Uber Den Autor des Buches




НЕМЕЦКИЙ ЯЗЫК

Методические указания и задания для практических занятий по книге:

Heinrich Böll

Erzählungen

 

для студентов I-IV курса
специальности 021700 "Филология"

 

Пермь 2012

Составитель: доц. М.А. Дубровина.

Немецкий язык. Методические указания и задания для практических занятий по книге: Heinrich Böll “Erzählungen” / Перм. ун-т; Сост. М.А. Дубровина. – Пермь, 2008. -32с.

 

 

Основная цель издания – организация самостоятельной внеаудиторной и аудиторной работы студентов по чтению оригинальной художественной литературы, повышение культуры чтения.

 

 

Предназначено студентам I-IV курса факультета современных иностранных языков и литератур университета

Специальность 021700 «Филология»

(褻鞨・鈞 021703 ォヌ瑩褂浯 ・・肛サ)

 

Печатается по решению методической комиссии факультета современных иностранных языков и литератур Пермского госуниверситета.

 

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ゥ フ.タ. ト粨浯, 珞・湜蛩, 2012

Uber Den Autor des Buches

HYPERLINK "https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Datei:Bundesarchiv_B_145_Bild-F062164-0004,_Bonn,_Heinrich_B%C3%B6ll.jpg&filetimestamp=20081219220610" Heinrich Böll (1981)

Heinrich Theodor Böll (* 21. Dezember 1917 in Köln; † 16. Juli 1985 in Kreuzau-Langenbroich) war ein deutscher Schriftsteller und Übersetzer. Er gilt als einer der bedeutendsten deutschen Schriftsteller der Nachkriegszeit. Im Jahr 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Heinrich Böll wurde am 21. Dezember 1917 als achtes Kind des katholischen Kölner Schreiners und Holzbildhauers Viktor Böll und dessen zweiter Ehefrau Maria geboren.

Geboren in Köln, am 21. Dezember 1917, während mein Vater als Landsturmmann Brückenwache schob; im schlimmsten Hungerjahr des Weltkrieges wurde ihm das achte Kind geboren; zwei hatte er schon früh beerdigen müssen; während mein Vater den Krieg verfluchte und den kaiserlichen Narren, den er mir später als Denkmal zeigte (Heinrich Böll).

Nach dem Abitur (1937), einer Ausbildung in einer Buchhandlung in Bonn und dem Reichsarbeitsdienst fing Heinrich Böll im Sommer 1939 an der Universität Köln ein Germanistikstudium an. Einige Monate später wurde er zur Infanterie einberufen. Im März 1943 heiratete er die Lehrerin Annemarie Cech. Im Jahr darauf erlag seine Mutter nach einem Fliegerangriff auf Köln einem Herzinfarkt. 1945 geriet er vorübergehend in amerikanische und britische Kriegsgefangenschaft.

Nach dem Krieg nahm Heinrich Böll das Studium wieder auf und verdiente den Lebensunterhalt zunächst mit Gelegenheitsarbeiten. Mit der Veröffentlichung seiner Kurzgeschichte "Der Zug war pünktlich" begann er 1947 eine Karriere als Schriftsteller. Vier Jahre später zeichnete die "Gruppe 47" ihn für seine satirische Erzählung "Die schwarzen Schafe" mit einem Preis aus. Viele seiner Geschichten handeln von Außenseitern, die den Krieg nicht vergessen können, während die Konformisten um sie herum nicht daran erinnert werden wollen und die Gesellschaft das Wirtschaftswunder feiert. Damit wurde Heinrich Böll nicht nur zu einem der wichtigsten Vertreter der deutschen Nachkriegs- und Trümmerliteratur, sondern auch zu einem der meistgelesenen Autoren der Bundesrepublik Deutschland. Von 1971 bis 1974 amtierte er als Präsident des internationalen P. E. N.-Clubs. 1972 erhielt er den Nobelpreis für Literatur.

Eine Kunst um ihrer selbst Willen lehnte Heinrich Böll ab; er forderte vom Schriftsteller kritische Stellungnahmen zur Gesellschaft und Zeitgeschichte. https://www.dieterwunderlich.de/Wunderlich_biografien.htmDeshalb müsse die Literatur auch einem breiten Publikum verständlich sein, meinte er. Heinrich Böll löste diese Forderung ein und engagierte sich auch politisch. Im Bundestagswahlkampf 1969 warb er für Willy Brandt. Dass er sich 1972 für eine sachliche Berichterstattung über die RAF und Ulrike Meinhof einsetzte, wurde ihm von vielen Bundesbürgern schwer verübelt; einige verunglimpften ihn sogar als Sympathisanten der Terroristengruppe, und sein Wohnhaus wurde von der Polizei durchsucht. 1974 nahm er den aus der UdSSR ausgebürgerten Literaturnobelpreisträger Alexander I. Solschenizyn bei sich auf. Neun Jahre später beteiligte Heinrich Böll sich an der Blockade des US-Militärdepots in Mutlangen und sprach auf der zentralen Friedensdemonstration am 22. Oktober in Bonn.

Mit seiner Ehefrau Annemarie Böll zusammen übersetzte er einige Romane englischer, irischer, amerikanischer und australischer Autoren ins Deutsche, so zum Beispiel: "Zur Ruhe kam der Baum des Menschen nie" von Patrick White.

Heinrich Böll starb nach langer Krankheit am 16. Juli 1985 in Langenbroich.

Heinrich Böll:

· Der Zug war pünktlich (1947)

· Wanderer, kommst du nach Spa... (1950)

· Wo warst du, Adam? (1951)

· Nicht nur zur Weihnachtszeit (1952)

· Und sagte kein einziges Wort (1953)

· Haus ohne Hüter (1954)

· Das Brot der frühen Jahre (1955)

· Irisches Tagebuch (1957)

· Doktor Murkes gesammeltes Schweigen (1958)
darunter: Der Wegwerfer

· Billard um halb zehn (1959)

· Ansichten eines Clowns (1963)

· Ende einer Dienstfahrt (1966)

· Gruppenbild mit Dame (1971 ・(Verfilmung)

· Die verlorene Ehre der Katharina Blum (1974)

· Frauen vor Flusslandschaft (1985)

Pensum I

Der Lacher

Heinrich Böll (1952)

1. Lesen Sie aufmerksam die Erzählung 党 Der Lacher・ (Seiten 9-13) und erledigen Sie folgende Aufgaben.

2. Bestimmen Sie die Bedeutung folgender Wörter. Eignen Sie sich diese an. Finden Sie im Text Episoden, die den Gebrauch der Wörter veranschaulichen:

2.1. erfordern;

2.2. unsicher;

2.2.1. verlegen;

2.2.2. schüchtern;

2.3. vermeiden;

2.3.1. entgehen;

2.4. lachen;

2.4.1. brüllen;

2.4.2. kichern;

2.4.3. losplatzen (sein);

2.5. ernst;

2.5.1. todernst;

2.6. das Gesicht;

2.6.1. die Miene;

2.7. sitzen;

2.7.1. herumsitzen.

