Der Gefreite guckt entsetzt.




Natascha: Ist Kunst!

 

Preußischer Gefreiter (holt langsam Luft und spricht, sich steigernd): Du! Duuuu! Duuuuu........ (Natascha hält sich vor Angst die Hände über den Kopf, der Gefreiter schnappt nach Luft und sagt:) Absolut mutiger und freier Geist! Du hast Mumm, vor einem Mann wie mir Humor zu zeigen. Du bist einer, der auch gegen die Großen zu Felde zieht (Umarmt sie voller Freude. Natascha ist verwirrt, freut sich aber und lacht).

 

Natascha (etwas verlegen): Ich nur nicht gut zeichnen mit Bleistift.

Der preußische Gefreite lächelt zynisch, zerknüllt das Papier und wirft es weg. Natascha zuckt mit den Schultern. Der Gefreite geht von der Bühne. Das Licht geht aus)

3. Kapitel: Die Liebe trotzt der Sprache

Albert packt hastig seine Tasche. Die Bäuerin kommt zu ihm, geht um ihn herum, versucht ihm zu gefallen.


Bauernmädchen:
Ищешь любовь?

 

Albert (guckt verlegen, hat kaum etwas verstanden): Ich suche, meine Gute. Ich muss fort, habe wichtige Dinge zu erledigen. Finden muss ich sie, denn wer weiß, welche Schicksalsschläge uns noch auseinander bringen können. Doch noch ein Mal werden wir uns nicht trennen. So wahr ich hier stehe (spricht feierlich und hält sich die Faust an die Brust)

 

Mädchen: Ты тоже это чувствуешь?? Это чувство между нами???? Как чудесно!!! Нет ничего на свете лучше любви, чистой, преданной и взаимной. (wirft sich an Albert, dieser umarmt sie etwas zurückhaltend)

 

Albert: Ja, ich weiß. Ich verfolge ein hehres Ziel, und das in eurem wundervollen Land. Ich kann eure Begeisterung verstehen. Nur muss ich gehen. Mein Geist muss frei sein, wenn ich ihr begegnen werde, frei wie ein Vogel (hebt die Arme, das Mädchen zerrt ihn am Arm, ehe sie ebenfalls ihre Arme wie ein Vogel ausbreitet. Albert schaut sie etwas verwirrt an.)

Igor (kommt in den Raum): Как хорошо! (nimmt beide in den Arm, drückt Albert fest, der nahezu keine Luft bekommt.)

Albert: Oh, welch Missverständnis. Nein, hört zu, ihr lieben Freunde. Ich muss euch verlassen. Mein Weg führt mich in die Stadt, nur da kann ich sie finden, und mit ihr glücklich werden.

 

Igor: (auf Russisch, freudig strahlend, schreit aus dem Haus ins Dorf hinaus): Ну полно, полно! Нашу Настеньку немец посватал. Зовите священника! (Nastja kommt weinend vor Freude aus dem Haus heraus, die alte Bäuerin rennt auf sie zu, küsst und drückt sie)

 

Albert rennt zu seiner Tasche, schmeißt die restlichen Klamotten in diese, greift sich eine Gurke von denen auf dem Tisch und rennt seitlich zur Bühne weg.

Igor kommt wenig später in den Raum, schaut sich um und sieht, dass Alberts Tasche fort ist. Wild fluchend schmeißt er das Glas vom Tisch und rennt fort.

Igor (Von weitem hört man ihn auf Russisch fluchend): Трус! Порядочных мужчин совсем не осталось?

Die Putzfrau erscheint, träge, und in sich murmelnd:

Putzfrau: Господи! (spricht weiter auf Russisch und wischt dabei das Gurkenwasser weg, nimmt beizeiten die Hand hoch und schaut zum Himmel). Какой кошмар. Опять бардак развели. Ну что за народ! Все приходится делать самой.

 

Albert schleicht auf der Bühne herum, sieht sich oft nach hinten um, und geht leise weiter. Er bleibt stehen und hält sich die Hand vor die Stirn, als ob er in die Ferne schauen wollte. Von hinten schlecht sich Mephistopheles an. Packt seine Arme, Albert erschrickt. Doch Mephistopheles beschwichtigt ihn.

Mephistopheles (grinst verwegt):

So beruhiget Euch. Ein Freund Eurer bin ich, und so verhalte ich mich. Die Weiten Russlands bereiset Ihr, und das nur, um die Liebe zu finden. Welch hehres Ziel, zu Tränen rührend.

 

Albert (schaut sich unsicher um, fühlt die Arme Mephistopheles): Wer seid Ihr? Und vor allem, woher kommt Ihr? Eure Sprache ist die meinige, und dennoch wirkt sie mir fremd:

 

Mephistopheles: Ein Teil von jener Kraft, die stets das Böse will und stets das Gute schafft.

