Природа становится заменителем божества, прототипом всякой доброты и благополучия, критерием высшей ценности.




Совершенно очевидно, что подобное направление философии внушено мифом о "добром дикаре", распространившимся во французской литературе начиная с XVI в., когда вслед за великими географическими открытиями начинается идеализация примитивных народов и восхваление "дикой" жизни. Руссо выворачивает наизнанку каноны толкования и объяснения человека и его языка.

ФИЗИКОТЕОЛОГИЯ

Попытка Дергама ("Physicotheology", 1713) доказать божественное бытие, основываясь на идее о разумном и чудесном устройстве природы. К физикотеологии был близок Лейбниц, в то время как Кант ее отвергал.


Приложение 3

Текст-оригинал- Landschaft - WildnisPersonDr. Thomasgeb. 1967, studierte Landschaftsplanung und Philosophie. Nach Tätigkeit als Landschaftsplaner, wissenschaftlicher Mitarbeiter zunächst am Lehrstuhl für Landschaftsökologie der TU München, seit 2010 an der Forschungsstätte der Evangelischen Studiengemeinschaft in Heidelberg. Arbeitsschwerpunkt: Ökologische und lebensweltliche Naturauffassungen, insbesondere Theorien ökologischer Einheiten, Theorie der Landschaft und Wildnis, Biodiversitätskonzepte, Theorien des Mensch-Natur-Verhä Natur, Landschaft und Wildnis haben für uns vor allem positive Bedeutungen. Weshalb ist das so? Warum sehnen sich viele Menschen nach Natur? Warum schützen wir sie? Was ist der Unterschied zwischen Natur, Landschaft und Wildnis?

Auf der Suche nach Antworten sollte man festhalten: Erstens: Bewertungen von Naturphänomenen sind kulturell geprägt. Sie sind von Kultur zu Kultur unterschiedlich und unterliegen einem kulturgeschichtlichen Wandel. Beispielsweise sah man in der christlichen Kultur in Gebirgen Jahrhunderte lang eine schreckliche Wildnis; um 1600 begann man, sie als Ausdruck göttlicher Erhabenheit zu deuten und ehrfürchtig zu betrachten; heutzutage dominieren andere Motive als Gottesfurcht, wenn uns Gebirge faszinieren (s.u.). Zweitens: Naturschutz ist ein modernes, erst um 1900 entstandenes Phänomen. Anlass für seine Entstehung war nicht eine ökologische Krise, sondern die (heute noch verbreitete) Kritik daran, dass infolge von Kapitalismus, Industrialisierung und Verstädterung regionale Unterschiede in Sitten und Gebräuchen verschwanden und die Menschen ’entwurzelt’ wurden. Deshalb wollte man traditionelle Kulturlandschaften in ihrer regionalen Eigenart und als Heimat vor der Zerstörung durch industrialisierte Landnutzung schützen.

Heutzutage schützen wir Natur insbesondere aus zweierlei Gründen: zweckrationale Gründe beziehen sich auf ihre Nutzbarkeit (s.u.), emotionale auf die ästhetischen Qualitäten und symbolischen Bedeutungen, die sie in unserer Kultur als Landschaft oder Wildnis hat (s.u.). Ethische Gründe sind demgegenüber nachrangig: Sie liefern keine genügend präzisen Kriterien dafür, welche Natur geschützt werden soll. Zudem sind sie, außer der Forderung nach Verantwortung für leidensfähige Lebewesen (Pathozentrismus), wohl nicht schlüssig.

Ziele für den Naturschutz werden aufgrund gesellschaftlicher Interessen und kultureller Werte festgelegt. Die Naturwissenschaften liefern Wissen, wie man diese Ziele erreichen kann, wie man z. B. das Überleben einer bestimmten Art sichern oder die Klimaerwärmung auf einen bestimmten Wert begrenzen kann. Sie klären auch auf über die Folgen von Umweltveränderungen, z.B. wie sich der Klimawandel auf die Vegetation auswirkt. Sie können so konkrete Naturschutzziele mit rationalen Argumenten stützen. Sie können aber nicht darüber entscheiden, welche Ziele wir verfolgen wollen.