3. Führen Sie eigene Beispielsituationen zu den Vokabeln an.

4. Eignen Sie sich folgende Wörter und Wortgruppen an. Veranschaulichen Sie den Gebrauch dieser in Kurzdialogen:

4.1. verschlossen sein;

4.2. etwas (Dat.) (lästigen Erklärungen; der Gefahr; einer unangenehmen Situation usw.) entgehen;

4.3. jemanden bei (Dat.) ertappen;

4.4. etwas verlernen.

5. Finden Sie Wortfamilien und Wortverbindungen zu Wörtern:

5.1. empfindsam;

5.2. sitzen;

5.3. sicher.

6. Lesen Sie auf den weiteren Seiten den Originaltext von H. Böll, wie er ihn wirklich geschrieben hat, ohne Verkürzung und Vereinfachung. Vergleichen Sie den Originaltext mit dem Lesebuchtext.

6.1. Es werden Ihnen dabei mehrere Synonyme und Paraphrasen auffallen. Schreiben Sie 13-15 davon auf, z.B.:

· werde ich unsicher ・befällt mich Verlegenheit;

· um angenehme Erklärungen zu vermeiden ・um lästigen Erklärungen zu entgehen;

· Kaiser ・Imperator;

· also ・kurzum;

· ein empfindsamer Schüler ・ein sensibler Abiturient usw.

6.2. Welche Wirkung haben manche Wendungen des Originals auf den Leser im unterschied zu der vereinfachten Version des Lesebuches? Folgende Ausdrücke werden Ihnen dabei helfen:

· sich etwas besser vorstellen können;

· zusätzliche Schattierungen wiedergeben;

· etwas anschaulich machen;

· die Bedeutung von (Dat.) besser zeigen;

· die Gefühle ausführlicher beschreiben;

· Ironie / Verzweiflung / Müdigkeit usw. stärker vermitteln;

· Eine Handlung, einen Vorgang klarer machen usw.

6.3. Worin besteht der Unterschied? Erläutern Sie auf Deutsch:

· unsicher ・verlegen ・schüchtern

· vermeiden ・entgehen

· lachen ・brüllen ・kichern ・losplatzen

· entdecken ・ertappen

· ernst ・todernst

· das Gesicht ・die Miene

· sitzen ・herumsitzen

· verschlossen ・geschlossen

· lernen ・verlernen

6.4. Bilden Sie einen Kurzdialog mit folgenden Wörtern und Ausdrücken:

· verschlossen sein;

· (Dat.) entgehen (lästigen Erklärungen; der Gefahr; einer peinlichen Situation usw.);

· j-n bei (Dat.) ertappen;

· herumsitzen;

· losplatzen (ist);

· etwas (Akk.) verlernen

7. Inhaltsaufgaben:

7.1. Antworten Sie auf die Fragen auf der Seite 13.

7.2. Beschreiben Sie die Abbildungen auf den Seiten 8 und 11.

7.3. Überlegen Sie sich über folgende Aussage: 哲ichts hat solch einen starken Einfluss auf den Charakter und den Lebensstil (Vorlieben, Freizeit, Hobbys, Kleidung, Sprache usw.) des Menschen als sein Beruf・ Stimmen Sie dieser zu?

7.4. Beweisen Sie durch den Inhalt des Gelesenen die Gerechtigkeit des Spruches: 党Glücklich ist der Mann, der von seinem Hobby leben kann・(Bernard Shaw).

Der Lacher

Wenn ich nach meinem Beruf gefragt werde, befällt mich Verlegenheit: ich werde rot, stammele, ich, der ich sonst als ein sicherer Mensch bekannt bin. Ich beneide die Leute, die sagen können: ich bin Maurer. Friseuren, Buchhaltern und Schriftstellern neide ich die Einfachheit ihrer Bekenntnisse, denn alle diese Berufe erklären sich aus sich selbst und erfordern keine längeren Erklärungen. Ich aber bin gezwungen, auf solche Fragen zu antworten: Ich bin Lacher. Ein solches Bekenntnis erfordert weitere, da ich auch die zweite Frage Лeben Sie davon?・wahrheitsgemäß mit Йa・beantworten muss. Ich lebe tatsächlich von meinem Lachen, und ich lebe gut, denn mein Lachen ist ・kommerziell ausgedrückt ・gefragt. Ich bin ein guter, bin ein gelernter Lacher, kein anderer lacht so wie ich, keiner beherrscht so die Nuancen meiner Kunst.

Lange Zeit habe ich mich ・um lästigen Erklärungen zu entgehen ・als Schauspieler bezeichnet, doch sind meine mimischen und sprecherischen Fähigkeiten so gering, dass mir diese Bezeichnung als nicht der Wahrheit gemäß erschien: ich liebe die Wahrheit, und die Wahrheit ist: ich bin Lacher. Ich bin weder Clown noch Komiker, ich erheitere die Menschen nicht, sondern stelle Heiterkeit dar: ich lache wie ein römischer Imperator oder wie ein sensibler Abiturient, das Lachen des 17. Jahrhunderts ist mir so geläufig wie das des 19., und wenn es sein muss, lache ich alle Jahrhunderte, alle Gesellschaftsklassen, alle Altersklassen durch: ich hab痴 einfach gelernt, so wie man lernt, Schuhe zu besohlen. Das Lachen Amerikas ruht in meiner Brust, das Lachen Afrikas, weißes, rotes, gelbes Lachen ・und gegen ein entsprechendes Honorar lasse ich es erklingen, so wie die Regie es vorschreibt.

