Russische Forschungsstudien im Bereich der kranialen Osteopathie.




Исследования по краниальной остеопатии в России.

Т.И.Кравченко, Ю.Е.Москаленко, И.А.Вартанян

Институт эволюционной физиологии и биохимии им.И.М.Сеченова РАН, и Русская Высшая школа остеопатической медицины, Санкт-Петербург, Россия.

В статье дается краткий обзор исследований в области краниальной остеопатии, проводимых

в Русской школе остеопатической медицины совместно с учеными Института эволюционной физиологии и биохимии им.И.М.Сеченова РАН. Подчеркивается перспективность таких комплексных фундаментальных исследований, дающих важные результаты как для теории, так и для клинической остеопатии.

 

Osteopatische Medizin. 2004. 5.Jahrgang., Heft 2. S.28-29.

Russische Forschungsstudien im Bereich der kranialen Osteopathie.

Tamara I. Kravchenko*, Yuri E. Moskalenko**, Inna A. Vartanyan**

** Sechenov Institute of Evolutionary Physiology and Biochemistry, Russian Acad. Sci.,

and *Russian School of Osteopathy, St.Petersburg, Russia.

 

*Tamara I. Kravchenko, MD, Ph.D., D.O., Rektorin der RSOM, St. Petersburg, Neurologin.

** Yuri E. Moskalenko, Ph.D., Dr. of Sci., Professor fur Physiologie, Ehrenwissenschaftler der Russischen Federation, Akademiker der "International Astronautics Academy", Corresponding-Member der Russischen Akademie der Naturwissenschaften. Leiter des "Laboratory of Cerebral Circula­tion" des "I. Sechenov Institute of Evolutionary Physiology and Biochemistry" der Russischen Akademie der Wissenschaften.

** Inna A. Vartanyan, MD, Ph.D., D.Sci., Professorin, Leiterin der "Research Group of Comparative Physiology of Sensory Systems" des "I. Sechenov Institute of Evolutionary Physiology and Biochemistry" der Russischen Akademie der Wissenschaften. Internationale Beiratin der "National Foun­dation of Science and Advanced Technologies", St. Petersburg.

 

Zu den wichtigsten Faktoren bei der Entwicklung der Grundlagenforschung in Russland zahlt, dass sie auf voneinander unabhangigen Forschungseinheiten basiert und mit For-schungsinstitutionen verbunden ist, die der Supervision der Russischen Akademie der Wissenschaften unterliegen. Die Einheiten gehoren daher zu Regierungsorganisationen und erhalten finanzielle Unterstiitzung von Seiten der Regierung. Das Prinzip der Wissenschaftsorganisation in Russland in Form von Forschungsinstituten wurde vor 300 Jahren ins Leben gerufen. Wahrend der ersten 200 Jahre zogen diese Institute viele beriihmte Wissenschaftler aus ganz Russland und anderen Landern an.

Die Russische Akademie der Wissenschaften hat sich in den letzten Jahrzehnten sehr erfolgreich entwickelt. Zu ihr gehoren akademische Forschungsinstitutionen mit zahlreichen Wissenschaftlern, die zu Forschungsabteilungen, Labors und Forschungsgruppen zusammengefasst wurden. Ein grofier Fortschritt der Forschungsorganisationen bestand darin, dass fuhrende Wissenschaftler, die gewohnlich die Leitung einer Forschungseinheit ubemahmen, ihre wissenschaftliche Fragestellung frei wahlen und sich ausschliefilich auf ihre Forschungsstudien konzentrieren konnten. Ergebnisse dieser Konstellation waren eine Vielzahl von Forschungsergebnissen in unterschiedlichsten Wissenschaftsbereichen, einschliefilich der Physiologie. Die Trennung der akademischen Forschung von den Universitaten und von der Praxis stimulierte fuhrende Wissenschaftler mit angewandten wissenschaftlichen Bereichen zu kollaborieren und sich den attraktivsten neuen medizinischen Richtungen zu widmen.