Natur als nützlicher Gegenstand: Ressource und Ökosystem

Wenn wir Natur aufgrund ihrer Nutzbarkeit wertschätzen, nehmen wir eine zweckrationale Perspektive ein. Natur hat dann ausschließlich instrumentellen Wert, d.h. sie ist Mittel zu einem von uns gesetzten Zweck, wie z.B. Wälder als Holzquelle für die Möbelindustrie. Sie dient uns vor allem durch sogenannte Produktions- und Regulationsfunktionen, die uns ein gesundes, sicheres und angenehmes Leben ermöglichen. Ökologische Prozesse produzieren erneuerbare Ressourcen wie Sauerstoff (durch Photosynthese), Trinkwasser (durch Schadstoffabbau), Nahrungsmittel und nachwachsende Rohstoffe (durch Wachstum). Evolutionäre Prozesse erzeugen Biodiversität, die uns als Ressource dient z.B. für Züchtung und Gentechnologie (Arten, Gene), Pharmazie (Wirkstoffe) und Bionik ('Erfindungen' der Natur als Vorbild technischer Produkte). Natürliche Prozesse regulieren, wenn sie bestimmte Umweltbedingungen in für uns günstiger Weise konstant halten (Selbstreinigung von Gewässern, Kontrolle von Schädlingspopulationen durch natürliche Feinde usw.).

Natur- und Umweltschutz sollen in zweckrationaler Perspektive dafür sorgen, dass die natürlichen Produktions- und Regulationsfunktionen erhalten bleiben. Dazu betrachtet man Naturausschnitte oft als Ökosysteme, d.h. als Wirkungsgefüge aus verschiedenen Organismen und deren unbelebter Umwelt, die Ökosystemdienstleistungen erbringen. Artenschutz betreibt man in zweckrationaler Perspektive, weil jede Art eine potenzielle Ressource ist. Ob die Stabilität von Ökosystemen mit der Artenzahl zunimmt, ist umstritten.

Natur als ästhetisch-symbolischer Gegenstand: Landschaft und WildnisNaturschutz dominieren seit einigen Jahrzehnten zweckrationale Argumente, die durch Verweis auf tatsächliche oder vermeintliche ökologische Sachzwänge gestützt werden. Alltagsweltlich ist Natur jedoch vor allem Gegenstand und Ort emotionaler Erfahrungen. Sie hat sogenannten eudaimonistischen Wert, weil sie aufgrund ihrer ästhetischen Qualitäten und symbolischen Bedeutungen mit der Idee eines guten, sinnerfüllten Lebens verknüpft ist. Voraussetzung für diese alltagsweltliche Perspektive ist, dass wir nicht mehr - naturabhängig - in einer ländlich-bäuerlichen, sondern - distanziert von Natur - in einer städtisch-industriellen, hoch technisierten Gesellschaft leben. eudaimonistische Wert von Natur ergibt sich, anders als ihr instrumenteller Wert, nicht aus physischen Eigenschaften von Naturphänomenen. Somit ist er auch nicht aus naturwissenschaftlich-ökologisch beschreibbaren Eigenschaften ableitbar (so wie sich der künstlerische Wert eines Gemäldes nicht aus den chemischen Eigenschaften der verwendeten Farben ableiten lässt). Vielmehr weisen wir der Natur diesen Wert zu, und zwar im Rahmen von kulturell geprägten Wahrnehmungs- und Deutungsmustern. Deshalb kann dasselbe physische Stück Natur unterschiedlich, ja gegensätzlich wahrgenommen, gedeutet und bewertet werden. Unsere emotionalen Naturerfahrungen sind zwar stets subjektiv-individuell, bewegen sich aber immer im Rahmen kulturell geprägter, intersubjektiver Muster, sodass man über sie diskutieren kann.

"Landschaft" und "Wildnis" sind das Resultat zweier solcher Wahrnehmungs- und Deutungsmustern. Das heißt, wenn wir von Landschaft oder Wildnis sprechen, so sprechen wir nicht über einen Gegenstand von der Art eines Ackers oder Wassereinzugsgebietes, nicht über einen naturwissenschaftlich beschreibbaren Zustand von Natur und auch nicht über Ökosysteme.: symbolische Gegenweltist Natur immer dann, wenn wir sie als Gegenwelt zur kulturellen bzw. zivilisatorischen Ordnung deuten und dabei ihre Unbeherrschtheit betonen. Das gesamte Mittelalter hindurch galt Wildnis, vor allem Waldwildnis, als Ort des Bösen, den man meiden sollte. Heutzutage hat sie vor allem positive Bedeutungen. Diese sind seit Beginn der Neuzeit entstanden und basieren alle auf folgender Denkfigur: Erstens: Man kritisiert etwas an der vom Menschen geschaffenen gesellschaftlichen Ordnung. Zweitens: Man deutet die seit der Neuzeit entstandene Trennung von Mensch und Natur als Entfremdung. So wird drittens Natur zum positiven ursprünglichen Anderen bzw. Ort der Abwesenheit dieser Ordnung und Trennung.

