreiche ethnische und nationale Minderheiten gibt, wo Konflikte gerne vermieden würden, kommt sie an die Spitze. Die Wichtigkeit ist bedeutend, und das Toleranzniveau zeigt die Entwicklung einer Gesellschaft. Und das ist eine relativ junge Erscheinung! Von der Toleranz (in Bezug auf interkulturelle Kommunikation) spricht man erst seit Ende des 20. Jahrhunderts, genauer nach dem Fallen des Eisenvorhangs. Fast 30 Jahre später ist das Thema wieder aktuell, und, da die Toleranz im Bereich der internationalen Kommunikation eine Rolle spielt, spiegelt sie sich in der Sprache wieder. Als Beispiel solch einer Sprache wurde die deutsche Sprache genommen, weil Deutschland ein freundschaftlicher und multikultureller Staat ist.

In der vorliegenden Belegarbeit wird die Toleranz aus der theoretischen und praktischen Sicht betrachtet. Theoretischer Teil verfügt über die geschichtliche Entwicklung des Begriffs „Toleranz“ und ihre Einfluss auf die deutsche Sprache und Sprachwissenschaft. Praktischer Teil gilt als Unterstützung des theoretischen Teiles und enthält Darstellung und Interpretation der Ergebnisse von drei Umfragen, die in Russland und in Deutschland durchgeführt wurden.

 

KAPITEL I. WAS IST TOLERANZ? DIE ENTWICKLUNGS DES BEGRIFFS UND DER TOLERANZIDEE. TOLERANZ UND SPRACHWISSENSCHAFT

Der Begriff von Toleranz kommt aus Soziologie und bedeutet die Fähigkeit eines Individuums andere Werte zu akzeptieren oder gelten zu lassen, obwohl sie seinen persönlichen Einstellungen nicht [immer] entsprechen. Aber ursprünglich kommt dieser Begriff aus der Medizin und Physik [6].

In der Physik bedeutet die Toleranz zulässige Differenz zwischen der angestrebten Norm und den tatsächlichen Maßen, Größen, Mengen. Falls diese Differenz unerträglich groß ist, dann zerfällt das ganze System (z.B., bei der Einwirkung äußerlicher Faktoren auf Metallkonstruktionen hängt diese Differenz von der Festigkeit der Konstruktionen und von der Einwirkungskraft ab). Aber damit wir diese Differenz sehen können, brauchen wir, dass alle Teile dieses Systems in irgendwelcher Verbindung stehen. So was entspricht der soziologischen Toleranz: wenn die äußerlichen Faktoren (Traditionen, Glauben, psychophysischer Zustand) unsere Kommunikation beeinflussen, brauchen wir eigentlich irgendwas, was diesen Einfluss senkt, damit die Differenz nicht höher wird. In der Physik und Technik, zum Beispiel, benutzt man bestimmte Materialien nur für bestimmte Art der Einwirkung. Zum Beispiel, es gibt sog. Metallenverträglichkeit, wobei ihr Kupplung und Zusammenwirkung einen stärkeren Korrosionsprozess provozieren. Um das vermeiden zu können, wurde die Tabelle der Metallenverträglichkeit entdeckt [5]. Aber was passiert bei einem Kommunikationsakt?
Wir können vermuten, dass unsere eigenen Werte als Hindernis gegen solch eine Einwirkung gelten könnten, aber das ist nicht völlig richtig. Rein theoretisch kann es einen großen Abgrund zwischen Werten von Gesprächsteilnehmern geben. Wenn eine Person gesund ist, dann ist es wohl merkwürdig, besonders im Vergleich zu einer erkälteten Person. Die Antwort finden wir im Begriff: wir müssen die Werte von anderen akzeptieren und berücksichtigen.

Um die Werte von anderen heute akzeptieren zu können, braucht man ein hohes Intelligenzniveau, weil das eine gute Voraussetzung ist, sich in eine andere Lage zu versetzen. Dadurch sehen wir uns die Werte innerlich an, wobei es klar wird, was an diese Werte besonders wichtig und teuer ist, anders gesagt, sie werden interpretiert, analysiert, verstanden und schließlich akzeptiert [2].

Es sieht aus, als wären alle auf der Welt schon tolerant, aber es gibt doch internationale und ethnische Konflikte. Warum ist es so?

Um diese Frage zu beantworten, brauchen wir einen Exkurs in die Etymologie und Geschichte.

Das Wort "Toleranz" kommt vom lateinischen "tolerare" = "erdulden, ertragen". Es hat zunächst und ursprünglich den Sinn der religiösen Duldsamkeit, des Duldens andersartiger Glaubensbekenntnisse, Gottesdienste und Glaubensbezeugungen durch die Herrschenden. Im Lauf der Geschichte begegnete uns das Wort zuerst bei den antiken Philosophen, nämlich den Stoikern, dann in der ausgehenden Antike im Toleranzedikt von 313 nach Christus von Mailand, in dem Kaiser Konstantin I. und Kaiser Licinius vereinbarten, dass den Christen freie Religionsausübung gestattet sei, ebenso wie allen Kulten der damaligen Zeit. Damit wurde die Zeit der grausamen Christenverfolgung beendigt [9].

Also, ein der Gründe, warum Toleranz wichtig geworden ist, wäre die Christliche Religion. In diesem Fall spricht man von der Duldsamkeit zu anderen Konfessionen, was, eigentlich, dem gegebenen Begriff entspricht.

Die nächste Etappe fand 17-18 Jh. statt, als es erste philosophische und soziologische Rechtslehre entstand. Der englische Philosoph John Locke konzipierte 1667 in englischer Sprache einen Aufsatz, der 1689 anonym in Latein unter dem Titel Epistola de tolerantia („Brief über die Toleranz“) erschien. Diesem folgten zwei weitere in englischer Sprache A Second Letter Concerning Toleration (1690) und A Third Letter Concerning Toleration (1692). Locke plädierte für eine gewisse Duldung unterschiedlicher religiöser Bekenntnisse, jedoch nicht des Atheismus und nur eingeschränkt des Katholizismus. In England wurde im ähnlichen Sinne 1689 vom Parlament der Toleration Act verabschiedet [7].