Im letzten Jahrzehnt des 20. Jahrhunderts expandierte die Osteopathie bis nach Russland, was fur die Medizin in Russland neu war. So wurde im Januar 1994 die erste "Russian School of Osteopathie Medicine" (RSOM) in St. Petersburg gegrundet, mit Tamara Kravchenko, MD, Ph.D., D.O., als Prasidentin und Rektorin, in der auf der einen Seite Spezialisten der Osteopathie und auf der anderen Seite einige Wissenschaftler gemeinsamen Interessen nachgehen konnten. (Anm. der Red.: 2001 wurde die RSOM in Moskau eroffnet). Zunachst gab es eine Zusammenarbeit zwischen der RSOM und den Laboren des I.M. Sechenov Institutes fur Evolutionare Physiologie und Biochemie der Russischen Akademie der Wissenschaften sowie mit den besten physiologischen Institu-ten in St. Petersburg. Spezialisten der RSOM und des Labors fur Vergleichende Physiologie des Herz-Kreislaufsystems (Leiter Prof. Yuri Moskalenko), das durch Untersuchungen uber das systemische Niveau des zerebrovaskularen und des Liquor-Kreislaufsystems (cerebrospinal fluid system = CSF-System) bekannt wurde, starteten gemeinsame Forschungsstudien. Diese Zusammenarbeit stellte sich als sehr erfolgreich heraus, da die Kreislaufphysiologie das Objekt primaren Interesses fur die Osteopathie im kranialen Bereich war, um den Hintergrund der Wirksamkeit einiger osteopathischer Techniken zu verstehen und die fundamentalen Positionen der kranialen Osteopathie zu interpretieren - der Aufbau des Primaren Respiratorischen Mechanismus (PRM). Auf der Grundlage von Messungen einiger Funktionsparameter des zerebrovaskularen und des CFS-Systems entwickelte sich eine Perspektive zur Beobachtung der Wirksamkeit osteopathi­scher Behandlungen.

Das wichtigste Ergebnis dieser Zusammenarbeit war die Interpretation der funktionalen Rolle des PRM als Element des allgemeinen respiratorischen Systems, dessen Funktion es ist, das Kreislaufsystem des Gehirns und den Stoffwechsel der Himzellen uber die periodischen intrakranialen und kranio-spinalen Liquor-Fluktuationen miteinander zu verknupfen1. Demnach werden die periodischen CFS-Bewegungen durch periodische Fluktuationen des Tonus der Blutgefafie initiiert, der aufgrund der Interaktion verschiedener Kontrollkreislaufe steigt und durch verschiedene Zeitkonstanten charakterisiert wird. Gleichzeitig sind die Bewegungen verantwortlich fur die metabolische Versorgung des Hirngewebes und die Unterstiitzung des Wasserhaushalts. Intermediare Verbindungen zwischen den intrakranialen CFS-Bewegungen und Fluktua­tionen des Gefafitonus des Gehirns andern den intrakranialen Druck (Moskalenko, Frymann, Kravchenko 2003)1. Prinzipiell zeigte die Studie, die den modernen Fortschritt der Compu-tertechnologie nutzte, das Vorhandensein periodischer Bewe­gungen der Schadelknochen an den Schadelsuturen (Moskalenko et al. 1999)2.

Durch die speziellen Studien wurde ein Weg zur Bestimmung und quantitativen Untersuchung der Hauptparameter des PRM, seiner Amplitude und Frequenz, beschritten. Dabei wurde auch der Unterschied zwischen den Fluktuationen im Hintergrund deutlich, die mit dem PRM und ahnlichen Fluktuationen korrespondieren, und die fur den arteriellen Druck und den peripheren Kreislauf charakteristisch sind (Traube-Hering-Mayer-Wellen).

Aus der Erfahrung mit der Studie uber den PRM wurde ein spezielles Instrumentarium entwickelt, um die Wirksamkeit osteopathischer Behandlung zu beobachten. Dazu wurde eine Kombination von bio-elektrischen Widerstandsmessungen und transkranialen Dopplergraphie-Methoden genutzt und mit moderner Computertechnik gekoppelt (Moskalenko, Kravchenko et al. 2001)3.

