Lesen Sie die Meinungen von zwei deutschen Frauen




Deutschland: Frauen

 

Welche Rolle wird der Begriff “Emanzipation” für die heranwachsende Generation von Frauen noch spielen?

„Emanzipation“ klingt heute schon sehr altmodisch. Ich meine aber, dass das Emanzipationsversprechen der Neuzeit noch nicht eingelöst ist. Es hat sich viel zum Besseren verändert, so dass Menschen heute das Gefühl haben, sie seien gleichberechtigt. Aber für die jungen Frauen treten dieselben Probleme auf, die wir in der älteren Generation hatten: Dann, wenn sie darüber nachdenken, wie sie Kinder und eine ambitionierte Karriere vereinbaren können. Daneben gibt es viele andere Punkte: Die Diskriminierung am Arbeitsmarkt, Lohngleichheit, Armut von Frauen. „Emanzipation“ ist vielleicht nicht mehr die Begrifflichkeit, mit der wir junge Frauen ansprechen können. Wenn man die Frage international betrachtet, wird aber noch deutlicher, wie ungelöst sie bis heute ist.

Gibt es denn künftig noch eine Frauenbewegung? Es ist ja jetzt schon eher still um sie geworden?

In keinem Bereich ist der soziale Wandel im 20.Jahrhundert so grandios vorangeschritten, wie in dem der Geschlechterverhältnisse. Ich sehe es so, dass die Frauenbewegung momentan in einer Flaute ist, weil tatsächlich viel erreicht wurde. In den 200 Jahren der Frauenbewegung gab es immer solch ein Auf und Ab: Gerade nach Phasen, in denen viel erreicht wurde, beispielsweise in den 20er Jahren, war in der Bewegung ein Stillstand. Ich glaube, dass der nächste Schub erst mit einer neuen Frauengeneration, vielleicht in zehn oder 15 Jahren, zu erwarten ist. Denn die Probleme sind nicht gelöst.

Das Ausbildungsniveau von Frauen ist seit den 50er Jahren rasant gestiegen. Wieso gibt es trotzdem immer noch so wenige Frauen in Spitzenjobs?

Die Positionen der Macht sind zu 95 Prozent von Männern besetzt. Wir reden in der Frauenforschung von der „Glasdecke“, einer unsichtbaren Barriere, die aber strukturell und systematisch ist. Der Dreh- und Angelpunkt ist dabei in den allermeisten Fällen die Familienfrage.

Müssen rechtlich andere Voraussetzungen geschaffen werden?

Ich bin überzeugt, dass wir einen Fehler begehen, wenn wir glauben, die rechtliche Situation sei bereits geklärt. Wir haben im deutschen Grundgesetz den wunderbaren Artikel 3, Absatz 2, der jetzt noch einmal reformiert wurde – mit der Verpflichtung des Staates Gleichberechtigung herzustellen. Das bedeutet mehr als nur das Verbot von Diskriminierung. Aber es müssen auch neue rechtliche Wege gefunden werden, die Durchsetzung der Gleichberechtigung zu organisieren. Ganz praktisch: Staatliche Subventionen sollten nur noch in solche Bereich fließen, in denen das Verfassungsziel der Gleichberechtigung verwirklicht wird. Und wir brauchen eine Familienpolitik, die Männer ermöglicht, für ihre Familie da zu sein. Ab dieser Stelle müssen wir viel radikaler denken. „Familie und Frauen“ sollte einfach nicht diese selbstverständliche unlösbare Verknüpfung bleiben. Familie sollte vor allem auch eine Aufgabe für Männer sein.

Wirkt sich der Wandel der Arbeitsstrukturen – weniger Arbeit in Industrie und Landwirtschaft, mehr Arbeit am Computer und in Dienstleistungssektoren - auf die Erwerbstätigkeit von Frauen aus?

Die Hoffnung gab es zwar, aber nein, im Gegenteil, die Männer haben es wieder viel schneller verstanden, die entscheidenden Positionen zu besetzen.

Es gibt immer mehr allein erziehende Frauen. Wird das einen Einfluss auf das künftige Rollenverhalten der Geschlechter haben?

Die Potentiale, die in der Erziehung liegen, sind den Frauen oft zum Nachteil abgerechnet worden, weil es heißt: Es sind schließlich die Mütter, die auch die Männer erzogen habe. Umgekehrt kommen wir weiter: Es müssten mehr Männer in die Erziehungsverantwortung genommen werden, mehr Frauen in die männlichen Positionen vordringen – erst dann ändern sich die Verhältnisse.

(nach Prof.Dr.Ute Gerhard)

Aufgaben

1.Finden Sie im Text die Sätze mit folgenden Wörtern und Wortverbindungen. Bilden Sie damit eigene Situationen

эмансипация, быть равноправным, равноправие женщин, дискриминация, находиться в застое, взлет и падение, поворотный пункт, осуществление, инвестиция, сказываться(отражаться),совмещать(сочетать), одинаковая заработная плата, руководящие посты, ключевые посты, совершать ошибку, мать-одиночка, воспитывать детей

 

2. Beantworten Sie die Fragen zum Text.

 

- Was bedeutet die „Emanzipation“. Sprechen Sie über die Entwicklung der Emanzipationsbewegung in Europa.

- Welche Probleme treten für Frauen verschiedener Generationen auf?

- Wie sieht es im 20.Jahrhundert mit der Frauenbewegung aus?

- Warum ist es so schwer für eine Frau, einen Spitzenjob zu bekommen?

- Existiert in der Wirklichkeit die Gleichberechtigung zwischen Männern und Frauen?