Der traditionelle Begriff von der Toleranz wurde vom englischen Philosophen John Stuart Mill vorgeschlagen: Seit Mill wird von Toleranz nicht nur in Bezug auf das Verhältnis zwischen Gruppen, sondern auch in Bezug auf Gruppen zu Individuen und Individuen zu Individuen gesprochen. Die Entwicklung seiner Ideen fuhr zur Teilung der Toleranz in Hetero- und Autotoleranz, also in die Toleranz zu anderen und zu sich selbst [2].

Von der heutigen Toleranz begann man nach dem Zerfall der Sowjetunion, also 1990 zu sprechen, aber erste Erwähnungen datieren 1930 und 1980. Ein wesentlicher Grund dafür waren erstmal eine ganz neue Nachkriegslebensweise und anderes Mal die Olympischen Spiele 1980 und sog. Tauwetterperiode. Die Olympischen Spiele waren immer ein Symbol des Friedens und jede 2 Jahre gab es Zeit, wann es überhaupt keinen Krieg geben durfte. Kurz bevor, während der Olympischen Spielen 1972 in München, fand ein schwerer Zwischenfall statt, als die israelischen Sportler erschossen wurden, in erster Linie wegen der nationalen Unterschiede.

Manche Forscher vergleichen Toleranz und Duldsamkeit und vermuten dabei, dass beide Begriffe ein und dasselbe Phänomen bezeichnen. Die russische Menschenrechtenbeauftragte Tatjana Margolina findet es, dass Toleranz eine aktive menschliche Position darstellt, wobei Duldsamkeit, wie Gleichgültigkeit, eine passive Lebensweise widerspiegelt [3].

Toleranz ist eigentlich keine Lebensweise, es muss doch ein Wert und soziale Norm einer hoch entwickelten Gesellschaft sein. Sie muss sich durch das Recht der Menschen kennzeichnen, selbst zu sein und sich von anderen unterscheiden zu können, ohne andere Kulturen zu verachten. Trotzdem Toleranz im traditionellen Sinne schon entstanden ist, gibt es eine Reihe von Gründen, warum ein hohes Toleranzniveau notwendig ist.

Der erste Grund besteht darin, dass die moderne Situation mit dem Aufbau eines Zivilstaates eine Entwicklung des Bewusstseins bedingte, vor allem in Systemen des zwischenmenschlichen, -ethnischen, -konfessionellen, wirtschaftlichen und kulturellen Verkehrs. Dieser Prozess kennzeichnet sich immer durch den Vergleich der Werte eines Individuums oder einer Gruppe mit den Werten von Anderen. Dabei können in unserem Maßbewusstsein verschiedene Vorurteile und Ängste auftauchen und zunehmen. Da entstehen, zum Beispiel, Xenophobie (Angst vom Fremden), Ethnophobie, Kaukasophobie, Antisemitismus, Migrantenphobie, Nationalismus, Diskriminierung und Intoleranz. Auf diese Weise gibt es in heutiger Situation der Entstehung eines Rechtszivilstaates eine gefährliche Tendenz zur Zunahme der zwischenethnischen, -konfessionellen, -nationalen und politischen Intoleranz, was zu einem großen Konflikt führen kann.

Die erwähnten Formen der Intoleranz werden von vielen extremistischen und terroristischen Bewegungen verwendet, die nationalen Hass und internationale Konflikte in der Gesellschaft entfachen. Für sie ist es genug, dass sich ein anderer Mensch von ihnen unterscheidet, dass er eine andere Mentalität, Denkweise und Sprache hat und deshalb andere Werte schätzt und besitzt. Die Fanatiker und Extremisten handeln nach einem Prinzip, das einmal von Julius Kim interpretiert wurde, wie „Sie bringen uns um, weil wir leben“. Sie haben die ganze Nationen und ethnische Gemeinschaften über den Bann ausgesprochen und eingeäschert, in erster Linie die Gerechten der Toleranz, wie Leo Tolstoj, Martin Buber, Albert Einstein, Albert Schweizer, Janusch Kortschak, Andrej Sacharov und die anderen, wessen Taten viele Muster für Toleranz und Ungewalt geschaffen haben und Treibkraft der Entwicklung der menschlichen Geschichte sein sollten.

Der zweite Grund besteht darin, dass der Entwicklungsgrad eines Staates davon abhängt, wie erfolgreich die Kultur der Verhandlungen geprägt ist und wie es zum Beispiel nach Kompromissen gesucht wird. Außerdem ist es mit den Bereichen des Klein- und Mittelbusiness unter Bedingungen der Wirtschaftsmodernisierung der Welt. Da ist die pragmatische Funktion der Toleranz als solch einer sozialen Norm merkwürdig, die die Bilanz der konkurrierenden Seiten definiert. Wie oben erwähnt, führt die Situation ohne Bereitschaft, tolerant zu sein, zu einem großen Krach. Auf diese Weise, ist ein hohes Toleranzniveau für die wirtschaftliche Entwicklung sehr nützlich, wenn nicht notwendig.

Der dritte Grund ist mit der allgemeinen Integration in den Weltrechtsraum verbunden, wobei es um eine Wirkung gegen Rassismus, Diskriminierung, Xenophobie damit verbundene Intoleranz, Extremismus, Terrorismus geht. Dieses Ziel ist von der Organisation der Vereinigten Nationen gesetzlich unterstütz (Die Deklaration der Toleranzprinzipien; Res. 5.61 der UNESKO Generalkonferenz vom 16.11.1995)[3].