Untersuchungen mit diesem instrumentellen Komplex ergaben statistisch belegte Anderungen der Anzahl an Parame-tern des zerebrovaskularen und des CFS-Systems als Ergebnis bei Anwendung osteopathischer Techniken aus dem kranialen Bereich - Sinus venosus und CV4-Techniken. Der neueste schritt dieser Methodik Hegt in der Korrelation zwischen sehr harmonischen (2.-5.) Pulswellen des Bio-Widerstandes des Kopfes und der transkraniellen Dopplersonographien auf der Ebene des intrakranialen Drucks. Daraus ergibt sich die Moglichkeit einer non-invasiven Beobachtung des intrakraniellen Drucks.

Interessante Untersuchungen wurden von der RSOM und dem Labor zur Evolution des sensorischen Systems (Leitung: Prof. I. A. Vartanyan) durchgefuhrt. Dabei ging es darum, mit Hilfe einer vibroakustischen Messmethode die Effizienz einer osteopathischen Behandlung zu beurteilen. Die Studie basie-te auf der Modifikation hochfrequenter akustischer Vibrationen zur Einschatzung der Schall-Leitfahigkeit im Knochenge-webe der menschlichen Schadelstrukturen. Die Idee dieser Methode basierte auf der Hypothese, dass der Trend osteopathischer kranialer Techniken in die Richtung zielt, den anatomisch-physiologischen Zustand der menschlichen Schadel-knochengewebsstrukturen wieder herzustellen und dass es als Konsequenz davon moglich sein musste, bestimmte unidirektionale Anderungen der Frequenz-Schwellencharakteristika der auditorischen Vibrationswahrnehmung zu erwarten. Zu diesem Zweck erscheint es sinnvoll, hochfrequente Vibrati des Ohres liegen. Derartige Methoden ermoglichen die Einschatzung der Leitfahigkeit des Knochengewebes entlang der Wege der Vibrationsausbreitung, einschliefilich der Schadelknochenstrukturen und ihrer Gelenke an den Suturen, als auch der Gehirnmembranen und Weichteilgewebe des Kopfes.

In erster Linie wird im Falle einer Verbesserung der Beweg der Knochen fur Vibratio-nen stattfinden. In diesem Falle ist es moglich, eine Zunahme der Sensitivitat (Erniedrigung der Schwelle) der akustischen Wahrnehmung durch die Vibrationsoszillationen zu erwarten, die uber Laute wahrgenommen werden. In zweiter Linie fuhrt die Normalisierung der Beweglichkeit der Schadelknochen und das Gleichgewicht der Dura mater-Spannungen eventuell zu Anderungen der Form und zu Abflachungen der Frequenz-Schwellen-Kurve. Derartige Prozesse hangen von den Resonanzcharakteristika verschiedener anatomischer Schadel-Strukturen ab (Vartanyan et al. 2000)4.

Als Multi-Resonanzsystem zeichnet sich der menschliche Schadel, wie jedes andere Resonanzsystem, durch maximale und minimale Resonanzoszillationen aus. Wir vermuten, dass die zahlenmafuge Abnahme an Unregelmafugkeiten bei der Frequenzwahrnehmung nach Anwendung osteopathischer Techniken ein Indikator fur zunehmende Qualitat an Verbindungen zwischen Suturen der Schadelknochen als auch fur die Harmonisierung der Interaktion zwischen dem zerebro-vaskularen und dem CSF-System sein sollte. Anderungen der Schadelknochengewebsstrukturen konnten wiederum zu Anderungen der Lateralisierung der Gerauschwahrnehmung fuhren. Schliesslich konnte die Regulierung des CSF-Systems als Ergebnis osteopathischer Behandlung eine Optimierung der Kreislauf- und Stoffwechselprozesse der Innenohrfltissigkeit zur Folge haben.