Welche spezielle Bedeutung Wildnis im Rahmen dieser Denkfigur erhält, hängt ab vom Menschenbild bzw. Gesellschaftsideal und den jeweils für sie charakteristischen Begriffen von Freiheit, Vernunft und Ordnung. Wildnis hat deshalb eine Vielzahl von Bedeutungen, die sich teilweise widersprechen.

Nicht die Tatsache, dass ein Gebiet frei von Einflüssen des Menschen ist, macht es zu einer Wildnis, sondern dass es als Gegenwelt zur kulturellen bzw. zivilisatorischen Ordnung empfunden wird. Dafür genügt es, dass das Gebiet zumindest in einer für den Betrachter relevanten Hinsicht nicht vom Menschen gemacht ist. So erklärt es sich, dass für manche Betrachter z.B. die Spontanvegetation auf Stadtbrachen eine Wildnis ist und für andere z.B. ein unbeeinflusstes Gebiet bereits deshalb in seinem Wildnischarakter beeinträchtigt wird, weil es als Naturschutzgebiet beschildert wurde. In unserer Kultur dominieren heutzutage zwei positive Bedeutungen von Wildnis: Erstens: Wildnis symbolisiert die Utopie einer ursprünglichen, vollkommenen Ordnung, die vom Menschen zerstört worden ist, sodass der Mensch nun entfremdet von äußerer und seiner eigenen, inneren Natur lebt. Wildnis steht für Freiheit von zivilisatorischer Entfremdung, für emotionale Nähe zu einem paradiesischen Urzustand, für die Sehnsucht nach einer natürlichen Ordnung.

Diese ursprüngliche natürliche Ordnung wurde im Laufe der Kulturgeschichte der Wildnis unterschiedlich bestimmt. In der Physikotheologie war sie die von Gott geschaffene, harmonische, durch und durch zweckmäßige Ordnung. Diese sei wegen ihrer Komplexität für den menschlichen Verstand nicht erkennbar, könne vom Menschen aber ästhetisch-intuitiv erfasst werden, wenn er Natur kontemplativ ohne Nutzungs- oder Erkenntnisinteressen betrachte. In der Aufklärungskritik, etwa bei Rousseau, ist Wildnis der moralisch gute Naturzustand. In diesem leben die ’edlen Wilden’ in Harmonie miteinander und mit der Natur, weil sie sich noch an sich selbst orientieren statt an zivilisatorischen Äußerlichkeiten und Scheinbedürfnissen. Ökologische Weltbilder nahmen die Idee einer ursprünglichen, vollkommenen Ordnung auf. Sie behaupteten die Existenz eines ursprünglich intakten Naturhaushaltes bzw. ursprünglich intakter, gesunder Ökosysteme, die sich selbst regulieren und durch geschlossene Stoffkreisläufe dauerhaft selbst erhalten. In deren Ordnung hätte sich der Mensch einfügen müssen statt sie zu zerstören, um kurzfristigen Nutzen zu erzielen.: Wildnis ist Ort symbolischer (und realer) Freiheit von kultureller bzw. zivilisatorischer Ordnung. Wildnis fasziniert als Ort der Entlastung vom Druck der Zivilisation. Entweder fasziniert sie aufgrund einer Sehnsucht nach ursprünglicher, unreglementierter, individueller Aktivität, nach 'Ungezähmtheit', nach Entlastung von den Konventionen, Regeln zivilisierten Lebens, aus dem man vorübergehend heraustreten möchte. Eine ideale Wildnis ist dann eine Gegend, in der es keine Konventionen usw. gibt, sondern nur natürliche Einschränkungen: die der äußeren Natur wie Wetter und Unwegsamkeiten sowie die der eigenen Natur in Form von körperlichen Bedürfnissen. Oder Wildnis fasziniert als Gegenwelt zur traditionellen Kulturlandschaft, weil man das mit dieser assoziierte Wertesystem grundsätzlich ablehnt. Sie kann auch ein romantischer Ort sein, an dem man sich frei fühlt von einer an Technik und Rationalität orientierten Gesellschaft.



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