Also, mit der Wichtigkeit der Toleranz ist es klar, aber wie findet sich der Toleranzgrad in der Sprache? Da die Toleranz ursprünglich ohne Konflikte nicht existieren kann, brauchen wir irgendwelchen Dualismus, woran eigentlich das Sprachsystem reich ist. Linguistisch angesehen, ist die Toleranz ein wichtiger Begriff, aber einen gebührenden Status und allgemeine Verbreitung hat sie nicht bekommen. Warum? Rein theoretisch ist es so, weil es bisher noch keine Wissenschaft gab, die sich mit den sprachlichen Konflikten befasste. Heute gibt es sog. linguistische Konfliktologie, in der der Begriff von Toleranz gefragt wird [1].

Der erste und grundlegende sprachliche Konflikt ist der Konflikt zwischen der Rede und der Sprache. Und das wäre nicht nur ein soziolinguistischer Begriff. In der Tat ist jeder sprachliche Akt ein Konflikt. In diesem Fall sprechen wir von einem Konflikt zwischen der Form und dem Inhalt eines Wortes. Die Form hat ihre beschränkten Möglichkeiten, wobei der Inhalt unbeschränkbare Bedürfnisse widerspiegelt. Anderer Konflikt wäre es ein Konflikt zwischen dem expliziten und impliziten Inhalt; also jedes Wort an sich selbst hat etwas Deutliches und Heimliches, wie Konnotationen und Implikationen. Bei einem Sprechakt haben wir schon einen ontologisch-onomasiologischen Konflikt, d.h. den Konflikt zwischen dem Sender und dem Empfänger. Im Grunde genommen, gibt es 4 Aspekte der sprachlichen Toleranz: orthologischen (mit dem Usus verbundene Normen), axiologischen (mit den Werten verbunden), metalinguistischen (außersprachliche Phänomene) und juralinguistischen (Rechtverbundene Toleranz).

Die sprachlichen Normen, die in einem Usus von der Sprache entstehen, sind ein natürliches Mittel gegen Konflikte. Das heißt, innerhalb eines Sprachgebiets gibt es einen bestimmten Konsensus zwischen Sprechern und Hörern, der ihnen zu handeln erlaubt, im Rahmen der kommunikativen Pragmatik handeln zu können, ohne einander zu verletzen. Falls solch ein Konsensus unmöglich ist, kommen die Kodifikationskräfte in Spiel.
In anderen Worten, existiert es innerhalb eines Usus eine bestimmte Sprachgemeinde oder Sprachgruppe, wo es konventionelle Normen gibt. Das heißt, Muttersprachler verständigen sich miteinander, wie sie sich unterhalten müssen. Ein Beispiel wären die Mundarten der deutschen Sprache oder Soziolekte: die erfolgreichste Kommunikation ist nur mit dem Vertreter derselben Mundart möglich. Wenn es keine Verständigung stattfand, dann wir die Sprache kodifiziert, also zur allgemeinen Verständlichkeit angepasst. Dank der Kodifizierung entsteht Literatursprache, die überall verständlich ist (z.B. Hochdeutsch). Aber die Möglichkeiten der Kodifizierungskraft sind begrenzt.

Die Kodifikation kann entweder elitär oder demokratisch sein. Im ersten Fall akzeptiert die Gesellschaft die Normen von der Sprache der Intelligenz oder einer anderen elitären Schicht. Im zweiten Fall geht es um das Prinzip „Alles, was überall gesprochen (geschrieben) wird, wird zu Norm“.

Wenn die Sprache kodifiziert worden ist, kommen die sprachlichen Erscheinungen auf solch eine Konfliktsebene, die durch das Gesetzt und Rechte reguliert werden muss. Hier sprechen wir von dem sprachlichen Recht. Das verbindet in sich sprachliche und kulturelle Normen, wobei sie mit Rechtsnormen zusammenwirken. Die Gesetzmäßigkeiten solch einer Zusammenwirkung sind unklar, weil das sprachliche Recht noch nicht entwickelt ist. Aber die Notwendigkeit davon kommt außer der Frage, weil es einige sprachliche Erscheinungen gibt, die gegen das Gesetz verstoßen und zu denen die Gesellschaft intolerant bleibt, z.B. Flucht oder Beleidigung (durch die Presse). Außerdem ist es heutzutage wichtig geworden, legitime Mittel der Konfliktlösung finden und benutzen zu können.

Es wurde die Beleidigung durch die Presse erwähnt. Das ist ein typischer Konflikt in der Juralinguistik. In diesem Fall wird die Literatursprache des Autors vom Leser als eine rein juristische oder wissenschaftliche empfangen. Deshalb kann der Leser irgendwie verletzt werden. Einerseits hat der Autor das Recht, verschiedene Ausdrucksmittel benutzen zu können, wie Ironie oder Sarkasmus. Aber der Person, die in solch einem Artikel dargestellt ist, ist es egal, welche Rechte der Autor hat und welche Ausdrucksmittel er benutzt; der Dargestellte sieht nur Beeinträchtigung seiner eigenen Rechte und Interesse darin.

Der metalinguistische Aspekt ist das Verhältnis zwischen der linguistischer Axiologie, die die sprachlichen Erscheinungen als gut oder schlecht bewertet, und dem Begriff der Toleranz, die eine direkte Bewertung vermeidet.

Also, wie wir sehen können, ist die Toleranz im Sprachsystem angelegt, weil es auf natürlichen Auseinandersetzungen beruht. Es bleibt nur eine Frage: wie spiegelt sich die Toleranz in der modernen deutschen Sprache wider? Im nächsten Teil versuchen wir diese Frage zu beantworten.

KAPITEL II. PRAKTISCHE ANALYSE DER ERGEBNISSE DER UMFRAGEN ÜBER TOLERANZNIVEAU IN RUSSLAND UND IN DEUTSCHLAND

Dieser Teil enthält Ergebnisse und Analyse von 3 Umfragen, die in Verbindung mit dem Thema „Toleranz“ durchgeführt wurden.