Albert: Was ist mit diesem Rätselwort gemeint?

 

Mephistopheles: Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles was entsteht, ist wert, dass es zu Grunde geht; Drum besser wär's, dass nichts entstünde. So ist denn alles was Ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.

 

Albert: Ich traue Euch nicht. Lasset mich bitte ziehen, meine Liebste will ich finden.

 

Mephistopheles (geht langsam und bedächtig um Albert umher, streichelt gelegentlich seine Schulter): Jaha, der Liebe wegen mühet Ihr Euch mit der russischen Seele. Kalt, grob und so unendlich unverständlich. Wie diese Sprache. Meinet Ihr, die Entbehrungen seien es wert?

 

Albert: Ihr sprecht in scharfen Zungen. Natascha ist meine Liebe, meine Muse, meine Inspiration. Und mit den Franzosen habe ich es aufgenommen, so werde ich es doch auch mit meinen russischen Freunden und ihrer mysteriösen Seele aufnehmen. Eine Sprache kann man lernen.

 

Mephistopheles: Gewiss, jedoch nicht ihre Nuancen, Tücken und Wendungen. Erwürgen wird Sie euch, wie eine hinterhältige Schlange. Den Garten Eden werdet Ihr hier nicht finden.

 

Albert: Geht nun fort. Ich schreite in die Stadt. Dort werde ich sie finden. Und Ihr werdet sehen, dass Euer dunkler Geist die Sprache der Liebe nicht verwunden kann.

 

Mephistopheles: Verwunden womöglich nicht. Aber vom Turm zu Babel zu fallen, ist mehr, als nur verwundet zu werden. Trauet nicht der fremdsprachigen Zunge. Ihr suchet Geborgenheit, doch den Tod werdet Ihr finden.

 

Mephistopheles läuft zum Rand der Bühne weg. Albert schaut ihm nach, und geht in die andere Richtung weiter.

 

 

4. Kapitel: Sprachliche Divergenzen

Natascha geht auf und ab im Raum, der Tisch und die gegenüberliegenden zwei Stühle sind in der Mitte. Der preußische Gefreite tritt mit ernster Miene ein. Hinter ihm folgt eine junge Frau, vorsichtig lächelnd, eher zu Boden.

Preußischer Gefreiter: Wir haben uns beraten.

 

Natascha: Ja?

 

Preußischer Gefreiter: Ja.

 

Natascha: Да

 

Preußischer Gefreiter: Was?

 

Natascha: Ja.

 

Preußischer Gefreiter: Да?

 

Natascha: Ja.

 

Preußischer Gefreiter: Aha. Wir scheinen uns ähnlicher zu sein, als gedacht.

 

Natascha: Да!


Preußischer Gefreiter: Ja! Dies ist meine Tochter, Christine.

 

Christine: Ich grüße Sie!

 

Natascha: Очень приятно. Guten Tag. (Lächelt etwas verwirrt, Christine hält ihre Hand hin, Natascha küsst sie zögerlich).

 

Preußischer Gefreiter: Christine ist eine gute Menschenkennerin. Sie wird sich mit dir etwas unterhalten. Danach magst du frei sein, denn wenn du ein Russe bist, bist du auch gleichzeitig ein Freund. Wenn auch ein komischer.

 

Natascha: Почему komisch? Что это значит? Не поняла...эм, не понял.

 

Preußischer Gefreiter: Unwichtig. Christine! Kümmere dich ein wenig um unseren Gast. Er wirkt etwas blass.

 

Natascha: Blass? Что это? (fuchtelt wild im Haar).

Christine (Der Gefreite verlässt den Raum. Christine tritt zu Natascha heran und lehnt sich an den Tisch, streichelt Natascha über die Wange):Hier zum Beispiel, wenn die Haut wenig Farbe hat (lächelt und kreuzt ihre Beine, zeigt etwas mehr Bein).

Natascha (lächelt verlegen, rückt ein Stück weiter, Christine kommt wieder näher): Нет, это не хорошо. Ich habe Mann, äh, Frau.

 

Christine: Wo ist sie denn, wenn man fragen darf? (fährt sich durchs Haar, rückt wieder ein Stück näher, Natascha rückt weg, zum Rand des Stuhls...der Stuhl wackelt, sie fällt zu Boden.)

 

Christine (erschrickt, sieht, wie Nataschas Haar, sich öffnet, sie ist eine Frau): Was ist hier denn los? Sie sind eine Frau. Vater!! Vater (rennt raus).

 

Natascha (rappelt sich auf, löst die Haarspange, auf Russisch): Немцы такие нервные (schüttelt den Kopf, will hinaus rennen, prallt mit dem Gefreiten auf, der sein Schwert gezückt hat. Natascha starrt auf die Spitze, die genau auf ihren Bauch, schreitet langsam zurück, während der Gefreite auf sie zugeht).