Ich bin unentbehrlich geworden, ich lache auf Schallplatten, lache auf Band, und die Hörspielregisseure behandeln mich rücksichtsvoll. Ich lache schwermütig, gemäßigt, hysterisch ・lache wie ein Straßenbahnschaffner oder wie ein Lehrling der Lebensmittelbranche; das Lachen am Morgen, das Lachen am Abend, nächtliches Lachen und das Lachen der Dämmerstunde, kurzum: wo immer und wie immer gelacht werden muss: ich mache es schon.

Man wird mir glauben, dass ein solcher Beruf anstrengend ist, zumal ich ・das ist meine Spezialität ・auch das ansteckende Lachen beherrsche; so bin ich unentbehrlich geworden auch für Komiker dritten und vierten Ranges, die mit Recht um ihre Pointe zittern, und ich sitze fast jeden Abend in den Varietés herum als eine subtilere Art Claqueur, um an schwachen Stellen des Programms ansteckend zu lachen. Es muss Maßarbeit sein: mein herzhaftes, wildes Lachen darf nicht zu früh, darf auch nicht zu spät, es muss im richtigen Augenblick kommen ・dann platze ich programmgemäß aus, die ganze Zuhörerschaft brüllt mit, und die Pointe ist gerettet. Ich aber schleiche dann erschöpft zur Garderobe, ziehe meinen Mantel über, glücklich darüber, dass ich endlich Feierabend habe.

Zu Hause liegen meist Telegramme für mich мBrauchen dringend Ihr Lachen. Aufnahme Dienstag・ und ich hocke wenige Stunden später in einem überheizten Schnellzug und beklage mein Geschick. Jeder wird begreifen, dass ich nach Feierabend oder im Urlaub wenig Neigung zum Lachen verspüre: der Melker ist froh, wenn er die Kuh, der Maurer glücklich, wenn er den Mörtel vergessen darf, und die Tischler haben zu Hause meistens Türen, die nicht funktionieren, oder Schubkästen, die sich nur mit Mühe öffnen lassen. Zuckerbäcker lieben saure Gurken, Metzger Marzipan, und der Bäcker zieht die Wurst dem Brot vor; Stierkämpfer lieben den Umgang mit Tauben, Boxer werden blass, wenn ihre Kinder Nasenbluten haben: ich verstehe das alles, denn ich lache nach Feierabend nie. Ich bin ein todernster Mensch, und die Leute halten mich ・vielleicht mit Recht ・für einen Pessimisten.

In den ersten Jahren unserer Ehe sagte meine Frau oft zu mir: Лach doch mal!・ aber inzwischen ist ihr klar geworden, dass ich diesen Wunsch nicht erfüllen kann. Ich bin glücklich, wenn ich meine angestrengten Gesichtsmuskeln, wenn ich mein strapaziertes Gemüt durch tiefen Ernst entspannen darf. Ja, auch das Lachen anderer macht mich nervös, weil es mich zu sehr an meinen Beruf erinnert. So führen wir eine stille, eine friedliche Ehe, weil auch meine Frau das Lachen verlernt hat: hin und wieder ertappe ich sie bei einem Lächeln, und dann lächele auch ich. Wir sprechen leise miteinander, denn ich hasse den Lärm der Varietés, hasse den Lärm, der in den Aufnahmeräumen herrschen kann. Menschen, die mich nicht kennen, halten mich für verschlossen. Vielleicht bin ich es, weil ich zu oft meinen Mund zum Lachen öffnen muss. Mit unbewegter Miene gehe ich durch mein eigenes Leben, erlaube mir nur hin und wieder ein sanftes Lächeln, und ich denke oft darüber nach, ob ich wohl je gelacht habe. Ich glaube: nein. Meine Geschwister wissen zu berichten, dass ich immer ein ernster Junge gewesen sei. So lache ich auf vielfältige Weise, aber mein eigenes Lachen kenne ich nicht.

Pensum II

Die Wage der Baleks

Heinrich Böll, 1953

1. Lesen Sie die Erzählung 党 Die Wage der Baleks ・(Seiten 15-31) und erledigen Sie folgende Aufgaben.

2. Bestimmen Sie die Bedeutung folgender Wörter. Eignen Sie sich diese an. Finden Sie im Text Episoden, die den Gebrauch der Wörter veranschaulichen:

2.1. verfeinern;

2.2. verbacken;

2.3. das Gesetz brechen;

2.4. (Geld) verdienen;

2.5. jemandem etwas anvertrauen;

2.6. der Adel;

2.6.1. der Adelstand;

2.7. den Schaden anrichten;

2.8. reichen;

2.9. zertreten;

2.10. an (Dat.) fehlen;

2.11. jemandem etwas schulden;

2.12. Die Entdeckung;

2.12.1. entdecken;

2.12.2. öffnen;

2.12.3. aufmachen;

2.13. stehlen;

2.14. jemandem zusehen;

2.15. von (Dat.) leben;

2.16. jemanden prügeln.

3. Führen Sie eigene Beispielsituationen zu den Vokabeln an.

4. Finden Sie Wortfamilien und Wortverbindungen zu Wörtern:

4.1. der Flachs;

4.2. der Pilz;

4.3. die Kirche;

4.4. der Zopf;

4.5. der Finger;

4.6. die Waage.

5. Eignen Sie sich folgende Wortgruppen an. Veranschaulichen Sie den Gebrauch der Wortgruppen in Kurzdialogen:

5.1. die Kirche im Dorf lassen;

5.2. wie Pilze aus dem Boden /der Erde/ schießen;

5.3. jemanden anflachsen;

5.4. Die Vor- und Nachteile halten sich /einander/ die Waage.

5.5. Wir werden die Sache schon fingern.

6. Führen Sie eigene Beispielsituationen zu Wortgruppen an.

7. Inhaltsaufgaben:

7.1. Antworten Sie auf die Fragen auf der Seite 32.

7.2. Überlegen Sie sich über folgenden Spruch: 纏wei Klassen ・zwei Lebensweisen・

7.3. Beweisen Sie durch den Inhalt des Gelesenen die Gerechtigkeit der Behauptung: 泥ie Menschen lassen sich selbst benachteiligen und vernachlässigen・