Als Ergebnis ist es moglich, einige Anderungen des funktionalen Zustands der Rezeptoren und die Sensitivitatszunahme in Bezug auf Frequenzwahrnehmung zu beobachten, nicht nur bei den die Knochenleitung betreffenden hochfrequenten,

sondern auch bei den uber die Luftleitung iibertragenen niedrigen Frequenzen unter 3.000 Hz. Diese Phanomene ahneln denjenigen bei Horstorungen. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass die Wiederherstellung der normalen Beziehungen zwischen den verschiedenen Kopfstrukturen die Form der Knochen-Frequenz-Schwellen-Kurve fur das Horvermogen von Vibrationen auch in Bereichen unterhalb von 4.000 Hz verandert, die bekanntermafien fur den Einfluss der Resonanzeigenschaften verschiedener anatomischer Ohr- und Kopfstrukturen in Betracht gezogen wird.

Alle diese Aussagen erlauben die Schlussfolgerung, dass die Methode der hochfrequenten Knochengewebs-Audiometrie fur neue vibroakustische Tests zur Objektivierung der Beweglichkeit der Schadelstrukturen geeignet ist, die Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen im kranialen Bereich darzustellen. Vibroakustisches Testen wird als erfolgreiche und perspektivenreiche Methode zur Einschatzung der Qualitat kranialer Techniken angesehen, wenn man deren Einfachheit und Non-Invasivitat in Betracht zieht, als auch die Tatsache der Dynamik der Behandlungsergebnisse.

Pilotstudien eines Schulers der RSOM uber die taktile Sensitivitat von Fingern haben gezeigt, dass diese Methode sich auch eignet, die taktile Sensitivitat von Fingern zu testen. Sie kann sehr nutzlich fur die Verifizierung von Untersuchungsergebnissen wahrend der Ausbildung von Studenten sein und eventuell als Kriterium bei der beruflichen Selektion eingesetzt werden.

Insgesamt ist die Schlussfolgerung moglich, dass die Zusammenarbeit von Wissenschaftlern aus unterschiedlichen Bereichen der Physiologie fur das Verstandnis einiger fundamentaler Konzepte fur die Untersuchung der Wirksamkeit osteopathischer Behandlungen von Bedeutung ist. Das zeigen die beiden dargestellten erfolgreichen Forschungsprojekte. Die Zusammenarbeit zwischen Spezialisten der Russischen Aka-demie der Wissenschaften und Spezialisten auf dem Gebiet der Osteopathie bietet eine Perspektive fur den Aufbau und die Entwicklung einer wissenschaftlichen und praxisbezogenen Basis der osteopathischen Medizin.

Korrespondenzadresse: Tamara I. Kravchenko Russian School of Osteopathie Medicine (RSOM) 4, Aerodromnaya Str. 197348 St. Petersburg, Russland Tel./Fax: +7 (821) 39470 04 E-Mail: contact@rsom.ru

Ubersetzung aus dem Englischen: Katja Hinz, Hamburg

Literatur

1Moskalenko Yu., Frymann V., Kravchenko T., Weinstein G.: Physiological background of the Cranial Rhythmic Impulse and the Primary respiratory Mechanism. The AAO Journal. 13 (2): 21-33, 2003.

2Moskalenko YuE, Kravchenko TI, Gaidar BV, Weinstein GB, Semernia VN,
Maiorova NF, Mitrofanov VF: Periodic mobility of cranial bones in humans.
Human Physiology. Russia. 25 (1): 51-58,1999.

3Moskalenko YuE, Frymann V, Weinstein GB, Semernia VN, Kravchenko TI,
Markovetz SP, Panov AA, Mayorova NF: Slow periodic fluctuations inside
human cranium: Phenomenology, origination, informational meaning. Human
Physiology. Russia. 27 (2): 1-9, 2001.

4Vartanyan LA., Ksenofontova IV, Markovich AM: Modifications de la transmission vibro-acoustique de la structure cranienne par traitement osteopathique. ApoStill. Le journal de l'Academie d'Osteopathie. 7: 31-39, 2

 

 



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