Die erste Umfrage fand im Jahre 2010 statt. Befragt wurden Studenten der Irkutsker Staatlichen Linguistischen Universität (weiter: ISLU) und Pastor der lutherischen Kirche Herr Thomas Graf Grote. Die Umfrage und das Interview wurden aufgenommen. Das Video befindet sich unter dem Link (1).

Zwei folgende Umfragen fanden an der Universität Augsburg, Bayern im Jahre 2011 statt. Da wurden sowohl deutsche, als auch ausländische Studierenden danach gefragt, wie sie ihr persönliches Toleranzniveau bewerten, was sie tun, um das zu entwickeln und was es beeinflusst. Insgesamt bestand jeder Fragebogen aus 6 bis 10 Fragen (Anhang 1).

Ein Teil der Antworten wurde aufgenommen und auf YouTube hochgeladen. Unter Befragten gab es Vertreter der russischen Kultur, die Studenten und Dozenten der ISLU waren, und 2 Vertreter von anderen Kulturen: den Pastor der Lutherischen Kirche und einen chinesischen Studenten, insgesamt 25 Befragte.

Bei der Antwortenanalyse war es klar, dass die Vertreter von einer und derselben Kultur miteinander in gegebenen Antworten zusammenpassten, obwohl sie miteinander nicht bekannt waren. Die meisten Antworten waren positiv, also fast alle Vertreter der russischen Kultur (15 Befragte, 60%) haben ihr persönliches Toleranzniveau als ein relativ hohes bewertet. Die gebliebenen 40 Prozent haben es entweder negativ oder neutral bewertet. Das Problem, das uns bei der Antwortenanalyse aufgefallen war, war es nämlich der Begriff der Toleranz. Also fast 80 Prozent, oder 20 Befragte, haben Toleranz als „Duldsamkeit“ definiert. Es ist nicht völlig falsch, aber der Begriff „Duldsamkeit“ enthält eine passive Färbung, also wie Gleichgültigkeit. Die Toleranz nicht nur lässt andere Werte gelten, sondern hilft sie akzeptieren zu können.

52 Prozent sahen das Problem der Toleranzentwicklung im Mangel an interkultureller Kommunikation, 28 Prozent – in der Ausbildung und die gebliebenen 20 Prozent in Massenmedien. Solch ein Stand ist uns klar, denn das heutige Ausbildungssystem Russlands wird umgebaut. Außerdem fehlt es an interkultureller Kommunikation, obwohl Russland ein multikultureller und multiethnischer Staat ist. Und irgendwie sind diese Tatsachen (oder Gründe für solch einen Toleranzstand) miteinander verbunden.

Das erste Problem geht die Ausbildung an. Es ist unbestritten, dass wir zu wenig Kenntnisse von den anderen Kulturen haben, weil solche Fächer, wie „Mensch und Recht“ oder „Soziale Geographie“, oder „Interkulturelle Kommunikation“ in der Schule nicht beigebracht werden oder keinen Status der obligatorischen Fächer haben. Und nach dem Schulabschluss haben die Absolventen überhaupt keine Vorstellung, was eine andere Kultur an sich selbst hat. Nach dem rein biologischen Prinzip, alles, was dem Organismus fremd ist, wird abgestoßen, sogar im Fall, wenn das „Fremde“ nützlich oder mindestens nicht schädig ist.

Das zweite Problem liegt wahrscheinlich an persönlicher Machtdistanz und am Vertrauen zu anderen. Obwohl die russische Kultur für ihre Gastfreundschaft berühmt ist, verdächtigen manchmal die Russen die Vertreter der „fremden“ Kulturen (wieder wie beim biologischen Prinzip des Abstoßens). Und das liegt an der Ausbildung, die ein falsches Weltbild gibt.

Eine schlechte, oder, besser gesagt, eine nicht genügende Ausbildung ist ein Grund zur Entstehung der sprachlichen Diskriminierung, einer Art der Benachteiligung aufgrund der Muttersprache, was heute eigentlich in den Ländern der ehemaligen UdSSR passiert. Aber in der UdSSR gab es keine Probleme mit der Ausbildung und interkultureller Kommunikation, warum denn hat es zu solch einer Diskriminierung geführt? Die Antwort liegt an den Massenmedien, die nach dem UdSSR-Zerfall Selbstständigkeit der Sowjetrepubliken und ihrer Sprache propagiert haben. Außerdem hat die westliche Werbung eine Rolle gespielt. Die Medien in diesem Fall sind ein Verstärker solcher Prozesse. Und es ist wirklich so: sogar im Internet, wo es zahlreiche Möglichkeiten für Ausbildung und Interkulturelle Kommunikation gibt, fehlt es an Toleranz, weil Internetwerbungen die Webnutzer beeinflussen und sie andere Werte schätzen lassen.

Nach der Meinung von 14 Befragten (56 Prozent) ist das Toleranzniveau sehr leicht zu entwickeln, weil die Entwicklung meistens nur die Arbeit mit sich selbst enthält. Der erste und der größte Schritt dabei ist die Umwertung aller Werte, weil wir dadurch die Stelle von anderen nehmen und die Welt von einer anderen Seite ansehen können. Die Toleranz ist sehr eng mit der Psychologie und Soziologie verbunden, das heißt, dass das Ganze nur von einem Individuum abhängt. Nehmen wir zwei Individuums, dann bekommen wir schon eine kleine Gruppe mit Werten, die einerseits gemeinsam ist und andererseits für jeden eigen sind.

Die erste Umfrage, die in Russland durchgeführt war, ging das Allgemeine an. Sie zeigte, wie die Russen und Ausländer, die befragt wurden, das Toleranzniveau von russischer Gesellschaft und von sich selbst bewerten. Und als Folge: subjektiv ist das Toleranzniveau ausreichend, in erster Linie wegen unserer persönlichen Einstellungen. Wir lassen uns von den Maßmedien beeinflussen und denken nur an uns selbst. In diesem Fall können wir leider von keiner Toleranz sprechen.