7.4. Beschreiben Sie die Abbildung auf der Seite 14.

Die Waage der Baleks

In der Heimat meines Großvaters lebten die meisten Menschen von der Arbeit in den Flachsbrechen. Seit fünf Generationen atmeten sie den Staub ein, der den zerbrochenen Stängeln entsteigt, ließen sich langsam dahinmorden, geduldige und fröhliche Geschlechter, die Ziegenkäse aßen, Kartoffeln, manchmal ein Kaninchen schlachteten; abends spannen und strickten sie in ihren Stuben, sangen, tranken Pfefferminztee und waren glücklich. Tagsüber brachen sie den Flachs in altertümlichen Maschinen, schutzlos dem Staub preisgegeben und der Hitze, die den Trockenöfen entströmte. In ihren Stuben stand ein einziges, schrankartiges Bett, das den Eltern vorbehalten war, und die Kinder schliefen ringsum auf Bänken. Morgens waren ihre Stuben vom Geruch der Brennsuppen erfüllt; an den Sonntagen gab es Sterz, und die Gesichter der Kinder röteten sich vor Freude, wenn sich der schwarze Eichelkaffee an besonders festlichen Tagen hell färbte, immer heller von der Milch, welche die Mutter lächelnd in ihre Kaffeetöpfe goss.

Die Eltern gingen früh zur Arbeit, der Haushalt war den Kindern überlassen: sie fegten die Stube, räumten auf, wuschen das Geschirr und schälten Kartoffeln, kostbare, gelbliche Früchte, deren dünne Schale sie vorweisen mussten, um den Verdacht möglicher Verschwendung oder Leichtfertigkeit zu zerstreuen. Kamen die Kinder aus der Schule, mussten sie in die Wälder gehen und ・je nach der Jahreszeit 凡 Pilze und Kräuter sammeln: Waldmeister und Thymian, Kümmel und Pfefferminz, auch Fingerhut, und im Sommer, wenn sie das Heu von ihren mageren Wiesen geerntet hatten, sammelten sie Heublumen. Die Baleks zahlten einen Pfennig fürs Kilo Heublumen, die in der Stadt in den Apotheken für zwanzig Pfennig das Kilo an nervöse Damen verkauft wurden. Kostbar waren die Pilze: sie brachten zwanzig Pfennig das Kilo und wurden in der Stadt in den Geschäften für eine Mark zwanzig gehandelt.

Im Herbst krochen die Kinder weit in die grüne Dunkelheit der Wälder, wenn die Feuchtigkeit die Pilze aus dem Boden treibt, und fast jede Familie hatte ihre Plätze, an denen sie Pilze pflückten, Plätze, die von Geschlecht zu Geschlecht weitergeflüstert wurden. Die Wälder und die Flachsbrechen gehörten nicht den Menschen, die dort arbeiteten, sondern den Baleks, die im Heimatdorf meines Großvaters ein Schloss besaßen. Dort gab es ein kleines Stübchen, gleich neben der Milchküche, in dem Pilze, Kräuter und Heublumen gewogen und bezahlt wurden. Auf dem Tisch stand die große Waage der Baleks, ein altertümliches, verschnörkeltes, mit Goldbronze bemaltes Ding, vor dem schon die Großeltern meines Großvaters gestanden hatten, die Körbchen mit Pilzen, die Papiersäcke mit Heublumen in ihren schmutzigen Kinderhänden, gespannt zusehend, wie viel Gewichte Frau Balek auf die Waage werfen musste, bis der pendelnde Zeiger genau auf dem schwarzen Strich stand, dieser dünnen Linie der Gerechtigkeit, die jedes Jahr neu gezogen werden musste. Dann nahm Frau Balek das große Buch mit dem braunen Lederrücken, trug das Gewicht ein und zahlte das Geld aus, Pfennige oder Groschen und sehr, sehr selten einmal eine Mark. Und als mein Großvater ein Kind war, stand dort ein großes Glas mit sauren Bonbons, von denen, die das Kilo eine Mark kosteten, und wenn Frau Balek, die damals über das Stübchen herrschte, gut gelaunt war, griff sie in dieses Glas und gab jedem der Kinder einen Bonbon, und die Gesichter der Kinder röteten sich vor Freude, so wie sie sich röteten, wenn die Mutter an besonderen Tagen Milch in ihre Kaffeetöpfe goss, Milch, die den Kaffee hell färbte, immer heller, bis er blond war wie die Zöpfe der Mädchen.

Eines der Gesetze, welche die Baleks dem Dorf gegeben hatten, hieß: Keiner darf eine Waage im Hause haben! Das Gesetz war schon so alt, dass keiner mehr darüber nachdachte, wann und warum es entstanden war, und es musste geachtet werden, denn wer es brach, wurde aus den Flachsbrechen entlassen, dem wurden keine Pilze, kein Thymian, keine Heublumen mehr abgenommen, und die Macht der Baleks reichte so weit, dass auch in den Nachbardörfern niemand ihm Arbeit gab, niemand ihm die Kräuter des Waldes abkaufte.

Aber seitdem die Großeltern meines Großvaters als kleine Kinder Pilze gesammelt, sie abgeliefert hatten, damit sie in den Küchen der reichen Prager Leute den Braten würzten oder in Pasteten verbacken werden konnten, seitdem hatte niemand daran gedacht, dieses Gesetz zu brechen: fürs Mehl gab es Hohlmaße, die Eier konnte man zählen, das Gesponnene wurde nach Ellen gemessen, und im übrigen machte die altertümliche, mit Goldbronze verzierte Waage der Baleks nicht den Eindruck, als könnte sie nicht stimmen, und fünf Geschlechter hatten dem auspendelnden schwarzen Zeiger anvertraut, was sie mit kindlichem Eifer im Walde gesammelt hatten.

Mein Großvater war der erste, der kühn genug war, die Gerechtigkeit der Baleks zu prüfen, die im Schloss wohnten, zwei Kutschen fuhren, die jeweils einem Jungen des Dorfes das Studium der Theologie im Prager Seminar bezahlten, bei denen der Pfarrer jeden Mittwoch zum Tarock war, denen der Bezirkshauptmann, das kaiserliche Wappen auf der Kutsche, zu Neujahr seinen Besuch abstattete, und denen der Kaiser den Adel verlieh. Mein Großvater war fleißig und klug: er kroch weiter in die Wälder hinein, als vor ihm die Kinder seiner Sippe gekrochen waren, er drang bis in das Dickicht vor, in dem der Sage nach Bilgan, der Riese, hausen sollte, der dort den Hort der Balderer bewacht.

