Ein Urlaubsparadies ist das wald- und seenreiches Gebiet zwischen Neubrandenburg und Schwerin. Es schließt sich unmittelbar an die Landschaften im Norden von Frankfurt und Potsdam an, die ähnliche Züge tragen.
Die Landkarte verrät, dass es dem Urlauber, der hier seine Ferien verbringen möchte, nicht leicht fällt, sich zu entscheiden. Zu groß ist die Auswahl an Seen, Campingplätzen und Ferienorten. Nicht zufällig sagt man – wie bei Finnland -, es sei das Land der tausend Seen.
Die Mecklenburgische Seenplatte verdankt ihr heutiges Gesicht der Eiszeit. Sie schuf Seen von vielgestaltiger Form. Eine beträchtliche Zahl erstreckt sich in nord-südlicher Richtung, denn so schob sich einst das Hunderte Meter dicke Inlandeis von Skandinavien nach Mitteleuropa. Das Eis brachte auch ungezählte große und kleine Steinblöcke mit. Generationen haben sie von den Feldern gesammelt. Nun liegen sie am Feldrand, wir finden sie aber auch im Mauerwerk mittelalterlicher Stadtbefestigungen, von Kirchen und anderen Gebäuden. Mit den kleinen Steinen pflasterte man früher die Straßen.
Manche Teile der Mecklenburgischen Seeplatte sind sehr hügelig. Von manchen Anhöhen, die Landkarte spricht sogar von Bergen, z. B. den Helpter Bergen (179 m) hat man eine weite Sicht. Zahlreiche Hügelketten lassen den Urlauber vergessen, dass er im Norddeutschen Tiefland und nicht im Mittelgebirge weilt. Aber es gibt auch flache, sandige Gegenden, häufig mit Kiefernwald bestanden. Sind Wetter und Jahreszeit günstig, geht man hier nicht Pilze suchen, sondern einsammeln – so viele findet man.
Vor allem ist es eine Landschaft mit vielen, oft selten gewordenen Tieren und Pflanzen. Hier haben noch Seeadler, Kraniche, Störche und Wasservögel eine Heimstatt, hier kann man noch Orchideen und große, mit weißen Rosen bedeckte Wasserflächen finden. Es ist ein Paradies der Wassersportler und all derer, die im Urlaub der Natur möglichst nahe sein möchten.
Von der Hauptstadt der Bundesrepublik aus erreicht man die über 180 km breite Seenplatte auf dem kürzesten Wege bei Neustrelitz. In der Umgebung dieser Stadt liegen besonders viele kleinere Seen. Die Entwicklung zum Erholungsgebiet wurde hier von der Natur „vorprogrammiert“. Die Havel, die hier entspringt, und eine Reihe kleiner Kanäle verbinden viele Seen.
Manches in Neustrelitz zeigt, dass die Stadt erst zu Beginn des 18. Jahrhunderts angelegt wurde, nachdem die Residenz des damals ragierenden Herzogs, der heutige Stadtteil Altstrelitz, abgebrannt war. Vor allem fällt die planmäßige Anlage des Straßennetzes auf. In der Stadt Neubrandenburg, bekannt durch ihre mittelalterlichen Stadtbefestigungen und wohlerhaltenen Stadttore, erinnert noch das Mutter-Schulten- Denkmal an einen der Herzöge, der beständig in Geldschwierigkeiten war. Es stellt den Moment dar, als ihm die resolute Bäckersfrau auf offener Straße an die Bezahlung der Schulden erinnert. Dies und manch anderes kann man in Fritz Reuters Roman „Dörchläuchting“ (Durchlaucht) nachlesen. Realistisch beschrieb Fritz Reuter (1810-1874) in plattdeutscher Sprache Land und Leben.
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Neubrandenburg ehrte Reuter durch ein Denkmal, und in seiner Geburtsstadt Stavenhagen kann man im Rathaus, in dem er das Licht der Welt erblickte, eine Gedenkstätte aufsuchen. Gedenkstätten und museale Einrichtungen in verschiedenen Orten erinnern an Leben und Wirken von Persönlichkeiten, die mit Mecklenburg verbunden waren. In Ankershagen z. B. wuchs der Troja-Entdecker Heinrich Schliemann auf. Güstrow ist die langjährige Wirkungsstätte Ernst Barlachs. In Penzlin bei Neubrandenburg verbrachte der Homer-Übersetzer Johann Heinrich Voß seine Kinderjahre. Carwitz bei Feldberg war Zufluchtsort des Schriftstellers Hans Fallada während der Jahre des Faschismus.
Von besonders großer Anziehungskraft ist aber die Müritz, der größte Binnensee dieser Region. Sie rechtfertigt ihren Namen, denn das slawische morcze bedeutet „Meer“. Selbst bei gutem Wetter ist kaum das gegenüberliegende Ufer zu erkennen. Am Ostufer befindet sich ein großes Naturschutzgebiet. Hier werden weite Flächen im ursprünglichen Zustand belassen. Für den Naturfreund ist es ein unvergessliches Erlebnis, wenn hier im Herbst Tausende der selten gewordenen Kraniche auf dem Flug in die südlichen Winterquartiere rasten.
Von Waren aus kann man die Müritz befahren oder über den Kölpin- und Fleesensee zum Plauer See gelangen. Auch nördlich der großen Seen zwischen Waren und Plau befinden sich attraktive Landschaften, z. B. um Güstrow und Krakow am See.
Natürlich hat auch Mecklenburg seine „Schweiz“. Sie liegt um Teterow. Ihr Glanzstück sind die Steilhänge westlich des Malchiner Sees. Über 90 Meter beträgt hier der Höhenunterschied. Am Hang ein Park mit seltenen alten Bäumen, darin in schlichtem Klassizismus die Burg Schlitz. Eigentlich ist es ein Schloss, denn Anfang des 19. Jahrhunderts baute man längst keine Burgen mehr.
Westlich des Plauer Sees bis hin zum Schweriner See erwarten uns ebenfalls noch reizvolle Gegenden. Nicht weit vom Städtchen Goldberg liegt, natürlich auch an einem See, das ehemalige Kloster Dobbertin. Es besaß einen riesigen Grundbesitz. Nach der Reformation wurde es Stift für ledige Töchter des mecklenburgischen Adels. Der berühmte deutsche Architekt Schinkel gab der Klosterkirche eine neue Fassade.
Erläuterung
Fallada, Hans (eigtl. Rudolf Ditzen), 21.7.1893 – 5.2.1947; Romanautor und Erzähler; F. war der Dichter des „kleinen Mannes“; mit seinen besten Romanen gelang es ihm, zum Chronisten der Jahre von der Weimarer Republik bis zum Ende des Faschismus in Deutschland zu werden; mit seinem Roman „Kleiner Mann, was nun?“ erlangte Fallada Weltruhm.
Aufgaben
1.Fertigen Sie eine Stoffsammlung über deutsche Naturschutzgebiete an.
2.Schreiben Sie einen Aufsatz (ein Essay) zum Thema „Urlaub am See“.
3.Sammeln Sie Informationen über die berühmten Persönlichkeiten, die im Text erwähnt wurden.
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