Die zwei letzten Umfragen waren an der Universität Augsburg durchgeführt. Befragt wurden insgesamt 20 Studenten der philologisch-historischen Fakultät mit Hauptfächern Germanistik und Deutsch als Zweit- und Fremdsprache und 26 Teilnehmer des internationalen Projekts student.stories. In diesem Fall waren die Umfragen eine Art der weiteren Forschung, die das Toleranzniveau der russischen Gesellschaft anging. Aber während der Umfragen war die Verbindung der Toleranz mit der Sprache betroffen, was der Grund für diese Jahresarbeit geworden ist.

Theoretisch, ist jede Sprache mit der Toleranz verbunden. Genauer gesagt, ist die Toleranz ein wichtiger Teil der Sprache. Davon wird in Bezug auf Normen und ihrer Akzeptierung gesprochen, wenn es um Verhältnis der Muttersprachler zur beliebigen sprachlichen Neuerscheinung geht. Es gibt im Allgemeinen 4 Aspekte der Toleranz in der Linguistik: Aspekt der Norm (Orthologie), Aspekt der Bewertung (Axiologie), Aspekt der außersprachlichen Einfluss (Metalinguistik) und Aspekt des Rechts (Jura)[1].

Die ersten Fragen nach der Toleranz im allgemeinen Sinne gingen praktisch die Metalinguistik an, weil die Antworten den wirklichen und momentanen Zustand beschrieben haben, der die Sprache durch verschiedene Wege beeinflussen kann. Dazu gehören die Anzahl der Emigranten in Deutschland, Meinungen über Politik und Bundesregierung, interkulturelle Kommunikation usw. Die Antworten haben gezeigt, dass die Befragten ein relativ hohes Toleranzniveau haben. Das war eine gute Voraussetzung zur sprachlichen Toleranz.

Die Situation mit der modernen deutschen Sprache ist heute so, dass wir bisher verschiedene Dialekte haben. Außerdem, als jedes lebendige Sprachsystem, verändert sich die deutsche Sprache, was zur Entstehung neuer Normen führen kann, sowohl in einzigen Sprachgebieten, als auch im ganzen Land.

Bei der orthologischen Toleranz geht es um die Einführung einer Norm in den Sprachgebrauch. Ein Beispiel wäre der Betonungs- oder Genuswechsel in russischen Wörtern „ звонит “ und „ кофе “. Das Wort „ кофе “ war ursprünglich männlich, aber heute ist neutral geworden. Beides ist wohl grammatisch, aber wenn eine dieser Variationen in einem Gespräch verwendet wird, kann es zum Konflikt führen. Die falsche Betonung oder der falsche Genus stört beim Hören, was schließlich zum Missverständnis kommt.

In der deutschen Sprache gibt es auch einige Schwierigkeiten mit Normeinführung, aber schon aufgrund dialektaler Spaltung. So heißt die Pluralform des Wortes „ Wagen “ „ Wagen “, aber umgangssprachlich und mundartlich, zum Beispiel, im Bairischen, heißt sie „ Wägen “[10]. So was geht „ Läden “ und „ Bögen “ an. Interessant ist, dass beide Pluralformen grammatisch kodifiziert sind. Trotzdem, werden sie von manchen nicht akzeptiert.

Ein anderes Beispiel ist das Wort „ Stil “, das wie [sti:l] ausgesprochen werden soll, damit man es vom Homophon „ Stiel “ unterscheiden kann. Das ist schon eine Regel, aber der Norm nach wird beides gleich ausgesprochen. Trotzdem werden einige Personen korrigiert, obwohl, ihren Kenntnissen nach, sie korrekt sprechen. Die Bayern und Sachsen werden für ihre Mundarten stark kritisiert, aber sie mögen ihre Dialekte und sind stolz darauf. Und das ist klar, denn die Dialekte haben eine reiche Entwicklungsgeschichte und manche von denen haben eine wichtige Rolle bei der Entstehung des Hochdeutschen gespielt. Aber was passiert, wenn eine Norm nicht von den Sprachgemeinden, sondern von den Kodifikationskräften (Grammatiken und Regierung) ausgeht?

Wie bei jeder Neuerscheinung, gibt es solche, die dafür oder dagegen sind. Einerseits, können es Puristen sein, die für „Reinheit der Sprache“ kämpfen und die Verwendung von Entlehnungen vermeiden. Andererseits, kann es schon etwas Ernstes geben, wie, zum Beispiel, sog. Grammar Nazi (grammatische Nazi), die gegen antigrammatische Neuerscheinungen in der Sprache protestieren. Ihr Prinzip lautet „Wenn du falsch sprichst, dann bist du selber falsch“. Es klingt schon drohend. Also, schon auf der Ebene der Norm soll es Toleranz geben.

An der Universität Augsburg studieren rund 18.000 Studierenden aus der ganzen Welt. Natürlich, ein der Mittel, das ihnen sich einigen hilft, ist das Hochdeutsch. Aber wenn es um deutsche Studierende angeht, dann kann es zur sprachlichen Diskriminierung aufgrund dialektaler Spaltung führen.

Weiter geht es um axiologischen Aspekt der Sprachtoleranz. Wenn die Normeinführung stattfand, bekommen wir einige Werte, die durch diese Norm symbolisiert oder verletzt werden können. Zum Beispiel, die Großschreibung der Substantive, eine der berühmtesten Besonderheiten der deutschen Sprache, war zuerst nicht besonders verbreitet. Ursprünglich bedeutet die Großschreibung, dass das Geschriebene besonders wichtig für den Autor ist, und wenn er plötzlich alle Substantive großzuschreiben beginnt, verliert der Text seinen Preis. Deshalb waren in den Alt- und Mittelhochdeutschzeiten nur einzige Wörter großgeschrieben, wie, zum Beispiel, der Name Gottes, eigene Namen, Ehrentitel, Dienstgrade usw. [2, S. 108] Wenn eine adlige Person solch einen Brief gesendet bekommt, dann sieht sie, dass er hochachtungsvoll geschrieben ist. Aber wenn auch die anderen Wörter großgeschrieben sind, dann kann es den Adressaten verletzen, weil er mit anderen einfachen und weltlichen Dingen ausgeglichen wurde. Die Losung des Problems besteht in der Toleranz, die die Frage beantwortet, wie die Normen eingeführt werden sollen, ohne jemanden zu verletzen und seine Werte zu verachten.