Aber mein Großvater hatte keine Furcht vor Bilgan: er drang weit in das Dickicht vor, schon als Knabe, brachte große Beute an Pilzen mit, sogar Trüffeln, die Frau Balek mit dreißig Pfennig das Pfund berechnete. Mein Großvater trug alles, was er den Baleks brachte, auf die Rückseite eines Kalenderblatts ein: jedes Pfund Pilze, jedes Gramm Thymian, und mit seiner Kinderschrift schrieb er rechts daneben, was er dafür bekommen hatte; jeden Pfennig kritzelte er hin, von seinem siebten bis zu seinem zwölften Jahr, und als er zwölf war, kam das Jahr 1900, und die Baleks schenkten jeder Familie im Dorf, weil der Kaiser sie geadelt hatte, ein Viertelpfund echten Kaffee, von dem, der aus Brasilien kommt; es gab auch Freibier und Tabak für die Männer, und im Schloss fand ein großes Fest statt; viele Kutschen standen in der Pappelallee, die vom Tor zum Schloss führt. Aber schon vor dem Fest wurde der Kaffee in der kleinen Stube ausgegeben, in der seit fast hundert Jahren die Waage der Baleks stand, die jetzt Balek von Bilgan hießen, weil der Sage nach Bilgan, der Riese, dort ein großes Schloss gehabt haben soll, wo die Gebäude der Baleks stehen. Mein Großvater hat mir oft erzählt, wie er nach der Schule dort hinging, um den Kaffee für vier Familien abzuholen: für die Cechs, die Weidlers, die Vohlas und für seine eigene, die Brüchers. Es war der Nachmittag vor Silvester: die Stuben mussten geschmückt, es musste gebacken werden, und man wollte nicht vier Jungen entbehren, jeden einzeln den Weg ins Schloss machen lassen, um ein Viertelpfund Kaffee zu holen.

Und so saß mein Großvater auf der kleinen, schmalen Holzbank im Stübchen, ließ sich von Gertrud, der Magd, die fertigen Achtelkilopakete Kaffee vorzählen, vier Stück, und blickte auf die Waage, auf deren linker Schale der Halbkilostein liegengeblieben war; Frau Balek von Bilgan war mit den Vorbereitungen fürs Fest beschäftigt. Und als Gertrud nun in das Glas mit den sauren Bonbons greifen wollte, um meinem Großvater eines zu geben, stellte sie fest, dass es leer war: es wurde jährlich einmal neu gefüllt, fasste ein Kilo zu denen zu einer Mark.

Gertrud lachte, sagte: "Warte, ich hole die neuen", und mein Großvater blieb mit den vier Achtelkilopaketen, die in der Fabrik verpackt und verklebt waren, vor der Waage stehen, auf der jemand den Halbkilostein liegengelassen hatte, und mein Großvater nahm die vier Kaffeepaketchen, legte sie auf die leere Waagschale, und sein Herz klopfte heftig, als er sah, wie der schwarze Zeiger der Gerechtigkeit links neben dem Strich hängenblieb, die Schale mit dem Halbkilostein unten blieb und das halbe Kilo Kaffee ziemlich hoch in der Luft schwebte; sein Herz klopfte heftiger und er suchte aus seiner Tasche Kieselsteine, wie er sie immer bei sich trug, um mit der Schleuder zu schießen - drei, vier, fünf Kieselsteine musste er neben die vier Kaffeepakete legen, bis die Schale mit dem Halbkilostein sich hob und der Zeiger endlich scharf über dem schwarzen Strich lag.

Mein Großvater nahm den Kaffee von der Waage, wickelte die fünf Kieselsteine in sein Sacktuch, und als Gertrud mit der großen Kilotüte voll saurer Bonbons kam, die wieder für ein Jahr reichen musste, um die Röte der Freude in die Gesichter der Kinder zu treiben, als Gertrud die Bonbons rasselnd ins Glas schüttete, stand der kleine blasse Bursche da, und nichts schien sich verändert zu haben. Mein Großvater nahm nur drei von den Paketen, und Gertrud blickte erstaunt und erschreckt auf den blassen Jungen, der den sauren Bonbon auf die Erde warf, ihn zertrat und sagte: "Ich will Frau Balek sprechen!" "Balek von Bilgan, bitte", sagte Gertrud. "Gut, Frau Balek von Bilgan", aber Gertrud lachte ihn aus, so ging er im Dunkeln ins Dorf zurück und brachte den Nachbarn ihren Kaffee.

Aber mit seinen fünf Kieselsteinen im Sacktuch musste er weit durch die dunkle Nacht gehen, bis er jemand fand, der eine Waage hatte, eine haben durfte.

In den Dörfern Blaugau und Bernau hatte niemand eine, das wusste er, und er schritt durch sie hindurch, bis er nach zweistündigem Marsch in das kleine Städtchen Dielheim kam, wo der Apotheker Honig wohnte. Mein Großvater nestelte sein Sacktuch auf, nahm die fünf Kieselsteine heraus, hielt sie Honig hin und sagte: "Ich wollte das gewogen haben." Ängstlich blickte er in Honigs Gesicht, aber als Honig nichts sagte, nicht zornig wurde, auch nicht fragte, sagte mein Großvater: "Es ist das, was an der Gerechtigkeit fehlt", und mein Großvater spürte jetzt, als er in die warme Stube kam, wie nass seine Füße waren. Der Schnee war durch die schlechten Schuhe gedrungen, und im Wald hatten die Zweige den Schnee über ihn geschüttelt, der jetzt schmolz, und er war müde und hungrig und fing plötzlich an zu weinen, weil ihm die vielen Pilze einfielen, die Kräuter, die Blumen, die auf der Waage gewogen worden waren, an der das Gewicht von fünf Kieselsteinen an der Gerechtigkeit fehlte.