 

Preußischer Gefreiter: Wieso dieses Versteckspiel? Wieso dieses Tralala?

 

Natascha: Tralala? Это песня? (muss kurz auflachen)

 

Preußischer Gefreiter: Das ist nicht lustig (brüllt herum). Raus mit der Sprache! Wieso gibst du dich als Mann aus?

 

(Natascha steht reumütig auf, und setzt sich zunächst ruhig auf den Stuhl.)

 

Natascha: Можно jetzt чаю? (zeigt den Umriss einer Teekanne und simuliert das Eingießen von Tee)?

 

Christine kommt mit einer Kanne Tee und einer Tasse zurück. Sie stellt beides laut auf den Tisch, guckt Natascha beleidigt an und dreht auf der Ferse um, ein leises „Püh“ ist zu hören.

Natascha: Ich suche Albert, mein Freund. Meine Liebe, er aus Preußen.

 

Preußischer Gefreiter: Einen Albert kenne ich nicht. Wieso hast du dich verkleidet, russisches Mädchen?

 

Natascha: Gefährlich hier. Mhh, чай вкусный..aber in Rossija besser (lächelt leicht, hört aber sofort wieder auf, als sie die Miene des Gefreiten sieht).

 

Preußischer Gefreiter: Deinen Albert wirst du hier kaum finden. Viel Chaos in diesen Zeiten. Aber ich kenne jemanden, der dir helfen kann. Lord Candlesbury hat die Lande beritten. Hier hast du seine Anschrift (holt ein Stück Papier heraus, gibt es Natascha) Gehe abseits der Wege! Es ist nicht weit. Nur sei vorsichtig. Viel Stolz und Ehre besitze ich, daher will ich dir deine Fehler verzeihen. Aber nicht jeder ist so edelmütig wie ich (streichelt sich am Kinn, lächelt stolz, und schaut gen Horizont. Natascha grinst ein wenig. Sie steht auf, verbeugt sich kurz und beide gehen von der Bühne.)

(Die Putzfrau kommt mit einem Besen herein, sie kehrt den Staub und schiebt den Stuhl weg. Kurz bevor sie die Bühne verlässt, dreht sie sich um und schaut auf den Tisch. Dann schüttelt sie den Kopf und murmelt etwas Unverständliches vor sich hin.)

5. Kapitel: Am russischen Hof

Albert geht den Weg entlang und kommt zu einem großen Gehöft. Die große Stadt liegt vor seinen Füßen. Er atmet erleichtert auf, und geht weiter, bis zum Eingangstor, er klopft und wartet.(Es ertönt eine komische Melodie, die einem Klingelton ähnelt, eine verrückte Kuh). Eine Bedienstete öffnet das Tor und schaut Albert von unten nach oben an, etwas verächtlich, aber in bestem Russisch fragt sie:

Bedienstete der Hofdame: А вы кто??

 

Albert: Ähm, ich suche eine Frau, hübsch, nein, wunderhübsch. Natascha heißt sie. (versucht die Form ihres Körpers nachzuahmen, die Bedienstete guckt misstrauisch). Ihre Familie soll aus dieser Stadt sein. Ich muss sie finden, wir wurden getrennt (fleht nahezu)

 

Bedienstete: Входите-с!


Albert: Haben Sie mich verstanden? (lächelt und glaubt, verstanden worden zu sein. Er bückt sich nach seiner Tasche, die auf dem Boden liegt und beim Aufrichten steht er auf einmal vor einer wunderschönen und ernsten Dame).

 

Hofdame: Nein, sie hat Sie nicht verstanden, junger Herr. Jedoch ist euer Erscheinen in unseren Landen nicht geheim geblieben. Ich wusste, dass Sie kommen werden (hält die Hand zum Kuss hin, schaut etwas arrogant weg. Albert wischt sich hastig den Mund sauber und küsst die Hand fest, die Hofdame zieht die Hand etwas angewidert zurück.) Wir setzen uns.

 

Albert: Ja? Ähm, Eure Majestät, oder wie soll ich Euch nennen? Ihr sprecht so vorzüglich Deutsch.

 

Hofdame (lächelt stolz): Unser Geschlecht ist im Zarenreich seit langem bekannt. Gute Kontakte zum Zaren führen wir. Nur, wieso seid Ihr hier? Euer Name, werter Albert, hat hier die Runde gemacht. Tanja (guckt zur Seite zur Bediensteten), чай!

 

Bedienstete: Да, Ваша Светлость. (Bedienstete eilt hastig mit zwei Tassen Tee und einer Kanne herein, zudem etwas Gebäck. Gießt ein, beobachtet Albert von der Seite.)



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Дата создания страницы: 2022-11-27 Нарушение авторских прав и Нарушение персональных данных


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