Vor kurzem gab es in manchen Bundesländern Proteste gegen die Anwendung „ Kellner “ und „ Kellnerin “ zum Personal im Restaurant. Auch gegen „ Herr Ober “ und „ Fräulein “ protestierten die Verletzten. Die veraltete Anwendungen wurden durch eine neue ersetzt, und heute heißt es neutral: „ Bedienung!“ Das heißt nicht, dass „ Kellner “ und „ Kellnerin “ Normabweichungen wurden. Ihr Gebrauch ist nicht verboten, und das hängt von einzigen Situationen ab, ob es einen Konflikt schaffen kann(2). Dann hat es schon mit der Toleranz zu tun.

Wenn die Norm niemanden verletzt, dann wird sie von Muttersprachlern auf der Ebene der Literatur- und Alltagssprache akzeptiert. Obwohl diese Normen konventionell geworden sind, können sie auf einer anderen Ebene, in einem anderen Stil ganz anders verstanden werden und demzufolge zu Konflikten führen. So was passiert meistens mit den Zeitungen und Zeitschriften, also im Stil der Publizistik. Der Autor hat sein Recht, verschiedene Literatur- und Ausdrucksmittel wie Ironie, Grotesk oder Sarkasmus verwenden zu dürfen. Da die Zeitungen und Zeitschriften ein wirkliches Weltbild darstellen, werden diese Mittel in Bezug auf eine reale Person benutzt. Falls der oder die Dargestellte von sich selbst etwas liest, dann beginnt sie das Geschriebene in die Jurasprache zu übersetzen. Deutschland ist ein Rechtsstaat, und wenn es gegen menschliches Recht verstoßen wurde, müssen die Verbrecher bestraft werden. Aber der Autor schrieb seinen Text ohne Absicht, jemanden zu verletzen. Und, eigentlich, sind die Mittel, die er verwendete, in der Alltagsrede kodifiziert und neutral, aber in der Publizistik scheinen sie schon Normabweichungen zu sein. Die Juralinguistik beschäftigt sich damit, klar zu machen, wer schuldig ist: der Leser, der keine Vorstellung von der Literatur hat, oder der Autor, der sich im Rahmen seines Stils nicht fassen kann.

In der modernen deutschen Publizistik versucht man nicht zu viel (oder überhaupt keine) Werbung zu nutzen. Zwei Wörter, die nebeneinander stehen, aber miteinander nicht verbunden sind, können von einem Leser als sinnvolles Ganzes empfangen werden. Wenn jemand durch das Gelesene verletzt wurde, dann entschuldigt sich der Autor dafür. Andererseits, wenn es um eine Humorzeitschrift handelt, dann ist es klar, dass der Text mithilfe verschiedener Ausdrucksmittel geschrieben ist.

Die Publizistik betrifft nicht nur die Presse, sondern andere Massenmedien an. Als Beispiel für Analyse und für Fragestellung wurde ein ZDF-Fragment von „Heute Show“ benutzt, in dem es von der Wahl 2012 in Russland gesprochen wurde. Da die „Heute Show“ ein humorvolles Fernsehprogramm ist, waren die meisten Befragten, also 31 Studenten (67,4 Prozent), der Meinung, dass die Videofragmente, Bilder und Texte tolerant waren.

 

 
 

 

 


Aber von dargestellten Personen aus hätte es sie tief verletzen können. In diesem Fall sprechen wir von der einseitigen Toleranz, weil Massenmedien sehr oft mittelbar sind. Es gibt eine Menge Zeit, um aus einem Script ein Programm geschaffen zu haben. Die Zuschauer sehen das Material an, das tatsächlich X-Monate alt ist und von mehreren Diensten überprüft wurde. Und wenn das Programm humorvoll ist, dann sollen wir alles mit dem Humor empfingen.

Juristisch gesehen, können wir solche Situation sprachlich, metasprachlich oder jurasprachlich betrachten. Sprachlich betrachten wir nur die Sprache und ihre Mittel, nichts mehr. Bei der metasprachlichen Analyse interessieren wir uns für die außersprachlichen Phänomene, wie z.B. der Autors Zustand, Probleme des Lesers oder Zuschauers. Jurasprachlich betrachten wir konkrete Beispiele, die den Empfänger verletzt haben. Dafür braucht man eine Anklage.

Die vierte Ebene oder der vierte Aspekt der Toleranz bleibt meistens unberührt. Das ist noch eine Beweisung, dass die Bürger Deutschlands ein gutes Toleranzniveau haben. Im Grunde genommen, kann man sagen, dass es in den letzten Zeiten keine schrecklichen Situationen gab, die intolerant waren. Wahrscheinlich, entspricht das der Tendenz der globalen Tolerierung[2].

Die Befragten waren auch der Meinung, dass es einige sprachliche Phänomene gibt, die aufgrund eines niedrigen Toleranzniveaus entstehen können. Sie zählten dazu schon oben erwähnte sprachliche Diskriminierung und sprachliche Stigmatisierung.

Sprachlich zu diskriminieren bedeutet jemanden aufgrund seiner Angehörigkeit zu einer Sprachkultur zu benachteiligen und mit ihm zu konfrontieren [9]. Solche Situationen passieren mit den ethnischen und nationalen Minderheiten und mit den Bürgern, die einen Migrationhintergrund haben. Der Migrationhintergrund ist ein soziales Phänomen und bezeichnet ein Komplex der Besonderheiten eines Individuums, die auf seiner Herkunft basieren. Dazu gehören Herkunft der (Ur)Großeltern und Eltern, ehemalige Bürgerschaft usw.