Und als Honig, den Kopf schüttelnd, die fünf Kieselsteine in der Hand, seine Frau rief, fielen meinem Großvater die Geschlechter seiner Eltern, seiner Großeltern ein, die alle ihre Pilze und Blumen auf der Waage hatten wiegen lassen, und es kam über ihn wie eine große Woge von Ungerechtigkeit, und er fing noch heftiger an zu weinen, setzte sich, ohne dazu aufgefordert zu sein, auf einen der Stühle in Honigs Stube, übersah den Pfannkuchen, die heiße Tasse Kaffee, die Frau Honig ihm vorsetzte, und hörte erst auf zu weinen, als Honig selbst aus dem Laden vorn zurückkam und, die Kieselsteine in der Hand schüttelnd, leise zu seiner Frau sagte: "Fünfeinhalb Deka, genau." Mein Großvater ging die zwei Stunden durch den Wald zurück, ließ sich prügeln zu Hause, schwieg, als er nach dem Kaffee gefragt wurde, sagte kein Wort, rechnete den ganzen Abend an seinem Zettel herum, auf dem er alles notiert hatte, und als es Mitternacht schlug, vom Schloss die Böller zu hören waren, im ganzen Dorf das Geschrei, das Klappern der Rasseln erklang, als die Familie sich geküsst, sich umarmt hatte, sagte er in das folgende Schweigen des neuen Jahres hinein: "Baleks schulden mir achtzehn Mark und zweiunddreißig Pfennig". Und wieder dachte er an die vielen Kinder, die alle für die Baleks Pilze gesammelt hatten, Kräuter und Blumen, und er weinte diesmal nicht, sondern erzählte seinen Eltern und Geschwistern von seiner Entdeckung.

Als die Baleks von Bilgan am Neujahrstag vom Hochamt in die Kirche kamen, das neue Wappen in Blau und Gold ・einen Riesen, der unter einer Fichte kauert ・schon auf ihrem Wagen, blickten sie in die harten, blassen Gesichter der Leute, die alle auf sie starrten. Sie hatten im Dorf Girlanden erwartet, am Morgen ein Ständchen, Hoch- und Heilrufe, aber das Dorf war wie ausgestorben gewesen, als sie hindurch fuhren, und in der Kirche wandten sich ihnen die Gesichter der blassen Leute zu, stumm und feindlich, und als der Pfarrer auf die Kanzel stieg, um die Festpredigt zu halten, spürte er die Kälte der sonst so stillen und friedlichen Gesichter.

Mühsam stoppelte er seine Predigt herunter und ging schweißtriefend zurück zum Altar. Als die Baleks von Bilgan nach der Messe die Kirche wieder verließen, gingen sie durch ein Spalier stummer, blasser Gesichter. Die junge Frau Balek von Bilgan blieb vorn bei den Kinderbänken stehen, suchte das Gesicht meines Großvaters, des kleinen blassen Franz Brücher, und fragte ihn in der Kirche: "Warum hast du den Kaffee für deine Mutter nicht mitgenommen?" Und mein Großvater stand auf und sagte: "Weil Sie mir noch so viel Geld schulden, wie fünf Kilo Kaffee kosten." Und er zog die fünf Kieselsteine aus seiner Tasche, hielt sie der jungen Frau hin und sagte: "So viel, fünfeinhalb Deka, fehlen auf ein halbes Kilo an ihrer Gerechtigkeit"; und noch ehe die Frau etwas sagen konnte, stimmte die Gemeinde in der Kirche ein Lied an.

Während die Baleks in der Kirche waren, war Wilhelm Vohla, der Wilderer, in das kleine Stübchen eingedrungen, hatte die Waage gestohlen und das große, dicke, in Leder eingebundene Buch, in dem jedes Kilo Pilze, jedes Kilo Heublumen, alles eingetragen war, was von den Baleks im Dorf gekauft worden war. Den ganzen Nachmittag des Neujahrtags saßen die Männer des Dorfs in der Stube meiner Urgroßeltern und rechneten, rechneten ein Zehntel von allem, was gekauft worden war. Als sie schon viele tausend Taler errechnet hatten und noch immer nicht zu Ende waren, kamen die Gendarmen des Bezirkshauptmanns, drangen schießend und stechend in die Stube meines Urgroßvaters ein und holten mit Gewalt die Waage und das Buch heraus. Die Schwester meines Großvaters wurde dabei getötet, die kleine Ludmilla, ein paar Männer verletzt, und einer der Gendarmen wurde von Wilhelm Vohla, dem Wilderer, erstochen.

Es gab Aufruhr nicht nur in unserem Dorf, auch in Blaugau und Bernau, und fast eine Woche lang ruhte die Arbeit in den Flachsfabriken. Es kamen sehr viele Gendarmen, und die Männer und Frauen wurden mit Gefängnis bedroht. Die Baleks von Bilgan zwangen den Pfarrer, öffentlich in der Schule die Waage vorzuführen und zu beweisen, dass der Zeiger der Gerechtigkeit richtig auspendelte. Und die Leute gingen wieder in die Flachsbrechen ・aber niemand ging in die Schule, um den Pfarrer anzusehen, der ganz allein dastand, hilflos und traurig mit seinen Gewichtssteinen, der Waage und den Kaffeetüten.

Und die Kinder sammelten wieder Pilze, Thymian, Blumen und Fingerhut, aber jeden Sonntag, sobald die Baleks von Bilgan die Kirche betraten, stimmte die Gemeinde das Lied an: "Gerechtigkeit der Erden, o Herr, hat Dich getötet" ・bis der Bezirkshauptmann in allen Dörfern austrommeln ließ, dass das Singen dieses Lieds verboten wäre.

Die Eltern meines Großvaters mussten das Dorf und das frische Grab ihrer kleinen Tochter verlassen. Sie wurden Korbflechter, blieben an keinem Ort lange, weil es sie schmerzte, zuzusehen, wie in allen Orten das Pendel der Gerechtigkeit falsch ausschlug. Sie zogen hinter dem Wagen, der langsam über die Landstraße kroch, ihre magere Ziege mit. Und wer ihnen zuhören wollte, konnte die Geschichte von den Baleks von Bilgan hören, an deren Gerechtigkeit ein Zehntel fehlte. Aber es hörte ihnen fast niemand zu...