- Welche Familienpolitik wird zur Zeit gebraucht?

- Wie sind die Chancen für eine allein erziehende Frau, eine gute Arbeit zu bekommen?

- Welche Perspektiven haben die Frauen im gesellschaftlichen und beruflichen Leben?

- Werden die Frauen nur in Deutschland beruflich benachteiligt? Wie sieht es in unserem Land aus? Finden Sie, dass die Gleichberechtigung von Männern und Frauen auch in Russland ein Problem sind?

Lesen Sie die Meinungen von zwei deutschen Frauen

Wibke Holz, Azubi(20)

Ich glaube, dass Frauen die gleichen Rechte haben wie Männer. Ich wieß aber nicht genau, wie die Frauen die Männer davon überzeugen können. Ich glaube auch nicht, dass ein Gesetz die Männer überzeugt, dass Männer nicht mehr als Frauen sind. Zuerst brauchen wir auf alle Fälle gleiche Voraussetzungen für Männer und Frauen. Zum Beispiel sollen Männer und Frauen gleich viel verdienen. Sonst sagt der Mann immer, wenn er im Haus arbeiten soll: Willst du, dass wir Bankrott gehen,- du verdienst doch viel weniger als ich. Es ist sehr schwer, Männern dieses Problem zu erklären, sogar Jungen in meinem Alter verstehen das nicht. Einem früheren Freund, der seine Sachen immer seiner Mutter zum Waschen gegeben hat, sagte ich: „Deine Mutter ist doch nicht deine Putzfrau“. Er antwortete: „Ich kann aber nicht waschen“. Ich sagte: „Ich kann dir zeigen“. Er antwortete: „Nein, ich habe aber keine Lust“. Nach der Lehre will ich Betriebswirtschaft studieren. Danach will ich eine Familie gründen, aber trotzdem will ich weiterarbeiten. Mit meinem Mann würde ich einen Haushaltsplan machen und genau bestimmen, was ich machen muss und was mein Mann machen muss. Dann kann mein Mann nicht mehr sagen, dass er es nicht gewusst hat.

Corinna Kruse, Studentin(28)

Natürlich müssen Männer und Frauen die gleichen Rechte und Pflichten haben. Das Parlament sollte ein Gesetz erlassen, das diese Rechte festschreibt. Immer noch machen Frauen fast allein den Haushalt. Durchschnittlich arbeitet ein Familienvater nur eine Viertelstunde täglich im Haushalt. Sogar in solchen Familien, wo der Mann und die Frau arbeiten, machen die Männer fast gar nichts zu Hause. Alte und kranke Menschen werden von den Ehefrauen und Töchtern gepflegt. Und die angeblich „neuen“ Männer sind doch genau wie die alten. Ich habe gelesen, dass sich der statistische Vater täglich nur 12 Minuten mit seinem Kind beschäftigt. Und Erziehungsurlaub nehmen nur ein Prozent der Männer. Ich glaube, eine echte Gleichberechtigung gibt es frühestens im Jahr 2 070. Andere Länder sind da viel besser. Zum Beispiel habe ich gelesen, dass in einigen Ländern auch die Väter den Erziehungsurlaub nehmen müssen. Sonst verfällt er. Das finde ich gut.

 

 

** Was ist nach Meinung von Wibke und Corinna typisch männlich und typisch weiblich? Wie sieht es in Ihrer Familie aus?

 

  Typisch männlich Typisch weiblich
Wibke Der Mann verdient mehr Geld.      
Corinna      
    Ihre Meinung:        

 

 

** Was wollen Wibke und Corinna für die Gleichberechtigung der Frauen machen? (Konj.1)

- Wibke sagt:

- Corinna sagt:

** Wie sieht Ihre Traumfamilie aus? Verwenden Sie Sätze nach folgendem Muster:

- Wenn ich eine Familie hätte, würde mein Mann...(immer kochen)

4. Äußern Sie Ihre Meinung:

- Eine gescheite Frau hat Millionen geborener Feinde: alle dummen Männer (V.von Ebner-Eschenbach)

- Viel Kluges kam schon von Frauen.(Euripides)

- „Ich bin so emanzipiert, ich kann es mir leisten, mich unterzuordnen“.

 

 

5.Übersetzen Sie ins Deutsche:

1.Понятие «эмансипация» сегодня звучит старомодно. 2.Когда мы говорим о положении женщин в обществе, то необходимо отметить, что в этом направлении сделано немало. 3. Многим кажется, что женщины равноправны, но все же, не все данные обещания выполнены. 4. Женщины в наши дни имеют те же проблемы, что и раньше. 5. До сих пор не решены такие вопросы, как дискриминация женщин на рабочем месте, более низкая заработная плата, нищета женщин. 6. Женщинам очень трудно совмещать успешную карьеру и воспитание детей. 7. В истории женского движения были взлеты и падения. 8. В настоящее время женское движение переживает затишье, потому что достигнуто многое. 9. За последние 50 лет стремительно возросло число высокообразованных женщин, однако все ответственные посты заняты мужчинами. 10. Особенно тяжело найти высокооплачиваемую работу матерям-одиночкам.11.Существует много нерешенных вопросов в отношении семейной политики. 12. Необходимо уравнять права работающих женщин и мужчин. 13. Женщинам же нужно дать возможность, проявить себя в профессиональной деятельности.14. Ответственность за семью и воспитание детей должна стать в первую очередь задачей мужчин.15. Предлагается направлять инвестиции в те области, где соблюдается равноправие мужчин и женщин.

 



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