Sprachliche Diskriminierung ist außerdem eine Art des politischen Einflusses, was, zum Beispiel, in den letzten Jahren in Ländern des Baltikums stattfand, als die russische Sprache fast verboten wurde. Sprachliche Diskriminierung führt zum Widerstand in der Gesellschaft und beeinträchtigt die Rechte der Bürger.

Sprachliche Stigmatisation ist dagegen nicht immer negativ. Sprachlich zu stigmatisieren bedeutet jemanden aufgrund seiner Sprache merkwürdig zu machen [8]. Stigmatisierung ist der erste Schritt zur Stereotypisierung, die nicht immer ein wirkliches Weltbild darstellt. Ein Beispiel für die Stigmatisierung wäre die Stereotype über die Begrenztheit der Deutschen aufgrund der Rahmenkonstruktion in der deutschen Syntax.

Aber solche Erscheinungen sind explizit und lassen sich und ihre Quelle leicht finden. Was die impliziten sprachlichen Diskriminierung und Stigmatisierung angeht, sind sie schwieriger zu vermitteln, weil sie auch die von Fall zu Fall unterschiedlichen Hinweise auf den Sprechern und Hörern gemeinsamen Kontext oder die ihnen gemeinsame Situation vermitteln müssen. So wird erst durch die Situation der Warteschlange an einer Supermarktkasse, an der eine offenkundig als Ausländerin erkennbare Kundin Verständigungsschwierigkeiten mit der Kassiererin hat, der Ausruf einer anderen Kundin, "Manchmal vergesse ich, dass wir in Deutschland sind", in seinem diskriminatorischen Charakter erkennbar. Auf einem wohl sehr weit verbreiteten Vor"wissen" beruht dagegen die diskriminierende Äußerung einer deutschen Hausfrau, die sich mit einer anderen über Haushaltshilfen unterhält: "Sie ist Türkin, aber ehrlich und sehr sauber", worin man im Übrigen eine Abwandlung des althergebrachten "arm, aber ehrlich" erkennen mag. Hier wie in der stolzen Behauptung einer deutschen Rücksiedlerin aus Rumänien, "Wir sind mit allen gut ausgekommen, selbst mit Juden", beschränkt sich der rein sprachliche Hinweis auf die zugrunde liegende soziale Attitüde und das vom Sprecher unterstellte Vorwissen auf die verwendeten Konjunktionen und anderen Partikel. Die Schwierigkeit also besteht darin, dass manche der Diskriminierungs- und Stigmatisierungserscheinungen unbewusst passieren können oder nach einem besonderen Intelligenzniveau verlangen, um vom Hörer enträtselt zu werden. Auf jeden Fall bilden die Stigmatisierungen und Diskriminierungen eine Abweichung von der Toleranznorm, weil sie andere verletzen können.

Solche Ergebnisse bei zweiter und dritter Umfragen wurden irgendwie erwartet. Die Befragten waren scheu, sich tolerant nennen zu können, aber der Diskussion nach war es klar, dass der Begriff von Toleranz ihnen nicht fremd ist. Auf jeden Fall das Problem der Toleranz erfordert Aufmerksamkeit und weitere Forschungen. Und obwohl sie fast keinen Status in der Linguistik hat, können wir schon sagen, dass sie, wie der Konflikt, ein der universellen linguistischen Begriffe ist.

SCHLUSS

Das 21. Jahrhundert bringt uns Freiheit und Freude. Dank den modernen Kommunikationstechnologien können wir uns weltweit unterhalten. Das Internet bietet zahlreiche Möglichkeiten an, ein interkulturelles Gespräch durchführen zu können. Wir leben in der Zeit der Kommunikation, die unser Leben schöner macht.

Die Kommunikation ist der wichtigste Teil des menschlichen Lebens; das ist sein natürliches Bedürfnis. Dank der Sprache, dem natürlichen Kommunikationssystem, können wir uns einigen und Paare, Gruppen, Gemeinden und Staaten bilden. Jeder von uns ist individuell, aber trotzdem sind wir alle zusammen. Und das ist dank der Kommunikation.

Ein wesentlicher Grund für die erfolgreichste Kommunikation ist die Toleranz, mit der wir diese Kommunikation führen. Sie hilft uns, die Vielfältigkeit von dieser Welt verstehen zu können und ihr Reichtum zu genießen.

Tolerant zu sein ist eine Voraussetzung, einen modernen und hoch entwickelten Rechtstaat zu gründen, wo man jeden Konflikt selber lösen kann. Die Notwendigkeit der Toleranz ist dadurch bedingt, dass sie nicht nur Hetero-, sondern Autotoleranz sein kann. Das bedeutet eine ständige Verbesserung und Selbstentwicklung aufgrund der Ideale eines modernen Staates und, als Folge, einen hohen Patriotismus und Nationalstolz.

Ein hohes Niveau der Interkommunikation führt zur Interaktion, wobei jeder Bürger dieser Welt, jeder Teil unserer Gesellschaft zu einem großen Ziel dient: zur Kommunikation ohne Grenzen, die eine neue und unbeschränkte Welt schaffen hilft.

Ein wesentliches Instrument der Kommunikation ist die Sprache, die eine kulturelle Erscheinung und das wichtigste Mittel der Kommunikation ist. Auch unsere Sprache ist von der Toleranz beeinflusst. Das finden wir zum Beispiel auf wichtigen Ebenen der Sprachnormierung. Selbst die Natur der Sprache ist zwiespältig und dadurch mit dem Alternativismus verbunden. So entsteht zum Beispiel der Primärkonflikt zwischen einem Laut und seinem Graphem.

Die Toleranz auf der sprachlichen Ebene schafft Möglichkeiten, eine konventionelle und allgemeinverständliche Sprache entwickeln zu können, die dazu dient, Kommunikation erfolgreich zu machen und das gemeinsame Ziel zu erreichen.