Pensum III

Mein Onkel Fred

Heinrich Böll, 1951

1. Lesen Sie die Erzählung 党 Mein Onkel Fred ・(Seiten 33-41) und erledigen Sie folgende Aufgaben.

2. Bestimmen Sie die Bedeutung folgender Wörter. Eignen Sie sich diese an. Finden Sie im Text Episoden, die den Gebrauch der Wörter veranschaulichen:

2.1. etwas aushalten;

2.2. etwas verscheuern;

2.3. etwas verursachen;

2.4. sich gehindert fühlen;

2.4.1. j-n, etwas (Akk.) hindern;

2.4.2. j-n, etwas (Akk.) verhindern;

2.5. etwas gegen etwas tauschen;

2.5.1. wechseln;

2.6. auffordern;

2.6.1. die Aufforderung an (Akk.);

2.6.1.1. fordern;

2.6.1.2. erfordern;

2.6.1.3. verlangen;

2.7. zu sich kommen;

2.7.1. außer sich geraten;

2.8. vorüber sein;

2.8.1. vorbei sein;

2.9. j-m /j-m gegenüber/ misstrauisch sein;

2.9.1. misstrauen;

2.10. vorkommen;

2.10.1. geschehen;

2.10.2. passieren;

2.10.3. sich ereignen.

3. Führen Sie eigene Beispielsituationen zu den Vokabeln an.

4. Eignen Sie sich folgende Wortgruppen an und erklären Sie deren Bedeutungen. Finden Sie im Text Episoden, die den Gebrauch der Wortgruppen veranschaulichen:

4.1. zum Leben erwecken;

4.2. unter den Zeichen j-s (Gen) stehen;

4.3. etwas weitergeben;

4.4. etwas (Dat.) entgegen gehen;

4.5. zwischen zwei Wertwelten stehen;

4.6. den Bedarf wecken.

4.7. den Bedarf decken.

5. Führen Sie eigene Beispielsituationen zu Wortgruppen an.

6. Finden Sie Wortfamilien und Wortverbindungen zu Wörtern, übersetzen Sie diese ins Russische:

6.1. die Aufforderung;

6.2. misstrauisch.

7. Inhaltsaufgaben:

7.1. Antworten Sie auf die Fragen auf der Seite 42.

7.2. Äußern Sie sich zur Frage: Der Mann im Hause ・was sind Erwartungen und Enttäuschungen?

7.3. Beweisen Sie durch den Inhalt des Gelesenen die Gerechtigkeit des Spruches: 兎rst wägen, dann wagen・

7.4. Beweisen Sie durch den Inhalt des Gelesenen den Unterschied von zwei Wertwelten: 1) teuer verkaufen ・billig kaufen; 2) vom Erbenbesitz leben ・aktiv leben.

7.5. Beschreiben Sie die Abbildung auf der Seite 38-39.

Mein Onkel Fred

Mein Onkel Fred ist der einzige Mensch, der mir die Erinnerung an die Jahre nach 1945 erträglich macht. Er kam an einem Sommernachmittag aus dem Kriege heim, schmucklos gekleidet, als einzigen Besitz eine Blechbüchse an einer Schnur um den Hals tragend sowie beschwert durch das unerhebliche Gewicht einiger Kippen, die er sorgfältig in einer kleinen Dose aufbewahrte. Er umarmte meine Mutter, küßte meine Schwester und mich, murmelte die Worte サBrot, Schlaf, Tabakォ und rollte sich auf unser Familiensofa, und so entsinne ich mich seiner als eines Menschen, der bedeutend länger war als unser Sofa, ein Umstand, der ihn zwang, seine Beine entweder anzuwinkeln oder sie einfach überhängen zu lassen. Beide Möglichkeiten veranlaßten ihn, sich wütend über das Geschlecht unserer Großeltern auszulassen, dem wir die Anschaffung dieses wertvollen Möbelstückes verdankten. Er nannte diese biedere Generation muffig und pyknisch, verachtete ihren Geschmack für jenes säuerliche Rosa des Stoffes, mit dem das Sofa überzogen war, fühlte sich aber keineswegs gehindert, einem sehr ausgiebigen Schlaf zu frönen.

Ich selbst übte damals eine undankbare Funktion in unserer unbescholtenen Familie aus: ich war vierzehn Jahre alt und das einzige Bindeglied zu jener denkwürdigen Institution, die wir Schwarzmarkt nannten. Mein Vater war gefallen, meine Mutter bezog eine winzige Pension, und so bestand meine Aufgabe darin, fast täglich kleinere Teile unseres geretteten Besitzes zu verscheuern oder sie gegen Brot, Kohle und Tabak zu tauschen. Die Kohle war damals Anlaß zu erheblichen Verletzungen des Eigentumsbegriffes, die man heute mit dem harten Wort Diebstahl bezeichnen muß. So ging ich fast täglich zum Diebstahl oder Verscheuern aus, und meine Mutter, obwohl ihr die Notwendigkeit solch anrüchigen Tuns einleuchtete, sah mich morgens nur mit Tränen in den Augen meinen komplizierten Pflichten entgegengehen. So hatte ich die Aufgabe, ein Kopfkissen zu Brot, eine Sammeltasse zu Grieß oder drei Bände Gustav Freytag zu fünfzig Gramm Kaffee zu machen, Aufgaben, denen ich zwar mit sportlichem Eifer, aber nicht ganz ohne Erbitterung und Angst oblag. Denn die Wertbegriffe - so nannten es die Erwachsenen damals waren erheblich verschoben, und ich kam hin und wieder unberechtigterweise in den Verdacht der Unehrlichkeit, weil der Wert eines zu verscheuernden Objektes keineswegs dem entsprach, den meine Mutter für angemessen hielt. Es war schon eine bittere Aufgabe, als Vermittler zwischen zwei Wertwelten zu stehen, die sich inzwischen angeglichen zu haben scheinen.

Onkel Freds Ankunft weckte in uns allen die Erwartung starker männlicher Hilfe. Aber zunächst enttäuschte er uns. Schon vom ersten Tage an erfüllte mich sein Appetit mit großer Sorge, und als ich diese meiner Mutter ohne Zögern mitteilte, bat sie mich, ihn erst einmal サzu sich kommen zu lassenォ. Es dauerte fast acht Wochen, ehe er zu sich kam. Trotz aller Flüche über das unzulängliche Sofa schlief er dort recht gut, verbrachte den Tag dösend oder indem er uns mit leidender Stimme erklärte, welche Stellung er im Schlaf bevorzuge.

Ich glaube, es war die Stellung eines Sprinters vor dem Start, die er damals allen anderen vorzog. Er liebte es, nach dem Essen auf dem Rücken liegend, mit angezogenen Beinen, ein großes Stück Brot genußvoll in sich hineinzubröckeln, dann eine Zigarette zu drehen und dem Abendessen entgegenzuschlafen. Er war sehr groß und blaß und hatte am Kinn eine kranzförmige Narbe, die seinem Gesicht etwas von einem angeschlagenen Marmordenkmal gab. Obwohl mich sein Appetit und sein Schlafbedürfnis weiterhin beunruhigten, mochte ich ihn sehr gern. Er war der einzige, mit dem ich wenigstens über den Schwarzmarkt theoretisieren konnte, ohne Streit zu bekommen. Offenbar war er über das Zerwürfnis zwischen den beiden Wertwelten informiert.

Unserem Drängen, vom Kriege zu erzählen, gab er nie nach; er behauptete, es lohne sich nicht. Er beschränkte sich darauf, uns hin und wieder von seiner Musterung zu berichten, die offenbar überwiegend darin bestanden hatte, daß ein uniformierter Mensch Onkel Fred mit heftiger Stimme aufgefordert hatte, in ein Reagenzglas zu urinieren, eine Aufforderung, der Onkel Fred nicht gleich hatte nachkommen können, womit seine militärische Laufbahn von vornherein unter einem ungünstigen Zeichen stand. Er behauptete, daß das lebhafte Interesse des Deutschen Reiches für seinen Urin ihn mit erheblichem Mißtrauen erfüllt habe, mit einem Mißtrauen, das er in sechs Jahren Krieg bedenklich bestätigt fand.

Er war früher Buchhalter gewesen, und als die ersten vier Wochen auf unserem Sofa vorüber waren, forderte meine Mutter ihn mit schwesterlicher Sanftmut auf, sich nach seiner alten Firma zu erkundigen - er gab diese Aufforderung behutsam an mich weiter, aber alles, was ich ermitteln konnte, war ein absoluter Trümmerhaufen von zirka acht Meter Höhe, den ich nach einstündiger mühsamer Pilgerschaft in einem zerstörten Stadtteil auffand. Onkel Fred war über das Ergebnis meiner Ermittlung sehr beruhigt. Er lehnte sich zurück, drehte sich eine Zigarette, nickte meiner Mutter triumphierend zu und bat sie, seine Habseligkeiten herauszusuchen. In einer Ecke unseres Schlafraumes fand sich eine sorgfältig vernagelte Kiste, die wir unter großer Spannung mit Hammer und Zange öffneten; es kamen heraus: zwanzig Romane mittleren Umfangs und mittlerer Qualität, eine goldene Taschenuhr, verstaubt aber unbeschädigt, zwei Paar Hosenträger, einige Notizbücher, das Diplom der Handelskammer und ein Sparkassenbuch über zwölfhundert Mark. Das Sparkassenbuch wurde mir zum Abholen des Geldes, alles andere zum Verscheuern übergeben, einschließlich des Diploms von der Handelskammer, das aber keinen Abnehmer fand, weil Onkel Freds Name mit schwarzer Tusche geschrieben war.

So waren wir vier Wochen jegliche Sorge um Brot, Tabak und Kohlen los, ein Umstand, den ich sehr erleichternd fand, zumal alle Schulen wieder einladend ihre Tore öffneten und ich aufgefordert wurde, meine Bildung zu vervollständigen. Noch heute, wo meine Bildung längst komplett ist, bewahre ich den Suppen, die es damals gab, eine zärtliche Erinnerung, vor allem, weil man fast kampflos zu dieser zusätzlichen Mahlzeit kam, die dem gesamten Bildungswesen eine erfreuliche zeitgemäße Note gab.

Aber das Ereignis in dieser Zeit war die Tatsache, daß Onkel Fred gut acht Wochen nach seiner erfreulichen Heimkehr die Initiative ergriff.

Er erhob sich an einem Spätsommertag morgens von seinem Sofa, rasierte sich so umständlich, daß wir erschraken, verlangte saubere Wäsche, lieh sich mein Fahrrad und verschwand. Seine späte Heimkehr stand unter dem Zeichen großen Lärms und eines heftigen Weingeruchs; der Weingeruch entströmte dem Munde meines Onkels, der Lärm rührte von einem halben Dutzend Zinkeimern, die er mit einem großen Seil zusammengebunden hatte. Unsere Verwirrung legte sich erst, als wir erfuhren, daß er entschlossen sei, den Blumenhandel in unserer arg zerstörten Stadt zum Leben zu erwecken. Meine Mutter, voller Mißtrauen gegen die neue Wertwelt, verwarf den Plan und behauptete, für Blumen bestehe kein Bedürfnis. Aber sie täuschte sich. Es war ein denkwürdiger Morgen, als wir Onkel Fred halfen, die frischgefüllten Eimer an die Straßenbahnhaltestelle zu bringen, wo er sein Geschäft startete. Und ich habe den Anblick der gelben und roten Tulpen, der feuchten Nelken noch heute im Gedächtnis und werde nie vergessen, wie schön er aussah, als er inmitten der grauen Gestalten und der Trümmerhaufen stand und mit schallender Stimme anfing zu rufen: サBlumen ohne!ォ. Über die Entwicklung seines Geschäftes brauche ich nichts zu sagen: sie war kometenhaft. Schon nach vier Wochen war er Besitzer von drei Dutzend Zinkeimern, Inhaber zweier Filialen, und einen Monat später war er Steuerzahler. Die ganze Stadt schien mir verändert: an vielen Ecken tauchten nun Blumenstände auf, der Bedarf war nicht zu decken; immer mehr Zinkeimer wurden angeschafft, Bretterbuden errichtet und Karren zusammengezimmert. Jedenfalls waren wir nicht nur dauernd mit frischen Blumen, sondern auch mit Brot und Kohlen versehen, und ich konnte meine Vermittlertätigkeit niederlegen, eine Tatsache, die viel zu meiner moralischen Festigung beigetragen hat. Onkel Fred ist längst ein gemachter Mann: seine Filialen blühen immer noch, er hat ein Auto, und ich bin als sein Erbe vorgesehen und habe den Auftrag, Volkswirtschaft zu studieren, um die steuerliche Betreuung des Unternehmens schon vor Antritt der Erbschaft übernehmen zu können.

Wenn ich ihn heute sehe, einen massigen Menschen am Steuer seines rotlackierten Wagens, kommt es mir merkwürdig vor, daß es wirklich eine Zeit in meinem Leben gab, in der mir sein Appetit schlaflose Nächte bereitete.

Pensum IV



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