 

 

LITERATURVERZEICHNIS

1. Голев, Н.Д. Конфликтность и толерантность как универсальные лингвистические категории / [Электронный ресурс] / Труды по лингвистике. Интернет-ресурс статей по языкознанию URL: https://lingvo.asu.ru/golev/index.html (Дата обращения: 20.05.2012)

2. Интерактивный сайт, посвященный проблемам толерантности и экстремизма / [Электронный ресурс] / URL: https://tolerance.ru (Дата обращения: 20.05.2012)

3. Марголина, Т. Толерантность — это не попустительство пороку. Толерантность — это великодушие! / [Электронный ресурс] / Т. Марголина // Известия. – (URL: https://www.izvestia.ru/perm/article3125683) (Дата обращения: 3.12.2011)

4. Сайт технической чертежной документации / [Электронный ресурс] / URL:https://gk-drawing.ru/tables/compatibility.php (Дата обращения: 2.06.2012)

5. Эстонские заключенные подвержены стигматизации по уровню владения эстонским языком / [Электронный ресурс] / URL: https://www.gumilev-center.ru/?p=11456 (Дата обращения 20.05.2012)

6. Duden – Universales Wörterbuch [Text] / unter der Leitung von Prof. Maurer von P. Gstettner. – Mannheim: Bibliographisches Institut & F.A. Brockhaus AG, 2001. – 2112 S.

7. Forst, R. Toleranz im Konflikt: Geschichte, Gehalt und Gegenwart eines umstrittenen Begriffs / [Text] / R. Forst. – Frankfurt a. M.: Suhrkamp, Suhrkampvlg., 2003. – 816 S.

8. Graumann, K.F. Sprachliche Diskriminierung [Text] / K. F. Graumann. – Dialoganalyse IV: Referate der 4. Arbeitstagung. – Basel, 1992. – 402 S.

9. Guggisberg, H. R. Religiöse Toleranz. Dokumente zur Geschichte einer Forderung [Text] / R. Guggisberg. – Eingel., komm. u. hrsg. – Stuttgart-Bad Cannstatt, Frommann-Holzboog, 1984. – 319 S.

10. König, W. dtv-Atlas Deutsche Sprache. Mit 155 Abbildungsseiten in Farbe. 16., durchges. u. korr. [Text] / W. König. – München: dtv, 2007. – 155 S.

 

NACHWEIS DER BELEGE

1. https://www.youtube.com/watch?v=djBShYXSxQw

2. https://foren.germany.ru/arch/deutsch/f/2850891.html?Cat=&page=&view=&sb=

 

Anhang 1

LISTE DER BEFRAGTEN

Umfrage 3, (student.stories-Teilnehmer):

1. Th. Schwabe, Student an der Universität Augsburg (Deutschland)

2. R. Linzenkirchner, Student an der Universität Augsburg (Deutschland)

3. Jh. Bayer, Student an der Universität Augsburg (Deutschland)

4. M. Petrova, Gaststudentin der Universität Augsburg (die Ukraine)

5. A. Korytnikov, Gaststudent der Universität Augsburg (Russland)

6. M. Kolben, Studentin der Hochschule Augsburg (Deutschland)

7. F. Gerber, Student der Berufsschule Augsburg (Deutschland)

8. A. Popennya, Studentin der Universität Augsburg (Kasachstan)

9. Ch. Michel, Professor (Deutschland)

10. I. Lysenko, Studentin der Universität Augsburg (die Ukraine)

11. M. Beroni, Gaststudent der Universität Augsburg (Italien)

12. L. Xin Dyan, Gaststudentin der Universität Augsburg (China)

13. M. Regele, Student der Fachhochschule Augsburg (Deutschland)

14. Sophie, Gaststudentin der Universität Augsburg (Deutschland)

15. J. Lysa, Gaststudentin der Universität Augsburg (die Tschechische Republik)

16. J. Sobolic, Gaststudent der Universität Augsburg (die Slowakei)

17. D. Konstadinova, Gaststudentin der Universität Augsburg (Bulgarien)

18. B. Schmidke, Student der Universität Augsburg (Deutschland)

19. K. Seifert, Studentin der Universität Augsburg (Deutschland)

20. Sofjen, Gaststudent der Universität Augsburg (Tunis)

21. E. Bystrova, Gaststudentin der Universität Augsburg (die Ukraine)

22. Heide, Gaststudentin der Universität Augsburg (China)

23. K. Matusjak, Gaststudentin der Universität Augsburg (Polen)

24. M. Friedrich, Student der Fachhochschule Augsburg (Deutschland)

25. M. Porkski, Gaststudentin der Fachhochschule Augsburg (Polen)

26. J. Melnikova, Gaststudentin der Universität Augsburg (Russland)

 

 

Anhang 2

FRAGEBOGEN

#1 (Russland)

1. Was ist Toleranz, Ihrer Meinung nach?

2. Wovon hängt das Toleranzniveau ab? Was regt seine Entwicklung an und was stört dabei?

3. Ist die russische Gesellschaft heute Tolerant?

4. Wo liegen die Probleme bei der Entwicklung der Toleranz?

5. Was spielt eine wichtige Rolle bei der Entwicklung der Toleranz?

6. Was muss man tun, um ein hohes Toleranzniveau erreichen zu können?

7. Wie ist Toleranz mit der (interkulturellen) Kommunikation verbunden?

8. Warum ist es wichtig, tolerant zu sein?

#2 (Deutschland)

1. Was ist Toleranz, Ihrer Meinung nach?

2. Was machen die Medien in Bezug auf das Toleranzniveau?

3. Wie ist die Rolle der Regierung bei der Toleranzentwicklung?

4. War die Wahl 2012 in Russland fair?

5. Sind Sie tolerant?

6. Sind die Fernsehprogramme heute tolerant?

 

#3

1. War die Wahl des Präsidenten in Russland fair?

2. War es tolerant, die Wahl des Präsidenten 2012 in Russland zu kritisieren?

3. Wovon hängt das Toleranzniveau in der heutigen Gesellschaft ab?



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